Zahlen aus dem Mietspiegelindex 2017 Bonner Mieten liegen weit über dem Bundesschnitt

Bonn · 6,40 Euro beträgt die Kaltmiete in den Städten deutschlandweit im Schnitt. Während Bonn deutlich darüber liegt, kommen Mieter im Rhein-Sieg-Kreis günstiger davon. Ein Überblick.

Wer in Bonn wohnt, zahlt 15 Prozent mehr Miete als der deutsche Bundesdurchschnitt. Das ist das Ergebnis des aktuellen Mietspiegelindex 2017 des Hamburger Forschungsinstituts F+B, der am Montag veröffentlicht wurde. Mit einer durchschnittlichen Miete von 7,73 Euro pro Quadratmeter in Bonn landet die Bundesstadt unter den 30 teuersten Städten Deutschlands auf Rang 24. Untersucht wurden insgesamt 347 Städte mit mehr als 20.000 Einwohnern.

Teurer als Bonn sind allerdings nicht nur München (10,22 Euro pro Quadratmeter), Stuttgart (9,92 Euro), Köln ( 8,43 Euro) und Düsseldorf (8,26 Euro), sondern auch viele kleinere Städte in den Speckgürteln von München und Stuttgart.

"Die teuerste Großstadt auch für Mieter ist nach wie vor München", erklärt Bernd Leutner, Geschäftsführer von F+B. Die Nettokaltmiete der Münchner liege um 52 Prozent höher als der deutsche Durchschnitt von 6,72 Euro pro Quadratmeter. Köln und Düsseldorf liegen 23 bis 25 Prozent darüber.

Wohnen in Berlin günstiger als in Bonn

"Der Mietspiegelindex bildet damit auch die Wohnungsmarktsituation in den prosperierenden Wirtschaftsmetropolen Deutschlands verlässlich ab", erklärte Leutner. "Ein attraktives Arbeitsplatzangebot zieht weitere Wohnungsnachfrager an, der Wohnungsmarkt wird enger." Das insgesamt steigende Mietniveau wirke sich sukzessive in Form von Mieterhöhungen oder höheren Neuvermietungsmieten auch im Bestand aus.

Immer noch relativ günstig unter den Metropolregionen - auch günstiger als Bonn - ist Berlin. In den westlichen Stadtteilen zahlen Mieter im Schnitt 7,08 Euro pro Quadratmeter, in den östlichen Stadtteilen 6,40 Euro pro Quadratmeter - allerdings steigen die Mieten dort sowohl im Altbau- als auch im Neubausegment überdurchschnittlich an.

Preise im Rhein-Sieg-Kreis

Die Studie zeigt aber auch: Die Mieten steigen in Nordrhein-Westfalen derzeit nicht ganz so stark wie in anderen Regionen Deutschlands. Während sich die Quadratmeterpreise im Durchschnitt bundesweit 2017 um 2,1 Prozent erhöht haben, waren es in NRW 1,8 Prozent wie auch in Bayern und Baden-Württemberg. Dennoch befinden sich in diesen drei Bundesländern auch die drei teuersten Großstädte: München, Stuttgart und Köln.

Der deutsche Mieter zahlt im bundesweiten Schnitt einen Preis von 6,72 Euro pro Quadratmeter. An diesen Wert reichen auch Städte im Rhein-Sieg-Kreis fast heran, die in der Studie ausgewertet wurden: Mieter in Sankt Augustin zahlen 95 Prozent des deutschen Durchschnittspreises, also 6,34 Euro pro Quadratmeter. Wer sich in Troisdorf ansiedelt, muss mit einem durchschnittlichen Mietpreis von rund sechs Euro pro Quadratmeter rechnen - 89 Prozent des deutschen Durchschnitts. Troisdorf und Sankt Augustin sind allerdings die einzigen Städte, die in der Studie aus der Region aufgeführt werden.

347 Städte wurden untersucht

Das Forschungsinstitut F+B hat als Datengrundlage für die Untersuchung 347 Städte mit mehr als 20 000 Einwohnern betrachtet. Grundlage des Vergleichs war eine Wohnfläche von 65 Quadratmetern mit normaler Ausstattung, normalem Sanierungsgrad in mittlerer Wohnlage. Dazu wurden jeweils Wohnungen aus unterschiedlichen Baujahren betrachtet.

Da sich der Mietspiegelindex auf die unterschiedlichen Mietspiegel der Städte bezieht, wird in der Untersuchung nur ein Teil der deutschen Städte aufgegriffen. Denn keine Kommune ist dazu verpflichtet, einen Mietspiegel zu erstellen. Insgesamt gibt es in Deutschland 566 von 1578 Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern, die einen Mietspiegel erstellen. Von den Metropolen (ab 100.000 Einwohnern) verfügen mittlerweile nahezu alle über diese Übersicht. Von Städten mit mehr als 500 000 Einwohnern ist nur Bremen nicht vertreten.

Nachfrageeffekte in Ost- und Westdeutschland

Ein Problem beim Vergleich der Mieten der einzelnen Städte ist das Alter der Wohnungen, das teilweise sehr unterschiedlich ist. Kleine Städte haben typischerweise nur einen geringen Altbaubestand, der in Großstädten oftmals wesentlich größer ist. Daher wäre ein direkter Vergleich um diesen Effekt verzerrt, heißt es in der Studie. F+B hat daher für jede Stadt die mittlere Miete anhand der durchschnittlichen Baualtersstruktur aller Städte und Gemeinden berechnet.

Bei der Betrachtung der Baujahre werden laut Mietspiegelindex auch die unterschiedlichen Nachfrageeffekte in Ost- und Westdeutschland offensichtlich. In den westlichen Regionen gelte grundsätzlich die Regel: je neuer die Wohnung, desto höher die Miete. im Osten dagegen seien die Altbaubestände inzwischen teurer als die Wohnungen aus der Zeit des Wiederaufbaus bis in die 80er Jahre. Erst die Nachwendewohnungen verfügen demnach über ein deutlich höheres Mietniveau.

F+B berät Unternehmen, Verbände und staatliche Institutionen in Fragen der Wohnungs- und Immobilienmarktentwicklung bei sozial- und umweltbezogenen Vorhaben der Stadtentwicklung.

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