Händeschütteln unerwünscht So reagieren die Unternehmen in Bonn und der Region auf das Coronavirus

Bonn/Köln · Dienstreisen in Risikogebiete sind tabu, auf Händeschütteln wird verzichtet. Notfalls können Mitarbeiter im Homeoffice arbeiten - mit der Sorge vor dem Coronavirus. Ein Überblick.

Händeschütteln gehört bei vielen Menschen zum Arbeitsalltag - doch in der derzeitigen Situation ist das nicht unbedingt eine gute Idee. (Symbolfoto)

Foto: picture alliance/dpa/Silas Stein

Auch wenn kein Mitarbeiter infiziert ist: Das Coronavirus hat einen deutlichen Einfluss auf den Arbeitsalltag der Unternehmen in der Region. Hier ein Einblick:

  • Kreditinstitute:  „Ziel ist es, die Mitarbeiter und Kunden zu schützen“, sagt Ralf Palm, zuständig für die Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Postbank. So sollten beispielsweise Dienstreisen auf ein Minimum beschränkt werden. Die Postbank sei „gut ausgestattet mit Technik“, sodass Videokonferenzen eine gute Alternative seien. Im Kontakt mit den Kunden stehe es den Mitarbeitern frei, Handschuhe zu tragen oder Desinfektionsmittel zu nutzen. Auch die Volksbank Köln/Bonn sowie die Sparkasse Köln/Bonn haben ihr Kontingent an Desinfektionsmitteln in den sanitären Einrichtungen aufgestockt. Außerdem könnten Kunden bei der Bedienung eines Geldautomaten einen Stift verwenden, erklärt Norbert Minwegen von der Sparkasse. Die Geldautomaten würden regelmäßig gereinigt, „aber das hält natürlich nur so lange, bis der nächste Kunde kommt“, so Minwegen. Die Möglichkeit des Homeoffice gebe es bei der Sparkasse sowieso, „auch im Normalzustand“.
  • Deutsche Telekom: Bei der Deutschen Telekom soll die Hauptversammlung, die für den 26. März im Bonner WCCB geplant ist, nach dem derzeitigen Stand der Dinge stattfinden. Die Vorbereitungen laufen. „Wir beobachten parallel dazu natürlich weiter die aktuelle Corona-Situation und die Empfehlungen der Gesundheitsbehörden“, sagt Pressesprecher Andre Hofmann. Ein Live Streaming gebe es wie jedes Jahr.
  • TGE Marine Gas Engineering: Das Bonner Unternehmen ist im maritimen Bereich für Schiffsantriebsysteme mit LNG, Tankbau und Rückverflüssigungsanlagen zuständig und international tätig. Es nutzt eine chinesische Werft, um seine Schiffsanlagen zu produzieren. „Zurzeit arbeiten nur etwa 30 Prozent der Mitarbeiter auf der Werft“, erklärt Ulrich Menninghaus, COO von TGE Marine Gas Engineering.
  • Die Provinz Shanghai hatte nach den chinesischen Neujahrsfestlichkeiten entschieden, dass Menschen, die sich außerhalb der Provinz befanden, erst nach einer zweiwöchigen Selbstquarantäne wieder in das Gebiet einreisen durften, berichtet Menninghaus. So komme es, dass viele Mitarbeiter noch immer nicht zurück an ihren Arbeitsplatz können. „Wir haben Force Majeure erklärt“, so der COO. Solange der Einfluss der „höheren Gewalt“ gelte, wird die Erfüllung der Verträge ausgesetzt. Ihre sechs aktuell in China betroffenen Projekte kann die Firma aufgrund des Coronavirus nämlich nicht rechtzeitig fertigstellen.
  • Wie hoch der wirtschaftliche Schaden ist, sei zum jetzigen Zeitpunkt schwer zu sagen. In Zukunft rechne TGE auch noch mit juristischen Auseinandersetzungen, durch die zusätzliche Kosten anfallen würden. Sicher ist: „Das kostet eine Menge Zeit. Wir haben im Moment acht bis zehn Leute, die sich nur mit den Folgen des Coronavirus beschäftigen“, sagt Menninghaus.  Nach China schicke das Unternehmen zurzeit keine Mitarbeiter. Gleichzeitig spreche TGE Empfehlungen aus: „Wir versuchen, Kontakt zu vermeiden, und empfehlen zum Beispiel keinen Händedruck.“ Von Besuchern fordere die Firma eine Bestätigung ein, um zu prüfen, ob diese sich in Risikogebieten aufgehalten haben. Die Geschäftsführung bittet ihre Mitarbeiter, dienstliche mobile Endgeräte mit nach Hause zu nehmen, damit die Angestellten im Falle einer vorübergehenden Schließung des Standorts in Bonn die Möglichkeit des Homeoffice nutzen können.
  • Lanxess informiert die  Mitarbeiter über Präventiv- und Hygienemaßnahmen. „Unsere Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind darüber hinaus angehalten, Dienstreisen oder größere Veranstaltungen beruflicher Art wenn möglich zu vermeiden und beispielsweise durch Telefon- oder Videokonferenzen zu ersetzen“, heißt es weiter. Dienstreisen in die Risikogebiete sind bis auf Weiteres nicht erlaubt.
  • Die Zurich-Gruppe verfügt nach eigenen Angaben über einen Krisen- bzw. Business-Continuity-Plan, so Unternehmenssprecher Bernd O. Engelien. Das Unternehmen setze stark auf eine durchgehende Kommunikation mit Mitarbeitern und Vertriebspartnern und reagiere auf alle aufkommenden Fragen und gebe Tipps und Handlungsempfehlungen beispielsweise zu den Themen Handhygiene, Meetings und Reisen. „Auch haben wir in den Gebäuden die Zahl der Desinfektionsmittelspender erhöht.“ Home-Office sei grundsätzlich möglich. Konzernweit sehe Zurich grundsätzlich bis auf weiteres von internationalen Flüge ab, da das Unternehmen vermeiden wolle, dass Mitarbeitende im Fall von Grenzschließungen im Ausland „stranden“. Die Ausrichtung von größeren Meetings und Konferenzen wird jeweils kritisch überprüft. Insgesamt gilt, dass die Entwicklung der aktuellen Lage sehr dynamisch ist. Über die Lage und eventuell zu ergreifende Maßnahmen berate das Unternehmen zweimal täglich in einer Expertenrunde.
  • Ford ist nach eigenen Angaben aktuell nicht von Infektionen durch das Coronavirus betroffen, sagte ein Unternehmenssprecher. Der Autobauer habe für Notfälle und für die Fortführung der Geschäftstätigkeit Pläne entwickelt, die auch bei Pandemien gelten. Aktuell sind darüber hinaus Dienstreisen in ausgewiesenen Risikogebiete bis auf weiteres untersagt. Und wer privat oder geschäftlich in einem der Krisengebiete war, muss zwei Wochen zu Hause in Quarantäne bleiben und falls möglich im Homeoffice arbeiten.

 Wer Kontakt zu einer Person hatte, die in einem der Krisengebiete war, soll sich testen lassen und bis zur Klärung ebenfalls zu Hause in der Selbstquarantäne bleiben.