Digitale Sicherheit für die Wirtschaft Bonner Standort des Kompetenzzentrums für Cybersicherheit eröffnet

Bonn · Am Mittwoch wurde der Bonner Standort des Kompetenzzentrums für Cybersicherheit für die Wirtschaft in NRW eröffnet. Getragen wird es gemeinsam vom „Cyber Security Cluster Bonn“ und vom Bochumer IT-Zusammenschluss „eurobits“.

 Die Geschäftsführer Sebastian Barchnicki und Christian Schmickler mit Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bei der Eröffnung von Digital Sicher NRW am Mittwoch in Bonn. 

Die Geschäftsführer Sebastian Barchnicki und Christian Schmickler mit Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart bei der Eröffnung von Digital Sicher NRW am Mittwoch in Bonn. 

Foto: Martin Wein

„Stuck ist unsere Leidenschaft“, schreibt Michael Christmann auf der Homepage seines Handwerksbetriebs. Seit 1948 geben sie bei Stuck Belz alten Gebäuden den Glanz ihrer Entstehungszeit zurück – heute mit 21 Beschäftigten und mittlerweile in vierter Generation. Auch wenn an den Fassaden in Bonn und der Region nach wie vor vieles von Hand gemacht wird, kann Christmann sich seine Firma ohne IT nicht mehr vorstellen. Im Umgang mit Kunden und Mitarbeitern nutzt er digitale Kanäle, schützt seine Daten mit Passwörtern und Backups. Ob sein Betrieb damit ein Ziel für Hacker oder Kriminelle sein könnte, diese Frage hat Christmann sich trotzdem nie gestellt. „Wir alle haben viel zu viel zu tun und bei diesen Themen auch kaum Fachkompetenz“, gibt der Handwerker zu, auch wenn er schon mehrfach als digitaler Vorreiter ausgezeichnet wurde.

Gerade kleinen und mittleren Unternehmen wie Stuck Belz soll deshalb die Initiative Digital sicher NRW als Kompetenzzentrum Cybersicherheit für die Wirtschaft im Land unter die Arme greifen. Am Mittwoch wurde das Projekt der Cybersec-NRW gGmbH im Bonner Bogen bei einem Empfang aus der Taufe gehoben. Getragen wird es gemeinsam vom Verein Cyber Security Cluster Bonn und vom Bochumer IT-Zusammenschluss eurobits. Die acht Vollzeitmitarbeiter sind auf beide Standorte aufgeteilt.

Problembewusstsein in kleinen Unternehmen vergrößern

Digitale Sicherheit müsse einen deutlich größeren Stellenwert bekommen, betonte Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart (FDP), dessen Haus das Projekt nach einer europaweiten Ausschreibung im vergangenen Jahr nun für zunächst drei Jahre mit drei Millionen Euro voll finanziert. Auch danach müssten Land und Bund sich finanziell weiter engagieren, kündigte Pinkwart mit Blick auf die mögliche Verlängerung an. Bei der Arbeit kann das kleine Team auf die bestehenden Netzwerke und die Unterstützung der beiden Standort-Städte setzen. Cybersicherheit sei für die Region Bonn strategisch relevant, erklärte der Chief Digital Officer der Stadt Bonn, Friedrich Fuß.

Die Werkzeuge dazu lägen weitgehend bereit, betonten die beiden neuen Geschäftsführer Sebastian Barchnicki und Christian Schmickler. Mit konkreten Handreichungen und Erklär-Videos, mit einer „offenen Sprechstunde“ und Kompetenztreffen für Anwender wollen sie das Thema stärker gerade auch in die kleinen Unternehmen tragen. Dazu gehe es nicht nur um IT-Wissen, sondern auch um die richtige Ansprache. So haben sich die beiden Chefs auch Kompetenzen in Germanistik, Politologie, Psychologie oder Veranstaltungsmanagement ins Team geholt.

Neue Geschäftsfelder für Start-ups

In den meisten Fällen gehe es nicht um Hochsicherheitslösungen. Die seien für viele Betriebe zu groß dimensioniert, betonte Christiane Skropke aus dem eurobits-Vorstand. Ein bewusstes Passwort-Management, transparente Dokumentation und verlässliche Backups seien bereits eine solide Grundlage. An diesem Geschäftsfeld hätten die Anbieter von IT-Sicherheitslösungen bislang zu wenig Interesse gezeigt, merkte sie kritisch an. Hier winken keine lukrativen langfristigen Beraterverträge oder wochenlange Schulungen wie in der Großindustrie. Gerade für Startups in NRW könnten neue Geschäftsfelder entstehen.

Auch Konzepte zur Ausbildung digitaler Ersthelfer sind im Gespräch. Wie fast jeder Betrieb einem ausgebildeten Steuerberater vertraue, wünsche er sich in Zukunft auch Berater für digitale Sicherheit, skizzierte Pinkwart. Damit Stuckateurmeister Christmann sich auch künftig mehr um bröckelnde Fassaden kümmern kann als um digitale Einbrecher.

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