"Das wäre ein Riesenschluck aus der Pulle"

Der Logistikpark im Camp Spich soll bis zu 4 000 Arbeitsplätze nach Troisdorf bringen

Troisdorf. "Louisville war eine Reise wert", sagt Manfred Uedelhoven. Und das im doppelten Sinn. Zum einem meint Troisdorfs Bürgermeister tatsächlich die Stadt am Ohio River, die gerade durch eine Kommunalreform von 256 000 auf knapp 700 000 Einwohner angewachsen ist, zum anderen spielte er auf seine Gespräche mit führenden Managern des amerikanischen Frachtunternehmens United Parcel Service an.

UPS betreibt auf dem Flughafen von Louisville nicht nur seine Frachtflugzentrale, sondern auch einen riesigen so genannten Logistikpark.

Eine kleinere Version dieses Versorgungs- und Dienstleistungszentrum möchte Uedelhoven auf dem Areal der belgischen Kaserne in Spich ansiedeln ( der GA berichtete).

"Wenn uns das gelingen würde, wäre das für Troisdorf ein riesengroßer Schluck aus der Pulle", sagte Uedelhoven. Er rechnet damit, dass auf dem etwa 50 Hektar großen Kasernengelände rund 3 000 bis 4 000 neue Arbeitsplätze entstehen könnten.

"In so einem Logistikzentrum findet zwar auch Lagerhaltung statt, aber es werden auch jede Menge hochqualifizierter Arbeitsplätze geschaffen."

Mit seinem Ersten Beigeordneten Wolfgang Pietrek, dem Technischen Geschäftsführer des Köln/Bonner Flughafens, Wolfgang Klapdor, und Uwe Detering von UPS Deutschland war Uedelhoven zu den Gesprächen in den US-Bundesstaat Kentucky gereist.

Die Verhandlungen bezeichnete er als "vielversprechend", zumal UPS seine europäische Frachtflugzentrale am Adenauer-Airport in der Wahner Heide hat.

Erste Kontakte in Sachen Logistikpark hatte Troisdorfs Wirtschaftsförderer Jürgen Sturm geknüpft, der im Sommer im Gefolge des damaligen NRW-Wirtschaftministers Ernst Schwanhold nach Louisville gereist war.

Wenige Tage bevor Uedelhoven gen Kentucky aufbrach, hatten UPS-Vertreter aus den USA die Kaserne in Spich besichtigt. Laut Uedelhoven zeigten sich die Besucher mehr als zufrieden. "Es gibt bei UPS ein sehr großes Interesse an diesem Standort."

Troisdorfs Bürgermeister rechnet damit, dass noch in diesem Jahr in der US-Konzernzentrale eine Entscheidung in Sachen Logistikpark fallen könnte. "Und dann kann alles sehr schnell gehen." Denn die Belgier hätten sich bereit erklärt, das Areal notfalls früher als bisher geplant freizugeben.

Nach dem derzeit geltenden Zeitplan für den Abzug der belgischen Streitkräfte soll Camp Spich Ende 2004 an die Bundesrepublik zurückgegeben werden, die Eigentümerin des Areals ist. Uedelhoven: "Der Bund hat ein großes Interesse an einer schnellen Vermarktung des Geländes."

Der Logistikpark, wenn er denn kommen sollte, wird allerdings nicht zum Null-Tarif zu haben sein. Der Bund hat der Stadt schon signalisiert, dass die sich an den Kosten der Altlasten-Sanierung beteiligen soll.

Deren Höhe wird in einem Gutachten auf rund neun Millionen Euro geschätzt. Was sich tatsächlich nach Jahrzehnten militärischer Nutzung an gefährlichen Stoffen im Boden unter den Kasernen in Altenrath und Spich befindet, weiß indes niemand genau.

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