Familienunternehmen in der Region Bonn/Rhein-Sieg Branchen mit ungewisser Zukunft

Bonn · Die regionalen Familienunternehmen Baumann und Anton Klein wollen sich gemeinsam stärker aufstellen. Sowohl der Schwertransport als auch die Verpackungsbranche stehen in den nächsten Jahren vor Herausforderungen.

Sabine Baumann-Duvenbeck leitet das Traditionsunternehmen Viktor Baumann Schwertransporte aus Bornheim.

Sabine Baumann-Duvenbeck leitet das Traditionsunternehmen Viktor Baumann Schwertransporte aus Bornheim.

Foto: Benjamin Westhoff

Die eine verpackt, die andere transportiert. Maria Klein-Schmidt und Sabine Baumann-Duvenbeck kennen sich seit knapp einem Jahr persönlich. Beide führen Familienunternehmen aus zwei Branchen, in denen der Wind langsam rauer wird. Und da sich ihre Dienstleistungen gut ergänzen, wollen sie künftig kooperieren – natürlich auch, um sich der Konkurrenz gegenüber besser aufzustellen.

Die Firma Anton Klein, die seit 44 Jahren in Hennef sitzt, produziert Verpackungen in Maßanfertigung – überwiegend für Maschinen- und Anlagenbauer. Viktor Baumann Schwertransporte aus Bornheim hat eine zweite Niederlassung in Leipzig und ist nach eigener Aussage einer der größten Anbieter in der Branche. Das Unternehmen mit seiner 125-jährigen Firmengeschichte bietet neben Transport- auch Krandienstleistungen an.

Trotz Tradition und treuer Kunden müssen sich beide Unternehmen in den kommenden Jahren neuen Herausforderungen stellen. Der Blick in die Zukunft fällt beiden schwer. Baumann-Duvenbeck gibt offen zu, dass sie auch Zweifel hat: „Die Energiewende macht uns sehr zu schaffen“, erklärt sie. Schließlich sei ihr Unternehmen auf Kraftwerksbau und den Transport von Transformatoren spezialisiert. Diese Aufträge nähmen allerdings rapide ab, da alle Anlagen nach und nach abgeschaltet werden. Baumann-Duvenbeck orientiert sich deshalb zunehmend ins Ausland. „In Zentralasien werden derzeit viele Gaskraftwerke gebaut.“

Und auch Klein-Schmidt hält sich mit Prognosen für die Verpackungsbranche zurück: „Wir sind stark vom Export und vom Maschinenbau abhängig“, erklärt sie. „Besonders China ist ein wichtiger Partner für Deutschland. Wenn dort allerdings die Immobilienblase platzt, ist die Krise da.“ Klein-Schmidt leitet das Unternehmen mit 75 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 6,5 Millionen Euro in der zweiten Generation. Sie ist von klein auf in den Betrieb hineingewachsen. „Ich hätte nie Ärztin oder Lehrerin werden können.“ Seit 2011 ist Klein-Schmidt Geschäftsführerin. Vor einigen Jahren hat sie auch das Maschinenhaus des Atomkraftwerks Mühlheim-Kärlich verpackt.

In den riesigen Lager- und Produktionshallen in Hennef gibt es auch einen abgetrennten Teil mit Stacheldraht gesichert. Das, was hier verpackt wird, wird per Luftfracht versendet. Wieso die Güter isoliert werden müssen? „Dann müssen sie am Flughafen nicht mehr auf Sprengstoff untersucht werden“, erklärt Klein-Schmidt. Die Güter seien damit „Teil der sicheren Lieferkette“. Eine Regel, die erst seit knapp vier Jahren existiere, erklärt Klein-Schmidt, und im Zuge der Terroranschläge eingeführt wurde. „Immerhin wird die meiste Fracht in Passagierflugzeugen transportiert.“ Neue Regeln gibt es auch für den Schwertransport: „Die Auflagen werden immer strenger“, erklärt die Geschäftsführerin der Firma Baumann. Zum Beispiel dürften Transporte ab einem Gewicht von 60 Tonnen über die meisten Rheinbrücken nur noch zwischen 22 Uhr abends und 6 Uhr morgens fahren.

Dazu seien die Zustände vieler Brücken und Straßen so schlecht, dass sie nicht mehr befahrbar seien. Damit werden die Wege für das Unternehmen mit 120 Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von rund 20 Millionen Euro immer länger.

Eine Entwicklung, die beide Unternehmerinnen feststellen können: Die Kunden werden immer anspruchsvoller, fordern mehr Flexibilität und wollen dafür weniger ausgeben. „Manche kaufen nur nach dem Preis ein“, erklärt Baumann-Duvenbeck. Die neue Konkurrenz auf dem Markt biete zwar günstigere Dienstleistungen, habe aber weniger Erfahrung. Um mit Billiganbietern und den gestiegenen Anforderungen der Kunden mithalten zu können, wollen die beiden Unternehmen künftig alles aus einer Hand anbieten: Von der Demontage, dem Zerlegen und Verpacken von Schwergütern über das Verladen und Transportieren bis hin zur finalen Montage. Der Kunde braucht für die gesamte Lieferkette nur noch einen Ansprechpartner.

Neben den Kunden denken die beiden Geschäftsführerinnen bei ihren Plänen auch an die Mitarbeiter: Denn durch die breitere Aufstellung sollen auch die Arbeitsplätze ihrer Familienunternehmen künftig gesichert werden.

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