Allianz übernimmt Tank & Rast Bonner Raststättenkette kommt in neue Hände

BONN · Die Autobahnraststättenkette Tank & Rast bekommt einen neuen Eigentümer. Ein Konsortium um den Versicherungsriesen Allianz übernimmt das in Bonn ansässige Unternehmen.

Der Kaufpreis an den bisherigen Eigentümer, dem britischen Finanzinvestor Terra Firma und dem Infrastrukturfonds Rreef der Deutschen Bank, soll bei rund 3,5 Milliarden Euro liegen. Zu dem Konsortium gehören auch die Münchener Rückversicherung und Investoren aus Kanada und Abu Dhabi.

Allianz übernimmt Tank & Rast

Die Allianz kauft mit Partner-Investoren die deutsche Autobahn-Raststättenkette Tank & Rast. Das Unternehmen mit seinen 390 Raststätten, 350 Tankstellen und 50 Hotels verspreche auch langfristig stabile und vorhersehbare Erträge, erklärten am Montag die Käufer - neben der Allianz eine Tochter der Münchener Rückversicherung, ein kanadischer Pensionsfonds und das Emirat Abu Dhabi.

Die Deutsche Bank und der britische Finanzinvestor Terra Firma bekamen als Kaufpreis annähernd 3,5 Milliarden Euro, hieß es aus informierten Kreisen.

Bieterwettstreit

Auch der chinesische Staatsfonds CIC war nach eigenen Angaben am Kauf des deutschen Autobahndienstleisters interessiert gewesen. In einem Bieterwettstreit setzten sich nun die Münchner Versicherungskonzerne, der Pensionsfonds Borealis aus Ontario und der Staatsfonds von Abu Dhabi durch. Ob jeder der vier Partner den gleichen Anteil hält, wurde nicht mitgeteilt.

Versicherungen und Finanzanleger investieren wegen der niedrigen Zinsen inzwischen vermehrt in Infrastrukturprojekte, die unabhängig von der Börsenentwicklung langfristig stabile Renditen versprechen. Christian Fingerle, oberster Anleger bei Allianz Capital Partners, sagte, die neuen Besitzer wollten Tank & Rast bei seinem nachhaltigen Wachstumskurs unterstützen. Münchener-Rück-Manager Holger Kerzel betonte die attraktiven Gewinne bei überschaubaren Risiken.

Tank & Rast verfügt über 90 Prozent

Tank & Rast ist die größte Dienstleistungsgesellschaft dieser Art in Deutschland. Sie verfügt über 90 Prozent der Konzessionen für Nebenbetriebe an den Autobahnen.

Die Unternehmensgruppe inklusive etwa 110 Pächterunternehmen erwirtschaftet mit 12.000 Mitarbeitern einen Jahresumsatz von mehr als drei Milliarden Euro. Unternehmensangaben zufolge hat jede Tank- & Rast-Anlage jährlich 1,3 Millionen Kundenkontakte, insgesamt verzeichnet Tank & Rast 500 Millionen Besucher pro Jahr.

Der Bund hatte den Staatsbetrieb 1998 an ein Konsortium aus Allianz, Lufthansa und Apax verkauft. 2004 übernahm die britische Beteiligungsgesellschaft Terra Firma das Unternehmen für gut eine Milliarde Euro, 2007 stieg die Deutsche Bank mit einer 50-Prozent-Beteiligung ein.

Terra-Firma-Chef Guy Hands teilte mit, der Kauf von Tank & Rast 2004 habe schon das Fünffache des ursprünglichen Betrags eingebracht, und der Verkauf jetzt komme noch hinzu.

Modernisierung unter der Marke Sanifair

Die Raststättenkette hat nach eigenen Angaben seit 1998 gut eine Milliarde Euro investiert. So wurde der Toilettenbetrieb unter der Marke Sanifair modernisiert, und in der Gastronomie wurden Partner wie McDonald's oder Lavazza an Bord geholt. Die Gesellschaft selbst erzielte - bedingt durch die Struktur mit halbselbstständigen Pächtern - im vergangenen Jahr bei einem Umsatz von 506 (Vorjahr 482) Millionen Euro ein operatives Ergebnis von 236 Millionen Euro.

Ende 2014 waren im Konzern knapp 800 Mitarbeiter beschäftigt, rund 300 davon in der Bonner Zentrale.

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