Hauptversammlung der Deutschen Telekom „Das Homeoffice ist gekommen, um nie wieder zu gehen“

Bonn · Auf der Hauptversammlung der Deutschen Telekom geht es um den Netzausbau, den US-Markt und Arbeiten im Homeoffice. Bei seinen Mitarbeitern hat sich in der Krise die Produktivität gesteigert, sagt Vorstandschef Timotheus Höttges.

 In diesem Jahr rein virtuell: Die Hauptversammlung der Telekom wurde aus der Konzernzentrale ins Internet übertragen.

In diesem Jahr rein virtuell: Die Hauptversammlung der Telekom wurde aus der Konzernzentrale ins Internet übertragen.

Foto: Telekom

Vier Herren hinter ihren Pulten in einem großen Saal der Telekom-Zentrale, der Sicherheitsabstand ist weit mehr als derzeit vorgeschrieben, die Kameras zeigen meist nur den Redner: Die Hauptversammlung der Deutschen Telekom fand am Freitag corona-bedingt rein virtuell statt. Normalerweise leben Aktionärstreffen vom munteren Frage- und Antwortspiel zwischen Vorstand und Aktionären. Mit Applaus oder Zwischenrufen können die Aktionäre ihre Haltung kundtun.

Davon kann in diesem Jahr keine Rede sein. Fragen müssen vorher eingereicht werden, Nachfragen sind nicht möglich. Aktionäre können ihr Stimmrecht online ausüben oder übertragen. Telekom-Chef Timotheus Höttges, Aufsichtsratschef Ulrich Lehner und Finanzvorstand Christian Illek wechseln sich in ihren Redebeiträgen ab. Der Notar achtend schweigend darauf, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Grundsätzlich sind virtuelle Hauptversammlungen für Konzerne natürlich eine günstigere Angelegenheit: Illek bezifferte die Kosten auf 2,4 Millionen Euro. Die Kosten für eine Präsenzveranstaltung lägen bei fünf Millionen Euro. Trotzdem versicherte Höttges den Aktionären: „Wir vermissen Sie.“ Um 14.33 Uhr zeigt die Übertragung Höttges selbst als Kameramann.

Der Telekom-Chef hob an vielen Stellen die Bemühungen um den Netzausbau hervor: Die Telekom sei der „Ackergaul der Digitalisierung“. Sein Ziel sei, dass bis 2030 jeder Haushalt in Deutschland einen Anschluss mit Glasfaser habe. Das erfordere zweistellige Milliarden-Investitionen für Deutschland. Davon werde ein Teil von der Telekom, ein anderer von den Wettbewerbern gekommen. „Das wird kaum gehen, wenn Netze mieten billiger ist, als Netze bauen“, übt Höttges Kritik an Regulierungsentscheidungen.

 Auch beim Ausbau des schnellen 5G-Mobilfunknetzes komme man voran. Gleich zwei Aktionäre interessierten sich für den Ausbau in Bonn. Teile von Bonn sei für den Ausbau von 5G wirtschaftlich interessant. In Bonn wurden bereits zwei Mobilfunkstandorte ausgestattet. In einigen Monaten sollen es bereits drei Viertel der Standorte sein. Bundesweit will das Unternehmen bis Juli 40 Millionen Menschen mit 5G versorgen.

Mehrere Aktionäre fragten nach der Lage der Beamten im Telekom-Konzern. Illek erläutert, dass die Telekom sich bei ihrer Gründung verpflichtet habe, für amtsangemessene Beschäftigung der Beamten zu sorgen. Da das nicht immer in der bisherigen Geschäftseinheit funktioniere, sei schon 2004 Vivento Customer Services GmbH als interne Qualifizierungs- und Vermittlungseinheit gegründet. Seit 2006 gebe es außerdem die Möglichkeit des gesetzlichen Vorruhestands bei den Beamten. 8,9 Milliarden Euro habe das Unternehmen bisher dafür aufgewendet. Jetzt seien nur noch 12 200 Beamte im Konzern tätig.

Der Zukauf in den USA spielte eine große Rolle. Im April fusionierte die Tochter T-Mobile US im dritten Anlauf mit dem kleineren Wettbewerber Sprint. Mit dem Miteigentümer bei T-Mobile US, dem schuldengeplagten japanischen Technologieinvestor Softbank, spricht die Telekom über dessen Anteil. Softbank würde seine Beteiligung an T-Mobile US von 23 Prozent gern verkaufen. Ein Ergebnis liege noch nicht vor, sagte Höttges Softbank habe einen erhöhten Liquiditätsbedarf.

Die durch den Kauf steigende Verschuldung stieß bei Aktionären auf Kritik: „Die Nettofinanzverschuldung der Deutschen Telekom von derzeit 77 Milliarden Euro dürfte durch die Übernahme von Sprint vermutlich auf über 100 Milliarden Euro anwachsen“, sagte Winfried Mathes von Deka Investment. Es sei zu hoffen, dass dieser Schuldenberg schnell abgetragen werden kann, damit die weitere Wachstumsstrategie nicht ausgebremst werde.

Höttges bilanzierte, dass das Unternehmen die Corona-Krise erfolgreich überstehe: Es sei sehr gelungen, 180.000 Mitarbeiter weltweit für das Homeoffice auszurüsten. Die Resonanz sei positiv: Die Produktivität ist gestiegen, der Krankenstand gesunken. „Das Homeoffice ist gekommen, um nie wieder zu gehen“, sagte Höttges bezogen auf die gesamte Wirtschaft. Auch er arbeite heute hybrid: Teils zuhause, teils im Büro: „Das wird die neue Normalität.“

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