Bonner Dialog für Cyber-Sicherheit "Datenschutz ist Grundrechtsschutz"

Bonn · Der Mensch wird zunehmend zur Datenwolke. Alles wird beobachtet und ausgewertet, und je mehr aus dem Internet der Informationen das Internet der Dinge wird, in dem Autos, Kühlschränke, Stromzähler und Pulsmessgeräte sich über ihren Besitzer austauschen, umso wichtiger ist die Kontrolle über die erhobenen Bits und Bytes.

Beim 6. Bonner Dialog für Cyber-Sicherheit im Bonn-Aachen International Center for Information Technology (B-IT) ging es daher in erster Linie um die Sicherheit des transparenten Menschen. Ulrich Kelber, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium der Justiz und für Verbraucherschutz (BMJV) und von Hause aus Informatiker, mahnte an, dass Datenschutz ein Grundrecht sei und daher nicht verhandelbar.

Unternehmen müssten dies allerdings nicht als Hemmschuh betrachten, sondern als Chance - nicht umsonst würden Unternehmen wie Amazon oder Apple Interesse daran haben, ihre Daten auf deutschen Servern zu speichern, um sie vor dem Zugriff von allzu neugierigen US-Behörden zu schützen. Zugleich rief er die Verbraucher auf, sich selbst mündig zu machen, statt blind zu vertrauen. "Wie viele von Ihnen lesen denn immer die AGBs?", fragte er. Es meldete sich einer.

In der offenen Diskussion zwischen Plenum und Podium wurden schließlich viele Forderungen laut: Diskriminierungsfreiheit, Datensouveränität, privacy by design und die Transparenz der erhobenen Daten waren Schlagwörter, die häufig genannt wurden. Wie sich dies um- und durchsetzen lässt, blieb dagegen weitgehend offen, zumal mitunter der Eindruck entstand, dass die Regierung immer noch versucht, die juristischen Löcher von 2005 zu stopfen, während die Wirtschaft schon das Potenzial von 2025 im Auge hat.

"Wie wird das sein, wenn überall Sensoren sind?", fragte Professor Stefan Wrobel, Institutsleiter am Fraunhofer-Institut für Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS), völlig zu Recht. Immerhin ist es zum Beispiel rein technisch möglich - wenn auch illegal -, über digitale Stromableser festzustellen, wann ein Bewohner Fernsehen schaut, was für ein Konsum-Profil nicht uninteressant wäre.

"Es läuft letztlich auf Bildung hinaus, auch in diesem Bereich", erklärte Wolfgang Schuldzinski, Vorstand der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. "Wenn wir in Schulen gehen, treffen wir durchaus auf junge Menschen, die auf ihre Privatsphäre bedacht sind. Sie wissen nur häufig nicht, wie sie sie schützen sollen und welche AGBs kritisch zu beäugen sind."

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