Kautex Textron Bonner Unternehmen beliefert Autohersteller in aller Welt mit Kunststoff-Teilen

BONN · Ein Autotank muss einiges aushalten. Auf dem Werksgelände des Holzlarer Unternehmens Kautex Textron werden die Kunststoffbehälter erst mit einer frostsicheren Mischung aus Wasser und Glykol befüllt, dann auf Minusgrade heruntergekühlt, um zum Schluss aus sechs Metern Höhe auf eine Stahlplatte zu fallen.

 Hier entsteht ein Auto-Tank: Maschinell gesteuerte Greifarme bearbeiten den schwarzen Kunststoffkörper in den Werkshallen von Kautex Textron in Holzlar.

Hier entsteht ein Auto-Tank: Maschinell gesteuerte Greifarme bearbeiten den schwarzen Kunststoffkörper in den Werkshallen von Kautex Textron in Holzlar.

Foto: Kautex

"Nur wenn dann nichts bricht, sind Tanks sicher genug für den Einbau in Autos", sagt Kautex-Techniker Rolf Deindörfer. Modelle, die den Falltest überstanden haben, gehen in den Werkshallen in Serie: Eine Extrusionsblasanlage formt die Hohlkörper aus bis zu 230 Grad heißem Kunststoff, der aus mehreren verschiedenen Lagen besteht. Nach der Abkühlung beginnt die Arbeit der robotergesteuerten Greifarme. Sie bohren Löcher, fräsen und schrauben.

Kautex Textron liefert Tanks für Autohersteller in alle Welt. In Holzlar entstehen vor allem Spezialanfertigungen für kleinere Serien wie den Porsche Panamera. Die Ingenieure des Unternehmens entwickeln dabei spezielle Lösungen: Bei vielen Fahrzeugen sorgt etwa ein speziell gebogenes Einfüllrohr dafür, dass Beifahrer später auf den Rücksitzen trotz des darunterliegenden Tanks bequem einsteigen können.

Die Nachfrage nach den Produkten hat die weltweite Autokrise offenbar nicht gedämpft. Umgerechnet rund 1,3 Milliarden Euro hat Kautex, das seit 1996 zum US-Konzern Textron gehört, im vergangenen Jahr umgesetzt. Für das laufende Jahr rechnet das Unternehmen mit einer mindestens konstanten Geschäftsentwicklung.

Weltweit beschäftigt Kautex rund 5500 Mitarbeiter, davon etwa 650 in der Holzlarer Firmenzentrale. "Nach den Umstrukturierungen in den Krisenjahren 2008 und 2009 soll die Zahl der Mitarbeiter am Standort jetzt stabil bleiben", sagte Personalleiterin Beate Bungartz. In Bonn-Duisdorf arbeiten weitere rund 110 Beschäftigte für Kautex: Sie stellen dort Kunststoffverpackungen wie Shampoo- oder Motorölflaschen her.

Die heutige US-Konzerntocher hat ihre Wurzeln in der Region. 1935 gründete Reinhold Hagen in Siegburg seine "Galvanischen Werkstätten". Der rheinische Unternehmer gilt als Pionier der Kunststoffindustrie. 1949 entwickelte das Unternehmen nach eigenen Angaben die erste Blasmaschine Europas. Mit dieser Technik werden Hohlkörper aus Kunststoff geformt.

In den 1950er Jahren steigt Kautex mit damals mehr als 1000 Beschäftigten zum europäischen Marktführer auf. 1976 verkauft die Gründerfamilie Hagen die Maschinenbau-Sparte an den Krupp-Konzern, die Kunststoffverarbeitung (heute Kautex Textron) übernahmen 1989 die Klöckner Werke.

Die ehemaligen Schwestern sind heute Konkurrenten: An der Holzlarer Kautexstraße arbeitet Kautex Textron Tür an Tür mit dem Unternehmen Kautex Maschinenbau, das nach einem Management-Buyout führenden Mitarbeitern gehört.

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