Das Bauhaus steht Pate im "Geistinger Park"

Kölner Vivacon investiert auf dem Abtshof-Gelände in Hennef rund 15 Millionen Euro - Investoren holen sich Sachverstand in Dessau

Geistinger Park:  Matthias Korf (rechts) und Uli Schwarz (links) erläutern das Bauprojekt.

Geistinger Park: Matthias Korf (rechts) und Uli Schwarz (links) erläutern das Bauprojekt.

Foto: Holger Arndt

Hennef. So viel Betrieb wie am Donnerstag herrschte auf dem weitläufigen Areal des Abtshofes in Geistingen schon lange nicht mehr. Rund 200 Immobilien-Experten von Banken und Makler-Unternehmen aus ganz Deutschland waren dem Ruf von Matthias Korff von der Kölner Vivacon AG und Ulrich Schwarz von der Alia GmbH (Birlinghoven) gefolgt.

Korff und Schwarz stellten den Fachleuten das Projekt "Geistinger Park - Leben wie im Urlaub" vor. Hinter dem Slogan verbirgt sich die Umwandlung des seit vielen Jahren ungenutzten Geländes in eine attraktive und moderne Wohnsiedlung. Rund 15 Millionen Euro investiert Vivacon im ersten Bauabschnitt in das Projekt. Nachdem die politischen Gremien der Stadt Hennef grünes Licht für die Baupläne gegeben hatte, hat Vivacon das Gelände vor knapp vier Wochen gekauft.

Revitalisierung - Wiederbelebung heißt das Zauberwort. Auf dem rund 100 000 Quadratmeter großen Areal des ehemaligen Jugendheimes sollen die bestehenden Gebäude im Bauhausstil, teilweise stammen sie aus den 60er Jahren, erhalten bleiben. So werden in den Häusern, in denen ehemals die Wohngruppen des Jugendheimes untergebracht waren, Eigentumswohnungen entstehen, insgesamt etwa 70 an der Zahl.

Die Wohnflächen werden flexibel gestaltet und reichen vom 40-Quadratmeter-Appartement bis zum 200 Quadratmeter großen Atelier. Insgesamt werden mit der Modernisierung der bestehenden Gebäude bis zum Ende des kommenden Jahres 7 000 Quadratmeter Wohnfläche entstehen.

Neuen Wohnraum in etwa der gleichen Größenordnung planen die Investoren in einem zweiten Schritt. Rund 50 Einfamilienhäuser werden als Flachdach-Bungalows auf dem Areal errichtet. Dabei soll aber darauf geachtet werden, dass der parkähnliche Charakter des Geländes mit seinen großen Bäumen und den weitverzweigten Grünflächen nicht beeinträchtigt wird.

Bei der Modernisierung der Altbauten und der Planung der Neubauten setzen Vivacon und Alia ganz auf den Bauhausstil. Damit das gewährleistet wird, wollen sich die Investoren fachkundige Unterstützung von der Bauhaus-Stiftung in Dessau holen.

Während der Sportplatz des Abts~hofes erhalten bleibt, muss die Schwimm- und Sporthalle weichen. An ihrer Stelle will Vivacon ein Blockheizkraftwerk errichten, das die gesamte Siedlung versorgen wird und darüber hinaus auch noch Strom ins öffentliche Netz einspeisen soll.

Mehr als 30 Jahre lang - von 1966 bis 1999 - war der Abtshof ein Jugendheim in der Trägerschaft des Landschaftverbandes.

Bis zu 150 verhaltensauffällige und schwer erziehbare Jugendliche wurden dort von rund 70 Pädagogen und Mitarbeitern betreut. Als das Jugendheim aus Kostengründen geschlossen wurde, waren viele Hennefer erleichtert. Immer wieder waren Heiminsassen mit der Justiz in Konflikt geraten. Einbrüche, Diebstähle, Sachbeschädigungen und Körperverletzungen gingen auf ihr Konto.

Bundesweit in die Schlagzeilen geriet der Abtshof 1990: Zwei ehemalige Bewohner ermordeten den Hausmeister des Jugendheimes, in dem sie ihn bei lebendigem Leib in seinem Auto verbrannten. Bereits vor sechs Jahren hatte es einmal Pläne gegeben, das Abtshof-Gelände zu bebauen. Damals sollte die Bebauung mit insgesamt rund 170 Wohneinheiten allerdings wesentlich dichter ausfallen als jetzt geplant.

Die Pläne zerschlugen sich jedoch, seither liegt das Areal brach. Lediglich im historischen Abtshof entstanden Wohnungen. Einige andere Gebäude, unter anderem die ehemaligen Werkstätten, werden seit 2001 vom Verein für europäische Sozialarbeit, Bildung und Erziehung (VESBE) genutzt. Der bildet dort bis zu 250 junge Leute aus, die nicht in Firmen unterkommen konnten.

Über die Vermarktungschancen der Wohnungen und Häuser machen sich Korff und Schwarz keine Sorgen. Die beiden haben bereits beim Kloster Geistingen als Investor und Architekt zusammengearbeitet. Dort entstehen derzeit im ehemaligen Klosterbau und in den Wirtschaftsgebäuden rund 60 Eigentumswohnungen. "Im Kloster haben wir in nur vier Monaten alle Wohnungen verkauft", sagte Korff.

Die Eigentumswohnungen im "Geistinger Park" werden für einen Quadratmeterpreis ab 2 100 Euro zu haben sein. Und weil das ganze Gelände städtebauliches Sanierungsgebiet ist, können Käufer davon auch noch einen guten Teil von der Steuer absetzen.

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