Auswirkungen des Coronavirus Post stellt Elektrofahrzeug Streetscooter endgültig ein

Bonn · Die weltweite Krankheitskrise schlägt auch auf die Geschäfte der Deutschen Post DHL Group durch. Die Gewinnerwartungen bröckeln. An den Börsen sinken die Kurse drastisch.

 Ihr einstiges Prestigeprojekt Streetscooter stellt die Post zum Jahresende ein. Danach sollen nur existierende Fahrzeuge gewartet werden.

Ihr einstiges Prestigeprojekt Streetscooter stellt die Post zum Jahresende ein. Danach sollen nur existierende Fahrzeuge gewartet werden.

Foto: dpa/Klaus-Dietmar Gabbert

Das Coronavirus stoppt nun endgültig den Streetscooter. Vor dem Hintergrund der weltwirtschaftlichen Unsicherheit hat die Deutsche Post DHL Group beschlossen, die Partnersuche für den Streetscooter nicht aktiv weiter zu verfolgen. Das Bonner Unternehmen will die Produktion der Elektro-Lastfahrzeuge zum Jahresende einstellen.

„Wir haben immer gesagt, dass wir kein Automobilhersteller sein wollen“, sagte Vorstandschef Frank Appel am Freitag bei einer kurzfristig anberaumten Telefonkonferenz. Doch mögliche Partner seien derzeit mit ihren eigenen Problemen beschäftigt. Die Post will sich jetzt darauf beschränken, eigene und fremde Streetscooter zu warten. 100 Millionen Euro Verlust seien durch die Produktion des Fahrzeugs in Aachen und Düren im vergangenen Jahr angefallen, erläuterte Finanzvorständin Melanie Kreis.

Deutsche Post befürchtet negative Auswirkungen

Die Post macht wegen der wirtschaftlichen Abkühlung in Asien durch das Coronavirus ein Fragezeichen hinter die Jahresprognose für 2020. Bisher hatte die Post mit einem Betriebsgewinn von mehr als fünf Milliarden Euro gerechnet. Derzeit sehe der Konzern negative Effekte auf den Betriebsgewinn von etwa 60 bis 70 Millionen Euro für den Monat Februar gegenüber den ursprünglichen Planungen, sagte Appel.

In den vergangenen Wochen sei es zu einer Abschwächung des Güter- und Warenverkehrs nicht nur von und nach China, sondern auch in anderen Ländern Asiens gekommen. Mit Produktionseinschränkungen sei auch außerhalb Chinas in wachsendem Maße zu rechnen. Dazu kämen noch einmalige Aufwendungen zwischen 300 bis 400 Millionen Euro für die Umwandlung des Streetscooters in einen Bestandsflottenbetreiber, beispielsweise für Sozialpläne und Verpflichtungen gegenüber Partnern.

Eigentlich wollte die Post ihre Jahresergebnisse erst am 10. März vorlegen. Angesichts der Einschränkung der Prognose hat der Konzern bereits nun Eckdaten veröffentlicht. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um 2,9 Prozent auf 63,3 Milliarden Euro. Zu dieser positiven Entwicklung haben alle fünf Unternehmensbereiche beigetragen.

Das Ebit verbesserte sich um 30,6 Prozent auf 4,13 Milliarden Euro, nachdem der Vorjahreswert durch Einmaleffekte belastet worden war. Der Unternehmensbereich Post & Paket Deutschland hat zu diesem Ergebnis 1,23 Milliarden Euro beigetragen. Die DHL-Divisionen erwirtschafteten zusammen 3,4 Milliarden Euro. Der Unternehmensbereich E-Commerce Solutions verbuchte einen Verlust von 51 Millionen Euro. Der Free Cash Flow, also der Zugang an liquiden Mitteln, betrug 867 Millionen Euro. Aufgrund der hohen Zahlungen für die Erneuerung der Flugzeugflotte bei Express hatte der Konzern mit einem Rückgang gerechnet, nach dem der Free Cash Flow im Vorjahr 1,1 Milliarden Euro erreicht hatte. „Trotz des herausfordernden weltwirtschaftlichen Umfelds haben wir 2019 ein Rekordergebnis verzeichnet.“, sagte Appel.

Post will Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität vorantreiben

Der Manager versicherte, dass die Post die Umstellung der Fahrzeugflotte auf E-Mobilität unabhängig von der Streetscooter-Entscheidung weiter vorantreiben werde: „Wir stehen zu unserer Mission 2050.“ In dem Jahr will das Unternehmen keine logistikbezogenen Emissionen mehr machen. „Dank StreetScooter haben wir eine der größten elektrisch betriebenen Lieferflotten der Welt und bedeutende Impulse in Sachen Elektromobilität gesetzt,“ bilanzierte Appel.

Grundsätzlich sei E-Mobilität für das Unternehmen nur ein Hebel von vielen, um das Geschäft effizienter und damit nachhaltiger zu gestalten. Deshalb beschäftige sich die Post intensiv mit Möglichkeiten, bei der Herstellung von alternativen Kraftstoffen mitzuwirken, Routen und die Energieeffizienz in den Gebäuden zu optimieren.

Die Auswirkungen der Coronakrise auf das Jahresergebnis des Konzerns seien noch nicht abzuschätzen. Sollte sich die Situation wieder normalisieren, könnten sich für Logistikunternehmen auch positive Effekte ergeben. „Wir sind dank unserer breiten geographischen Aufstellung und unseres umfangreichen Portfolios resilienter als andere Unternehmen, aber eine weltweite Krise wie der Coronavirus geht an uns nicht spurlos vorbei“, sagte Appel.

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