Bullies aus Brasilien kommen per Bahn nach Beuel
Ansässige Unternehmer und Bezirksverordnete Caroline Klän kämpfen für den "letzten funktionstüchtigen Umschlagplatz zwischen Straße und Schiene in Bonn und Umgebung"
Beuel. Ein Güterzug mit drei nostalgieträchtigen Volkswagen-Transportern auf der Ladefläche rollte auf dem Güterbahnhof in Beuel ein und ließ die Herzen von Oldtimer-Freunden und Schaulustigen höher schlagen. Von der Produktionsstätte in Sao Paulo aus waren die charismatischen Bullies nach Antwerpen verschifft worden.
Von dort aus gelangten sie mit Hilfe der heimischen Rhein-Sieg-Eisenbahngesellschaft (RSE) auf dem Schienenweg zum Güterbahnhof nach Beuel. Doch der schöne Schein trügt, denn der VW-Entfallteiledienst, der hier regelmäßig Containerlieferungen mit VW-Oldtimer-Ersatzteilen verlädt, sieht die Existenz des "letzten funktionstüchtigen Umschlagplatzes zwischen Straße und Schiene in Bonn und Umgebung" durch die Planungen der Stadt Bonn und der Deutschen Bahn zur Linie S 13 bedroht.
Für das Unternehmen wäre der Abriss des denkmalgeschützten Güterbahnhofgebäudes eine Katastrophe: "Auch wenn es auf den ersten Blick nicht so scheint, sind wir ein rasant wachsender Betrieb mit einer Umsatzsteigerung von zuletzt 23 Prozent. Das Geschäft mit den VW-Transportern zeigt, dass wir in einer rentablen Nische tätig sind", so die Geschäftsführer Norbert Gutsche und Florian Kalff.
So ist die publikumswirksam inszenierte Verladeaktion der VW-Busse auch für die Bezirksverordnete Caroline Klän vom Bürger Bund Bonn "alles andere als bloße Spielerei, sondern eine Demonstration für eine noch funktionierende Infrastruktur und die unnötige Bedrohung von Arbeitsplätzen." Da die derzeitige Planung der S 13 zwingend den Bau einer mindestens 2,50 Meter hohen Lärmschutzwand vorsehe, hätte dies eine optische Abtrennung der Oberen Wilhelmstraße zur Folge.
"Zudem würde ein weiterer Lebensmittel-Discounter an dieser Randlage dem Beueler Zentrum dringend benötigte Kaufkraft entziehen", kritisiert Klän die geplante Ansiedlung eines Lidl- und eines Elektromarktes am Güterbahnhof, die auch die Zukunft der Kohlenhandlung Zettelmeier in Frage stellen würde.
Wie berichtet, hat sich Lidl das fragliche Grundstück bereits gesichert, doch für den Bau fehlt noch das "grüne Licht" von der Stadt. Um zumindest die drohende Stilllegung des Güterbahnhofs abzuwenden, sieht ein Alternativplan der RSE eine Einfahrt der S 3 in den Bahnhof Beuel über das ehemalige Zufahrtsgleis der Firma Degussa vor.
"So entfiele der Zwang eines Lärmschutzbaus, da es formal keinen Trassenneubau gibt", erläutert Rainer Bohnet, Pressesprecher der RSE. Außerdem bleibe so die Möglichkeit erhalten, am Beueler Bahnhof Fernzüge (IC, ICE) abzufertigen, wenn auf der linken Rheinstrecke ein Ausfall auftritt. "Durch die bisherigen Planungen würde der Beueler Bahnhof zum reinen regionalen Haltepunkt degradiert, die Abfertigung von Fernzügen wäre technisch unmöglich", so Bohnet bei der Präsentation des Alternativplans. Jetzt sei es an der Stadt, auf die Vorschläge einzugehen.