Gesprächsrunde von GA und IHK Bonner Bundestagskandidaten diskutieren hitzig über Verkehrsthema

Bonn · In diesem Punkt waren sich fast alle Parteien einig: Bus- und Bahnfahren ist im Moment zu teuer. Und doch wurde es hitzig am Donnerstagabend bei der Diskussion zu den Themen Mobilität und Klimaschutz von GA und IHK zwischen den Bonner Bundestagskandidaten.

 Die Bonner Bundestagskandidaten diskutierten über Verkehrs- und Klimaschutzthemen.

Die Bonner Bundestagskandidaten diskutierten über Verkehrs- und Klimaschutzthemen.

Foto: Meike Böschemeyer

Wer aus dem Rhein-Sieg-Kreis täglich mit dem Auto in die Bonner Innenstadt pendelt, steht fast jeden Morgen in langen Staus. Bonn gehört zu den staureichsten Städten Nordrhein-Westfalens und braucht dringend zukunftsfähige Lösungen beim Thema Mobilität. Dementsprechend hitzig wurde es bei der wirtschaftspolitischen Diskussion mit den Kandidierenden des Bundestagswahlkreises Bonn bei Fragen zum Verkehr. In Kooperation mit dem General-Anzeiger richtete die Industrie- und Handelskammer (IHK) Bonn/Rhein-Sieg eine Gesprächsrunde mit den Kandidierenden von CDU, SPD, FDP, Bündnis 90/Die Grünen, Die Linke und der AfD aus. Helge Matthiesen, Chefredakteur des GA, moderierte die etwa 90-minütige Diskussion.

„Bei den Grünen wird ein Bild von Bullerbü gemalt, wo alle nur mit dem Fahrrad fahren. Das Problem an dem wunderbaren Buch Bullerbü ist, dass nirgendwo steht, wovon die Leute eigentlich leben und wo sie arbeiten“, kritisierte Alexander Graf Lambsdorff (FDP) die Forderungen der Grünen. Er plädierte für eine Bonner Innenstadt, die mit verschiedenen Verkehrsmitteln zu erreichen ist. „Wir dürfen nicht einzelne Verkehrsträger verteufeln“, so Graf Lambsdorff. Außerdem müsse es deutlich einfacher werden, Tickets für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) zu kaufen. Katrin Uhlig von den Grünen möchte dafür einen Mobilpass für Bonn einführen: „Dort kann man eingeben, wo man hin möchte. Und dann bekommt man verschiedene Optionen angezeigt und kann diese buchen, zum Beispiel ein  Leihfahrrad oder ein Leihauto, Tickets des ÖPNV oder der Bahn. Auch Fußstrecken sollen angezeigt werden.“

Jessica Rosenthal von der SPD begrüßt eine autofreie Bonner Innenstadt auf langfristige Sicht. Um dies umzusetzen, müsse es allerdings ausreichend Park&Ride-Parkplätze rund um die Stadt geben sowie einen günstigen oder sogar ticketfreien ÖPNV. Die Linke strebt langfristig ebenfalls einen ticketfreien ÖPNV an. In der Zwischenzeit solle es ein 365-Euro-Ticket geben. Der Kandidat der Linken Ilja Bergen will zudem eine Mobilitätspauschale einführen: „Wir wollen keine Pendlerpauschale, weil sie sich im Prinzip an Autofahrer richtet. Wir wollen eine Mobilitätspauschale, die auch den ÖPNV mit in den Blick nimmt.“

Der Kandidat der AfD, Hans Neuhoff, stellte bei der Diskussion das „doppelte Ringsystem“ vor, das den Verkehr in Bonn entlasten soll: „Alle Städte einer vergleichbaren Größe haben einen äußeren und einen inneren Ring. Nur damit werden wir diese realwachsenden Verkehre aufnehmen können.“ Der innere Bonner Ring solle vom Bertha-von-Suttner-Platz bis zum akademischen Kunstmuseum reichen und sich an der Viktoriabrücke schließen. Christoph Jansen von der CDU plädierte für ein einheitliches digitales Ticketsystem im ÖPNV. Die Preise für Bus und Bahn müssten auch laut Jansen sinken. „Wir brauchen ein klares Bekenntnis zu Investitionen in die Straßeninfrastrukturen“, betonte der Christdemokrat zudem.

Neben dem Thema Mobilität diskutierten die Kandidierenden auch lange über den Klimaschutz. Dabei brachte sich der Kandidat der AfD nur wenig in die Diskussion ein. Die CDU ebenso wie die SPD sehe den Strukturwandel, den es aufgrund der Klimaschutzmaßnahmen geben wird, als Chance für die Industrie in Bonn. Graf Lambsdorff kritisierte jedoch die langsamen Verwaltungsprozesse. Die Grünenkandidatin will klimaschädliche Subventionen abschaffen und Die Linke einen Industrietransformationsfond ins Leben rufen.

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