Gründer aus der Region Das eigene Können verkaufen

Bonn · Der Bonner Jurist Alexander Spindler gründet www.BewirbDichClever.de. und bereitet seine Kunden auf Vorstellungsgespräche vor.

 Alexander Spindler ist seit 2016 mit seinem Startup auf dem Markt.

Alexander Spindler ist seit 2016 mit seinem Startup auf dem Markt.

Foto: Claudia Mahnke

Die Chefsekretärin Stefanie hat seit vielen Jahren einen festen Job. Jetzt sucht sie eine neue Stelle in Süddeutschland, weil sie zu ihrem Freund ziehen will. „Ich habe 20 Jahre lang keine Bewerbung mehr geschrieben“, sagt die Wuppertalerin. Sich für einen neuen Job zu bewerben, ist oft ein mühseliges Geschäft. Sowohl den Lebenslauf als auch das Anschreiben zu verfassen, fällt vielen schwer. Um Hilfestellungen bei Bewerbungen hat sich mittlerweile ein ganzer Dienstleistungsmarkt entwickelt.

Alexander Spindler ist Jurist. Er hat in Bonn studiert und während des Referendariats bei der größten Bonner Rechtsanwaltskanzlei gearbeitet. Nach dem zweiten Staatsexamen ging es für ihn im Herbst vergangenen Jahres an die eigenen Bewerbungen: „Da bin ich das erste Mal mit dem Thema überhaupt so richtig in Berührung bekommen.“

Der 31-Jährige stellte fest, dass die Erwartungen an professionelle Bewerbungen heute ganz schön hoch sind. Um die Zeit bis zu einer Festanstellung zu überbrücken, beschloss er mit seiner Lebensgefährtin Isabella Cafasso: „Lass uns das anbieten.“

Er las sich in das Thema ein wälzte viele Bücher. Seit Oktober vergangenen Jahres sind beide mit dem Start-Up www.BewirbDichClever.de. am Markt. Er erstellt Bewerbungsunterlagen und Coachen für das Vorstellungsgespräch, Cafasso macht die Buchführung. Ghostwriter für Bewerbungen gibt es eigentlich wie Sand am Meer. Aber dennoch hat bei den Beuelern das Geschäft rasch angezogen: „Ich bin selbst überrascht“, sagt Spindler. So gut läuft es, dass er sich mittlerweile vorstellen kann, die Festanstellung als Jurist auf später zu verschieben: „Es kommt darauf an, wie sich das weiter entwickelt.“ Da seine Lebensgefährtin Vollzeit arbeite, könnten sie davon leben.

Das Marketing der Jungunternehmer ist recht einfach: Auf der Kleinanzeigenseite von Ebay inseriert Spindler, der am Aloisiuskolleg und an der Otto Kühne Schule zur Schule gegangen ist. Durch die Optimierung von Begriffen auf seiner Homepage sei er jetzt auch über Google gut zu finden, berichtet Spindler.

Die Kunden kommen überall aus Deutschland. Binnen drei Tagen haben sie ihre Bewerbungsunterlagen und können sich zwischen verschiedenen Gestaltungsmöglichkeiten entscheiden. Wer erst in letzter Minute den Kontakt aufnimmt, dem bietet Spindler einen Expressservice an, der in 24 Stunden alles fertig macht. Die Jungunternehmer wollen ihre Dienstleistung auch in Schulen anbieten. Deshalb hat er ein Konzept für Abschlussklassen erarbeitet. Erste Gespräche laufen.

Was ihn ärgert: Dass arbeitsuchende Menschen von der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter seiner Ansicht nach oft nur unzureichend unterstützt werden. Die angebotenen Kurse, bei denen das Bewerben gelernt werden soll, seien oft qualitativ schlecht und es gelinge den Dozenten nicht, sich konkreten Fragen annehmen. Er habe sich öfter das dort verteilte Material angeschaut und könne nur den Kopf schüttern.

Nach einigen Wochen am Markt ist auch die Konkurrenz auf ihn aufmerksam geworden. Er merkte es an einer Fülle von Anrufen, die sich als potenzielle Kunden aus gaben und ihn ihn genau nach seinem Geschäftsmodell ausfragten. „Offenbar missfiel, dass ich günstiger bin als andere Firmen.“

Die als Jurist geschulte Denkweise helfe ihm schon beim Verfassen der Bewerbungen, denkt Spindler: „Als Jurist muss ich auf den Punkt kommen.“

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