Hauptversammlung des Kunststoffherstellers Covestro-Aktionäre freuen sich über Rekordgewinn

Bonn · Die Covestro-Anleger hätten sich eine höhere Dividende gewünscht. Aber es gibt noch Anderes, was den Kunststoffhersteller interessant macht.

 Markus Steilemann (l.), designierter Vorstandsvorsitzender von Covestro, begrüßt den Noch-Vorstandschef Patrick Thomas bei der Hauptversammlung des Kunststoffherstellers in Bonn.

Markus Steilemann (l.), designierter Vorstandsvorsitzender von Covestro, begrüßt den Noch-Vorstandschef Patrick Thomas bei der Hauptversammlung des Kunststoffherstellers in Bonn.

Foto: dpa

Farben machen froh, so ähnlich müssen es sich die PR-Leute von Covestro, dem Kunststoffhersteller aus Leverkusen, gedacht haben. Das Logo des Bayer-Ablegers erstrahlt seit 2015 in den Regenbogenfarben, die sich an diesem Freitag auch auf den Krawatten der Vorstandsmitglieder wiederfinden.

Vorstandschef Patrick Thomas trägt einen magentafarbenen Binder, es ist sein letzter Auftritt auf einer Hauptversammlung von Covestro, er scheidet Ende Mai aus. Der studierte Ingenieur aus Großbritannien übergibt seinem Nachfolger Markus Steilemann, der im Vorstand bisher für Innovation, Marketing und Vertrieb zuständig war, ein bestelltes Haus: Covestro hat einen Rekordgewinn von zwei Milliarden Euro erzielt. Der Aktienkurs stieg im vergangenen Jahr um gut 30 Prozent, seit März ist Covestro im Dax gelistet.

Kritik am Aktienrückkaufprogramm

Im Bonner WCCB sind Aktionäre und ihre Vertreter entsprechend positiv gestimmt. „Das ist eine große Erfolgsleistung“, lobt Clemens Scholl von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Ein wenig stört er sich nur an der Dividende von 2,20 Euro pro Aktie, weil damit nur 20 Prozent des Gewinns ausgeschüttet werden sollen. Die SdK fordert stattdessen zwischen 40 und 60 Prozent.

Kritik kommt auch am Aktienrückkaufprogramm. Inzwischen sind rund 86 Prozent der Aktien, die vor einem Jahr noch Bayer zu großen Teilen hielt, im Streubesitz. Bisher hat Covestro seit November zwei Prozent davon zurückgekauft und dafür 400 Millionen Euro aufgewendet. Bis zu 1,5 Milliarden Euro will Covestro insgesamt für das Programm aufnehmen und entsprechend das Grundkapital verringern oder als Mitarbeiteranteile ausgeben. „Ist das eine vernünftige Verwendung des Geldes?“, fragt Scholl von der SdK. Auch Kleinaktionär Ulrich Giebel hält den Aktienrückkauf für ein „Armutszeugnis für den Vorstand“. Hätte es nicht bessere Investitionsmöglichkeiten gegeben?

Mittelfristig werde Covestro seine Investitionen wieder „deutlich auf ein Niveau oberhalb der Abschreibungen“ steigern, kündigt Thomas an. 2017 hatte der Konzern 507 Millionen Euro investiert, unter anderem in Kapazitätserweiterungen für Anlagen in Brunsbüttel, Dormagen und Shanghai. Dort in China betreibt Covestro ein TDI-Werk. Toluoldiisocyanat (TDI) ist eine Komponente von Weichschaumstoffen, die etwa in Ma-tratzen und Autositzen verbaut werden.

Volatiles Geschäft

2017 hatte das TDI-Geschäft überproportional zum Umsatzwachstum beigetragen, was nun den Anlegern Sorge bereitet, dass das laufende Jahr weniger rosig ausfallen könnte. Covestro hatte von einem Produktionsausfall bei BASF profitiert, das schadstoffbelastetes TDI geliefert hatte und deshalb das Material tonnenweise zurückrufen musste. Der neue Finanzvorstand Thomas Toepfer, der erst am 1. April neu bei Covestro angetreten ist, kündigt ein operatives Ergebnis für 2018 auf dem Niveau des Vorjahres an. „TDI ist ein hoch volatiles Segment“, sagt Toepfer, allerdings mache es auch nur 15 Prozent des Umsatzes aus. Als Dividende für 2018 verspricht er den Aktionären 2,50 Euro.

Das Thema Nachhaltigkeit wird laut Steilemann bei Covestro groß geschrieben, er nennt es einen „Wachstumstreiber“. Das verlangt von Covestro ständiges Forschen und Entwickeln – in diesem Bereich sind über 1000 der 16 200 Vollzeitmitarbeiter tätig. Höhere Preise für hochwertige Kunststoffe, die in den Branchen Auto, Elektronik, Bau, Sport und Freizeit Verwendung finden, seien kein Hindernis. So ist es Covestro 2017 erstmals gelungen, Anilin, das bisher aus Erdöl gewonnen wird, aus Biomasse herzustellen. Bis 2025 könne man dieses Verfahren wohl im industriellen Maßstab anwenden, kündigt Steilemann an.

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