Zurich-Tochter Bonnfinanz muss sich neu aufstellen

Bonn · Das von Bonn aus gesteuerte Deutschlandgeschäft bereitet dem Versicherungskonzern Zurich derzeit wenig Freude. Fehlkalkulationen der deutschen Tochter bei der Versicherung von Krankenhäusern sowie von Architekten und Ingenieuren hatten die Schweizer Muttergesellschaft wie berichtet im vergangenen Jahr mehr als eine halbe Milliarde Dollar gekostet.

Unternehmerische Fehlentscheidungen lasten aber auch auf dem ebenfalls zur Zurich-Gruppe gehörenden Finanzmakler Bonnfinanz, wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab. Ein geplanter Umbau im Vertrieb scheiterte und kostete das Traditionsunternehmen fast den gesamten Jahresgewinn.

"Unsere Anstrengungen, größere Vertriebseinheiten aufzubauen, haben sich nicht ausgezahlt", räumte der seit Jahresbeginn amtierende neue Bonnfinanz-Chef Martin Lütkehaus (52) ein. Das Unternehmen musste die Reißleine ziehen und das Projekt stoppen. Kosten: mehr als zwei Millionen Euro.

Das eigentliche Geschäft lief mäßig. Mit dem Verkauf von Versicherungen, Bausparverträgen und anderen Finanzprodukten erzielte Bonnfinanz 71,2 Millionen Euro an Provisionen, 1,4 Millionen weniger als im Vorjahr. Der Betriebsgewinn brach von 4,4 Millionen Euro auf nur noch 0,12 Millionen Euro ein.

Baustellen gibt es für Lütkehaus reichlich. So ist die Zahl der bundesweit für Bonnfinanz tätigen Versicherungsmakler binnen Jahresfrist per Saldo um 100 auf noch 1000 gesunken. Lütkehaus rechnet mit einem weiteren Rückgang um maximal 200, "vor allem aus Altersgründen". Nachwuchs zu finden, sei schwierig.

Das Image ist angeknackst. Immerhin 120 Nachwuchskräfte konnte Bonnfinanz im vergangenen Jahr gewinnen, angesprochen werden sollen jetzt wieder vor allem Banker. Problematisch sind aber auch einige Produkte, mit denen Bonnfinanz unterwegs ist. Die Zurich-Lebensversicherung gilt mit einer Überschuss-Beteiligung von zuletzt nur noch 3,3 Prozent als wenig konkurrenzfähig.

Lebensversicherungs-Produkte machen aber noch mehr als 60 Prozent der Provisionserlöse bei Bonnfinanz aus. "Es wird Änderungen im Produktmix geben", kündigte Lütkehaus an. "Die Talsohle ist erreicht", zeigte sich der Manager für dieses Jahr zuversichtlich. Der Betriebsgewinn soll wieder ungefähr die Hälfte des Wertes aus dem Jahr 2011 erreichen.

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