Renault-Chef im Interview „Der Diesel ist mittelfristig unverzichtbar“

Köln · Der Renault-Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz spricht im Interview über Wachstumspläne seines Unternehmens und die Antriebsformen der Zukunft.

 In Köln geboren: Renault-Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz.

In Köln geboren: Renault-Deutschland-Chef Uwe Hochgeschurtz.

Foto: Renault

Werfen wir mal einen Blick in die Zukunft. Wie sieht die Autowelt in fünf Jahren aus?

Uwe Hochgeschurtz: Zunächst einmal: Wir werden immer noch Auto fahren. Die individuelle Mobilität wird weiter eine der Freiheitsträume der Menschheit sein und auch eine der Antriebskräfte unseres Wohlstandes. Individuelle Mobilität wird es auch 2030 noch geben und darüber hinaus.

Werden die Menschen dann aber noch Autos besitzen wollen?

Hochgeschurtz: Wir sehen keinen signifikanten Trend, dass Leute keine Autos mehr besitzen wollen. Das gilt auch für Zweit- und Drittfahrzeuge. Das sind oft spezielle Fahrzeuge, etwa ein Sportwagen wie unsere neue Alpine. Kurzzeitvermietungen nahmen zuletzt aber zu, und dieser Bereich wird weiter wachsen. Außerdem nutzen die Menschen verschiedene Angebote. Sie fliegen in eine Stadt, wo sie dann ein Auto mieten, es vielleicht abstellen oder zurückgeben, um ein Stück des Wegs mit der U-Bahn zurückzulegen. Dieser Mix ist gut, schnell und effizient.

Arbeiten Sie an Bündelangeboten, die verschiedene Verkehrsträger kombinieren?

Hochgeschurtz: Wir sind in erster Linie Automobilhersteller. Man sollte auf keinen Fall die Konzentration darauf verlieren, was man wirklich gut kann. Und die Renault-Gruppe kann sehr gut Autos entwickeln, bauen und verkaufen.

Gibt es in fünf Jahren noch Diesel-Pkw?

Hochgeschurtz: Der Diesel-Motor trägt heute und in Zukunft dazu bei, dass wir weniger CO2 emittieren. Der Diesel ist daher mittelfristig unverzichtbar. Gleichzeitig wird in den nächsten Jahren der Anteil anderer Antriebsarten zunehmen, zu beobachten ist vor allem der Trend zu Elektrofahrzeugen, die lokal keine Luftschadstoffe ausstoßen. Und es kann auch eine Bewegung hin zu Benzinern geben. Das gilt vor allem für kleine Fahrzeuge. Doch in den Segmenten darüber spielt der Diesel seine Effizienz aus.

Auch Renault ist vorgeworfen worden, bei Emissionstests bei Dieselfahrzeugen getäuscht zu haben...

Hochgeschurtz: Renault täuscht nicht. Unsere Fahrzeuge entsprechen den gesetzlichen Bedingungen.

Sie setzen wie kein anderer Volumenhersteller auf das E-Auto. Eine richtige Entscheidung?

Hochgeschurtz: Ja, als wir vor Jahren die Richtung festgelegt haben, war schon klar, dass den Luftproblemen in den Innenstädten nur mit Elektrofahrzeugen zu begegnen ist. Es mag vielleicht in zehn, 20 oder 30 Jahren wieder neue Technologien geben. Kurzfristig löst aber keine andere Technologie diese Probleme in den Innenstädten.

Für bessere Luft in den Innenstädten könnten auch Hybrid-Fahrzeuge sorgen …

Hochgeschurtz: Sie müssen sich auf etwas konzentrieren und das machen, was den größten Erfolg beschert und abbildet, was Sie an Kompetenzen haben. Und die Allianz von Renault und Nissan hat eine ausgesprochene Kompetenz im Elektroantrieb. Deshalb sind wir auch Marktführer.

Was haben sich Renault und Dacia für das laufende Jahr vorgenommen?

Hochgeschurtz: Renault und Dacia gehörten 2016 zu den am stärksten wachsenden Marken in Deutschland. Wir haben zweistellig zugelegt. Der Trend hat sich verstärkt. Im Januar und Februar haben wir wieder zweistellig zugelegt, und wir haben auch im Gesamtjahr den festen Willen, kräftig zu wachsen. Das neue, harmonischere Design von Renault kommt gut an. Außerdem wollen wir mit unseren Autos das Leben vereinfachen und nicht komplizierter machen. Praktische Dinge wie zum Beispiel die vielen Ablagefächer in unserem Familien-Van Scenic sind dafür ein Beispiel. Wir haben auch kein Problem damit zu sagen, dass wir ein Massenhersteller sind. Wir bieten Autos für Jedermann an.

Deutschland ist seit 2016 wieder der zweitwichtigste Markt nach Frankreich für Renault. Ist das wichtig für Sie?

Hochgeschurtz: Das war eine Zeitenwende, auch wenn das kein Ziel an sich ist. Für Renault Deutschland ist das nicht unwichtig, weil wir damit mehr Gewicht in der Gruppe haben und stärker mitreden können bei den Produkten. Deutschland hat in Paris ein Wort mitzureden. Das ist einfacher, wenn Sie weltweit der zweitgrößte Markt sind. Und damit macht das Geschäft mehr Spaß.

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