Oppenheim-Prozess Controller schildert wie sehr das Institut ab 2008 in Bedrängnis kam

KÖLN · Im Untreueprozess gegen die Ex-Führung von Sal. Oppenheim und den Immobilienentwickler Josef Esch ging es gestern etwa um ein Sparprogramm, das das Institut 2008 auflegte.

Wegen der Lehman-Pleite und eigenen Fehlspekulationen waren etwa die Erträge im Investmentbanking eingebrochen, schilderte ein Zeuge, der als Controller mit der Steuerung des Programms betraut war. Es sollten Stellen gestrichen, darunter 100 im Investmentbanking, das verkleinert werden sollte.

Es sollte in Immobilien in Frankfurt einziehen, die einer Grundstücksgesellschaft gehörten, an der Gesellschafter der Bank beteiligt waren. Die Immobilien waren laut Staatsanwaltschaft aber zu groß für ein kleineres Investmentbanking. Durch den laut Staatsanwalt zu teuren Verkauf Ende 2008 an der Bank hätte die Grundstücksgesellschaft das Risiko, weitere Mieter finden zu müssen, auf die Bank verlagert.

Auch Sachkosten sollten im Zuge des Sparprogramms reduziert werden, so der Zeuge. Ausgaben von mehr als 5000 Euro hätten etwa von den persönlich haftenden Gesellschaftern genehmigt werden müssen. Es habe auch Pläne gegeben, die Immobilie "Unter Sachsenhausen", wo die Bank in Köln residiert, hätte verkauft werden sollen. Mitte 2009 sei das Programm aber im Sande verlaufen. Damals habe sich die Bank dann ganz darauf konzentriert, einen Investor zu finden. Eine weitere Zeugin schilderte, wie die Grundstücksgesellschaft später in der Bilanz abgewertet wurden.

Eschs Kalkulation

Der Immobilienentwickler Josef Esch strebte für die Gesellschafter in denen unter dem Dach der Oppenheim-Esch-Holding initiierten Fonds eine Zielrendite von vier bis sechs Prozent an. Wie er kalkulierte erläuterte er zuletzt in einer 40-Seiten-Stellungnahme vor dem Landgericht Köln.

Die langfristige Vermietung musste die Kosten etwa für Grundstück, Planung, Bau, Anwälte und Notare, Zinsen sowie einen Puffer für unvorhersehbare Ausgaben decken. Losgelöst vom Marktpreis sei das nicht, so Esch. Ein Mieter müsse ja schließlich zu dem verlangten Preis gefunden werden. Bei den Immobilien in Frankfurt habe er angesichts der sich ändernden Wünschen von Sal. Oppenheim mehrfach über die sich daraus ergebenden Kosten und Miete informiert. Das will er auch als Warnung vor teuren Extras verstanden wissen. Die Miete für Büro-, Verkehrsflächen und Tiefgarage war gleich hoch.

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