Bonner Forschung führend in NRW

"Unsere Wissenschaftslandschaft gehört heute zu den führenden in Nordrhein-Westfalen", sagt Rainer Neuerbourg, Leiter Innovation der IHK Bonn/Rhein-Sieg. Vor allem der Bonn-Berlin-Beschluss hat die Wissenschaft in der Region gestärkt.

 An der Spitze: Jeder vierte Forschungs-Euro fließt in den Fahrzeugbau.

An der Spitze: Jeder vierte Forschungs-Euro fließt in den Fahrzeugbau.

Foto: dpa

Bonn. Daniel Düsentrieb zieht immer wieder eine neue Erfindung aus dem Ärmel. Die bekannte Figur aus Entenhausen entwickelt für Donald Duck und Co. einen Brotschmierautomaten oder ein Telefon mit eingebautem Bügeleisen. Er verkörpert mit seinen ungewöhnlichen Ideen den geborenen Garagenerfinder.

In der Realität findet Forschung und Entwicklung aber meist ganz anders statt. "Radikale Innovationen spielen in Deutschland eine untergeordnete Rolle", sagt Oliver Koppel, Innovationsökonom beim Institut der Deutschen Wirtschaft (IW) in Köln. "Die meisten Unternehmen entwickeln ihre Produkte kontinuierlich weiter."

In deutschen Firmen forschten und entwickelten 2007 rund 318 000 Menschen, in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis sind es über 1 500. Neuere Zahlen hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft nicht ausgewertet.

Zwar bestimmt mit über 80 Prozent der Dienstleistungssektor die Region, aber auch die Forschung prägt sie. Vor allem der Bonn-Berlin-Beschluss stärkte die Wissenschaft in Bonn/Rhein-Sieg/Ahrweiler. Über 1,4 Milliarden Euro flossen in die Region, als die Regierung nach Berlin umzog. Davon investierte der Bundestag 861 Millionen Euro in Forschungseinrichtungen. Unter anderem die Hochschule Bonn-Rhein-Sieg und das Caesar-Forschungsinstitut entstanden so.

"Unsere Wissenschaftslandschaft gehört heute zu den führenden in Nordrhein-Westfalen", sagt Rainer Neuerbourg, Leiter Innovation von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg. Die Städte Aachen, Bonn und Köln bilden nach Angaben der IHK zusammen sogar die dichteste Forschungs- und Technologielandschaft in Europa. In der Serie "Forschung bei uns" stellt der General-Anzeiger Schwerpunkte aus Unternehmen der Region vor.

Denn vor allem Firmen forschen und entwickeln in Deutschland. Sie gaben rund 66 Milliarden Euro im Jahr 2008 aus, das sind 70 Prozent der Gesamtausgaben für Forschung, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Die restlichen 30 Prozent bringen Hochschulen und Forschungseinrichtungen auf. Die meisten Firmen forschen in der Hochtechnologie, vor allem im Anlagen- oder Maschinenbau. Auch der Fahrzeugbau steht mit an der Spitze: Jeder vierte Forschungs-Euro fließt dorthin.

Besonders große Unternehmen besitzen oft eine eigene Forschungsabteilung und planen ihre Ausgaben schon Jahre im Voraus. "Deshalb sorgte die Wirtschaftskrise auch für keinen starken Rückgang - zumindest was die großen Firmen betrifft", sagt Oliver Koppel vom Kölner IW. Die kleinen und mittelständischen Unternehmen dagegen investierten oft weniger. In Deutschland finanzieren die Firmen ihre Forschung nämlich zu 95 Prozent selbst. Wenn bei Kleineren der Umsatz etwa durch die Krise sinkt, sparen sie an der Forschung.

Mit besseren Förderungen könnte Deutschland laut IW gegensteuern. Der Staat fördere nicht einmal jedes zehnte kleine und mittlere Unternehmen. Bei den Großen sei es fast jedes zweite. Der Staat legt fest, welche Bereiche er fördert. Viele Länder unterstützen anders: Jedes Unternehmen bekommt Steuererleichterungen - egal, woran es forscht.

"Zurzeit ist im Gespräch, ob das System die deutsche Förderung ergänzen soll", sagt Koppel. Vielleicht können die Daniel Düsentriebs dieser Welt dann ihre Ideen besser erforschen und entwickeln.

Erfindergeist in Zahlen Den Erfolg von Forschung zeigt unter anderem die Zahl der Patente. Obwohl NRW das bevölkerungsreichste Bundesland ist, meldeten die Firmen dort 2009 mit 7 408 Patenten nur am drittmeisten an, wie das Deutsche Patent- und Markenamt mitteilt. Rheinland-Pfalz liegt auf dem sechsten Platz. An der Spitze steht Baden-Württemberg. Die Zahl der Patente in Deutschland insgesamt ist 2009 auf um 4,5 Prozent auf 59 583 gesunken.

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