Bonner Solarworld erhöht Wachstumsprognose

Der Photovoltaik-Konzern will im laufenden Jahr um 40 Prozent zulegen - Firmenzentrale lagert Vertrieb aus dem ehemaligen Regierungsviertel in Buschdorfer Gewerbegebiet aus

  Glänzende Aussichten:  Solarworld-Chef Frank Asbeck will seine Solarmodule verstärkt im Ausland verkaufen.

Glänzende Aussichten: Solarworld-Chef Frank Asbeck will seine Solarmodule verstärkt im Ausland verkaufen.

Foto: Lannert

Bonn. Frank Asbeck genießt den Auftritt ganz offensichtlich. "Sonnige Aussichten" kündigte der Vorstandsvorsitzende und Gründer der Bonner Solarworld AG am Donnerstag bei der Bilanzvorstellung an.

Nachdem der börsennotierte Konzern im vergangenen Jahr bereits Umsatz und Ergebnis deutlich steigerte ( der GA berichtete), hängt der Solar-Unternehmer die Messlatte für 2005 nochmals höher: Nicht um 25 Prozent - wie bisher angekündigt -, sondern um 40 Prozent will das Unternehmen wachsen. Der Umsatz soll auf 280 Millionen Euro steigen, der Gewinn vor Steuern auf 25 Millionen Euro.

Innerhalb von zwei Jahren hat der Hersteller von Solarmodulen, -Zellen und Wafern (Siliziumscheiben) sich aus den roten Zahlen auf einen deutlichen Wachstumskurs manövriert.

Das Hauptwerk im sächsischen Freiberg soll in den kommenden Jahren auf das Doppelte seiner Kapazität ausgebaut werden, unterstützt durch Bürgschaften von Bund und Land. In Bonn will die Solarworld AG ihren Vertrieb aufstocken und von der Firmenzentrale im ehemaligen Regierungsviertel nach Buschdorf verlagern. Statt bisher 60 sollen künftig 100 Beschäftigte in Bonn arbeiten.

Außerdem strebt Asbeck weiter ins Ausland. Zwei statt bisher ein Drittel der Umsätze wollen die Bonner langfristig außerhalb Deutschlands erwirtschaften und dort auch die Solarmodule zusammenbauen. Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen eine Partnerschaft mit einem chinesischen Produzenten vereinbart. Um der asiatischen Konkurrenz zuvorzukommen, wie Asbeck sagt.

"Vorsicht, die besohlen uns sonst die Schuhe", warnt der Bonner Unternehmer - Beiname: "der Sonnenkönig" - und schwenkt als Beweis für den technologischen Fortschritt in Fernost sein Mao-Feuerzeug aus Studientagen, das seit einer Reparatur durch seine asiatischen Geschäftspartner die chinesische Nationalhymne spielt. "Das haben die innerhalb von 48 Stunden eingebaut und nach Deutschland geschickt."

Die Aktionäre des im Technologie-Index TecDax notierten Unternehmens konnten zumindest seit vergangenem Jahr vom Solar-Boom profitieren. Um über 500 Prozent ist die Aktie innerhalb der vergangenen zwölf Monate gestiegen. Mit 99,25 Euro lag der Kurs der Solarworld-Papiere am Donnerstag bei Börsenschluss deutlich über dem Jahrestief von 66 Euro.

Wer mit Solarworld an der Börse Geld verdienen wollte, brauchte jedoch starke Nerven. Die erheblichen Kursschwankungen hätten einer "Berg- und Talfahrt" geglichen, räumt Asbeck ein. Sicher ist den Aktionären zumindest die Dividende. Die will der Konzern von 18 auf 36 Cent verdoppeln.

Vor wenigen Tagen hatte die Solarworld-Aktie Wert verloren, nachdem Analysten die Papiere von "buy" (kaufen) auf "sell" (verkaufen) heruntergestuft hatten. Vor allem die weltweite Knappheit an Silizium, das zur Herstellung von Solarmodulen notwendig ist, lässt Experten immer wieder an den Wachstumserwartungen der Branche zweifeln.

Asbeck macht sich über den Rohstoff-Nachschub offenbar keine Sorgen. Solarworld habe sich unter anderem über Lieferverträge und hohe Lagerbestände abgesichert. Der "Sonnenkönig" zweifelt nicht am langfristigen Erfolg der Solarbranche. Der steigende Ölpreis zeige, "das Zeug wird knapp". Zwischen den Jahren 2010 und 2013, so Asbeck, würden sich die Preise von herkömmlichem Strom und der staatlich subventionierten Sonnenenergie angleichen.

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