Christine Arck: "Ich habe mir einen Walkman gewünscht"

Das erste selbst verdiente Geld: Ein wichtiger Schritt für junge Menschen, der mit wertvollen Erfahrungen verbunden ist. Heute erinnert sich Christine Arck, Inhaberin und Geschäftsführerin des Bäckerei-Großhändlers Hefe Arck in Bonn.

Christine Arck: "Ich habe mir einen Walkman gewünscht"
Foto: Julian Stech

Bonn. Das erste selbst verdiente Geld: Ein wichtiger Schritt für junge Menschen, der mit wertvollen Erfahrungen verbunden ist. In einer Serie stellt der General-Anzeiger Führungskräfte aus der Region und ihre Jugendjobs vor. Heute erinnert sich Christine Arck, Inhaberin und Geschäftsführerin des Bäckerei-Großhändlers Hefe Arck in Bonn. Die Fragen stellte Julian Stech.

General-Anzeiger: Womit haben Sie Ihr erstes Geld verdient? Wie alt waren Sie damals? Wie lange haben Sie die Tätigkeit ausgeübt? Wie viel haben Sie dabei verdient?

Christine Arck: Mein erstes Geld habe ich bei McDonald's in der Poststraße in Bonn verdient. Damals war ich 15. Ich habe da aus Wut angefangen, weil meine Eltern mir aus gesundheitlichen Gründen den Sony-Walkman nicht kaufen wollten, den ich mir so gewünscht hatte. Jeweils samstags arbeitete ich nachmittags vier Stunden. Mehr war nicht möglich, ich ging ja noch zur Schule. Ich bekam sechs Mark pro Stunde. Nach zwei Monaten konnte ich mir endlich den Walkman kaufen. Ich war superstolz. Als mich meine Eltern damit sahen, war das nicht ganz einfach. Sie wussten nämlich gar nicht, dass ich bei McDonald's angefangen hatte. Aber sie haben mir keine Steine in den Weg gelegt. Nach dem Walkman kaufte ich mir Ohrringe und später bezahlte ich noch einen Tauchkurs von dem Geld. Insgesamt habe ich länger als fünf Jahre bei McDonald's gearbeitet. Als ich 18 war, kamen auch Nachtschichten dazu. Dafür gab es drei Mark mehr pro Stunde. Die Nachtschichten waren richtig anstrengend. Ich musste die Frittenmaschinen reinigen. Aber es hat bei McDonald's immer großen Spaß gemacht.

GA: Wie kamen der Job und der Kontakt zustande?

Arck: Eine Mitschülerin hatte kurz zuvor bei McDonald's angefangen. Die hat mir von dem Job erzählt.

GA: Was oder wer hat dabei geholfen?

Arck: Ich bin einfach hingegangen. Ich wusste aber, dass da gerne blonde Frauen für die Kasse eingestellt wurden.

GA: Was hat der Job sonst noch gebracht?

Arck: Die finanzielle Unabhängigkeit gab mir viel Selbstbewusstsein. Prägend für mein späteres Leben war, dass es in der multikulturellen Belegschaft ein so großes Gemeinschaftsgefühl gab. Ich habe auch gelernt, sehr viel sehr schnell gleichzeitig zu machen. Wir hatten damals Aktionen, wenn das Essen nicht innerhalb einer Minute zusammengestellt war, bekam der Gast einen Hamburger umsonst dazu. Einmal hatte ich vier Stunden gearbeitet und damit 24 Mark verdient. Als ich zum Auto ging, um nach Hause zu fahren, hing ein Strafzettel an der Scheibe. 30 Mark, weil ich falsch geparkt hatte. Da habe ich gelernt, wie schnell man auch ins Minus rutschen kann.

Zur Person Christine Arck (45) ist gebürtige Bonnerin. Sie studierte Mathematik und Informatik und arbeitet seit 1996 im elterlichen Familienunternehmen. Heute führt sie das 1845 als Hefefabrik Prévot gegründete, ursprünglich im Florentiusgraben ansässige und 1903 von ihrem Urgroßvater Gottfried Arck übernommene Traditionsunternehmen in vierter Generation. Hefe Arck beliefert von Bonn-Duisdorf aus im größeren Umkreis Bäckereien, Konditoreien, Eisdielen und Gastronomie mit Back- und Kochbedarf. Das Unternehmen beschäftigt 30 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von 26 Millionen Euro. Christine Arck ist verheiratet und wohnt in Bonn. In ihrer Freizeit spielt sie gern Tennis, reitet und kümmert sich um kranke Vögel.

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