Aktueller Sicherheitsreport Der Cyberkrieg gehört zum Alltag

BONN · In Computerviren und Datenmissbrauch sehen Führungskräfte aus Wirtschaft, Politik und Verwaltung wesentlich höhere Risiken für die Menschen in Deutschland als durch klassische Kriminalität und Naturkatastrophen. Dies ist ein Ergebnis der Sicherheitsreports, den das Allensbacher Institut für Demoskopie im Auftrag von T-Systems erarbeitet hat.

 Eine Hacker-Attacke ist manchmal nur einen Netzwerkstecker weit entfernt.

Eine Hacker-Attacke ist manchmal nur einen Netzwerkstecker weit entfernt.

Foto: dpa

90 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass Hacker-Angriffe auf deutsche Behörden und Unternehmen in Zukunft weiter zunehmen werden.

70 Führungskräfte der Wirtschaft trafen sich am Mittwoch in Bonn zum ersten Cyber Security Summit. Das von der Münchner Sicherheitskonferenz und der Deutschen Telekom veranstaltete Treffen soll Strukturen einer branchenübergreifenden Zusammenarbeit schaffen. Teilnehmer aus der Region waren beispielsweise der Geschäftsführer des Flughafens Köln/Bonn, Michael Garvens, und Hans Arndt Riegel, Aufsichtsratschef bei Haribo.

Nahezu täglich gibt es Meldungen über Angriffe von Hackern auf Unternehmen. Die Mehrheit der deutschen Großunternehmen ist der Allensbach-Umfrage zufolge bereits Ziel eines Hacker-Angriffs gewesen. Rund 66 Prozent der befragten Firmen mit einem Jahresumsatz von mindestens 50 Millionen Euro gaben an, dass Kriminelle über das Internet schon einmal ihr Unternehmen ausspionieren wollten, erläuterte am Mittwoch die Geschäftsführerin des Allensbach-Instituts, Renate Köcher.

Dabei ist die Dunkelziffer viel höher: Howard Schmidt, bis Mai Cyber Security Coordinator von US-Präsident Barack Obama, berichtete, dass viele Unternehmen sich scheuen, Cyber-Angriffe zu veröffentlichen. Schmidt sprach sich gegen eine Pflicht zur Veröffentlichung von Netzattacken aus. Stattdessen wünscht er sich, dass Firmen Ängste verlieren und sich gegenseitig warnen.

Der Leiter der Münchner Sicherheitskonferenz, der frühere Botschafter Wolfgang Ischinger, betonte, das Problem der Cyber-Kriminalität lasse sich nur international bekämpfen: "Es ist egal, ob der Server eines Hackers in Hongkong oder Bad Godesberg steht." Doch eines sei klar: Bei allen negativen Szenarien überwögen die Vorteile des Internets aber deutlich.

"Die Einführung nicht marktreifer Produkte darf nicht an der Tagesordnung sein", sagte Telekom-Chef René Obermann. Die nachträgliche Mängelbeseitigung durch Updates und Patches gefährde die Sicherheit des Gesamtsystems. "Wir setzen uns für den Erhalt technologischer Souveränität am Standort Deutschland ein", heißt es im Abschlussdokument der Bonner Konferenz. Nur durch ausgereifte Hardware-Komponenten und deren Lieferketten lasse sich ein sicheres Gesamtsystem schaffen.

Weiterhin soll der offene Austausch über Angriffszenarien auf freiwilliger Basis gefördert werden. "Mit dieser Bereitschaft schaffen wir ein Klima, in dem Abwehrmaßnahmen gegen Cyber-Attacken schneller entwickelt und geteilt werden", heißt es in den Eckpunkten, die die Gipfelteilnehmer beschlossen, weiter.

Doch die Gefahr für die Unternehmen kommt nicht nur von außen: Auch gegenüber den eigenen Beschäftigten haben die Manager Sicherheitsbedenken. 43 Prozent der befragten Manager sehen eine große bis sehr große Gefahr darin, dass Mitarbeiter sensible Daten weitergeben könnten.

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