Neues System Datei gegen Versicherungsbetrug

KÖLN · Versicherungsbetrug - ein Kavaliersdelikt? Die Versicherer werden nicht müde darauf hinzuweisen, dass unrechtmäßig beanspruchte Leistungen alle Beitragszahler belasten. Das koste jährlich einige Milliarden Euro. Unternehmensübergreifend soll das im April 2011 eingerichtete Informationssystem HIS helfen, Betrugsfälle zu identifizieren. Über zwei Millionen Autos sind dort gespeichert. Halter können sich beschweren.

An dem neuen System sind 150 Versicherer sind beteiligt. HIS wird von der Bertelsmann-Tochter Informa Insurance Risk als Auskunftei betrieben. Das Verfahren ist transparenter, aber auch umständlicher als beim Vorgängermodell des Spitzenverbandes GDV, das von Daten- und Verbraucherschützern als "Schwarze Liste" kritisiert wurde.

Personen und Fahrzeughalter müssen informiert werden, wenn sie oder ihre Autos auf Betreiben eines Versicherers in HIS eingetragen werden. Sie können sich beschweren und Selbstauskünfte verlangen.

Nach Angaben von Informa sind derzeit 2,1 Millionen Fahrzeuge und 1,5 Millionen Personen registriert. Die Versicherer melden, für einzelne Sparten, für HIS atypische, erhöhte Schadenhäufigkeiten, etwa wenn ein Generationswechsel von TV- oder Kommunikationsgeräten viele Haftpflichtschäden an alten Geräten verursacht. Hinzu kommen Auffälligkeiten im Leistungsfall, hohe Risiken in der Lebens- und Berufsunfähigkeitsversicherung und "besondere Schadenarten und -folgen bei Fahrzeugen".

Damit ist vor allem das Treiben von "Autobumser-Banden" umschrieben. Das sind Professionelle, die Fahrzeugunfälle provozieren oder fingieren. Sie rechnen fiktiv nach Kostenvoranschlag ab, lassen das Fahrzeug aber nur notdürftig reparieren. Nach Wechsel des Versicherers wird derselbe Schaden erneut zur Regulierung eingereicht. Oder gestohlene Fahrzeuge werden zweimal zum Versicherungsfall gemacht.

Ist das Fahrzeug registriert, wird die Dateianfrage an den Versicherer weitergeleitet, der den Eintrag veranlasst hat. Der soll dem anfragenden Versicherer nähere Auskünfte erteilen. Auf diesem Dreiecksverhältnis haben, so erklärt Ulrich Schmitz von der Gothaer Versicherung, die Datenschützer bestanden.

Über alle Sparten hinweg (die Private Krankenversicherung ist nicht beteiligt) gehen bei HIS laut Informa monatlich 2,2 Millionen Anfragen von Versicherern ein. Dagegen halten sich die erbetenen Selbstauskünfte der Versicherten mit jährlich 7500 in Grenzen.

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