Der Euro kommt, und Eberhard Schneider geht

Der Vorstandsvorsitzende der Kreissparkasse Siegburg geht in den Ruhestand - Fusionen sind derzeit kein Thema - "Die Region hat sich hervorragend entwickelt"

Der Euro kommt, und Eberhard Schneider geht
Foto: KSK

Siegburg Der Euro kommt, und Eberhard Schneider geht. Nach fast zehn Jahren an der Spitze der Kreissparkasse Siegburg wird Schneider am Montag mit einem Empfang auf dem Petersberg in den Ruhestand verabschiedet. Der scheidende Vorstandsvorsitzende hinterlässt ein "gut bestelltes Feld". Mit Schneider sprachen Klaus Elsen und Andreas Stanetschek.

GA: Man sagt, Sie seien das gute Gewissen der Kreissparkasse . . .

SCHNEIDER: Das müssen andere beurteilen, ob man das so sagen kann. Aber ich habe immer eine tiefe innere Bindung zur Kreissparkasse und unseren Mitarbeitern gehabt. Außerdem muss immer die Kundenverbindung und nicht die Kontenverbindung im Vordergrund stehen.

GA: Sind die Umstrukturierungen der vergangenen Jahre vor diesem Hintergrund zu sehen?

SCHNEIDER: Die Veränderungen waren notwendig, und sie haben viel gebracht. Die fünf Bezirksdirektionen hatten eine stark eigenständige Entwicklung genommen, und wir wollten das Geschäft wieder näher an unsere Kunden heranbringen. Deshalb haben wir vier Marktbereiche für Geschäfts- und zehn für Privatkunden gegründet.

GA: Es ist viel von Fusionen im großen Stil die Rede. Wären da nicht zuerst Hennef und Bad Honnef an der Reihe?

SCHNEIDER: Wir haben ein sehr gutes Verhältnis zu Hennef und Bad Honnef und ich bin auch nie mit Fusionsplänen auf die kleinen Sparkassen, vor denen ich große Achtung habe, zugegangen. Aber die kleinen Sparkassen müssen sich entscheiden, ob sie alleine weiterkommen. Wir sind groß genug, um alleine zu bestehen.

GA: Bedeutet das, dass es so schnell keine Fusion mit der Sparkasse Bonn oder vielleicht auch Köln geben wird?

SCHNEIDER: Es gibt derzeit keine konkreten Fusionspläne. Uns geht es vielmehr darum, die Kreissparkasse Siegburg stark zu machen. Ich ziehe generell die Selbstständigkeit vor, wenn die Rahmenbedingungen unverändert bleiben. Aber das tun sie nicht. So fällt in zwei Jahren die Gewährsträgerschaft weg, und die EU-Globalisierung wird sich auch auf die Banken auswirken. Deshalb kann ich mir nicht vorstellen, dass es in fünf Jahren noch 49 Sparkassen im Rheinland geben wird.

GA: In welche Richtung geht die Reise?

SCHNEIDER: Die Frage ist doch: Will man künftig in Wirtschaftsräumen oder weiter in Kreisgrenzen denken? Und diese Frage ist noch nicht beantwortet.

GA: Wird die Kreissparkasse auch in Zukunft mit 69 Zweigstellen in der Fläche präsent sein?

SCHNEIDER: Für unsere Kunden sind die Geschäftsstellen nach wie vor von großer Bedeutung. Wir wollen unseren Vertrieb stärker an Zielgruppen und unsere Leistungen mehr an den persönlichen und technischen Bedürfnissen unserer Kunden orientieren. Daran führt kein Weg vorbei.

GA: Der Bonn/Berlin-Beschluss hat auch die Kreissparkasse nicht unberührt gelassen. Wie bewerten Sie den Umzug der Bundesregierung aus heutiger Sicht?

SCHNEIDER: Entgegen allen Befürchtungen hat sich die Region hervorragend entwickelt. Allerdings hat der Raum auch selbst vieles zur wirtschaftlichen und politischen Entwicklung beigetragen. Wir jammern nicht, sondern gucken nach vorne und sind öffentlich mit dem Anspruch angetreten, Wissenschafts- und Hightech-Region werden zu wollen. Hier finden Menschen und Wirtschaft eine hervorragend entwickelte Infrastruktur vor. Weil das so ist und der Kreis immer noch zu den Regionen mit dem stärksten Wachstum in Deutschland gehört, sind auch die Voraussetzungen für die Entwicklung der Kreissparkasse gut.

GA: Die Pleite des Immobilien-Unternehmers Norbert Klein ist aber nicht so spurlos an Ihnen vorbeigegangen . . .

SCHNEIDER: Das war schon mit die schwierigste Phase meiner Zeit bei der Kreissparkasse. Aber wir sind das Problem gemeinsam mit dem Verwaltungsrat in mehreren Nachtsitzungen offen angegangen. Ich glaube, wir haben das recht gut aufgearbeitet, und Ende 1996 war die Affäre Klein für uns erledigt.

GA: Welche Konsequenzen haben Sie aus der Affäre Klein gezogen?

SCHNEIDER: Wir haben für unser Kreditgeschäft ein effizientes Risiko-Controlling aufgebaut. Dadurch sind die Früherkennungsmaßnahmen in unserem Hause viel effektiver geworden. Zudem haben wir unsere Kreditpolitik geändert. Wir setzen nicht nur auf quantitatives, sondern auf qualitatives Wachstum und haben Bewertungsverfahren für Geschäfts- und Privatkunden eingeführt. Dadurch wächst unser Kreditgeschäft natürlich langsamer, ist aber risikoärmer. Waren es früher mehr als zehn, sind es jetzt nur noch zwischen fünf und sechs Prozent pro Jahr.

GA: Sie sind mit der Entwicklung der Kreissparkasse aber nicht unzufrieden?

SCHNEIDER: Nein, keinesfalls. Wir liegen mit unserer strategischen Planung voll im Soll. Wir haben gute Produkte, mehr Kundennähe und eine gute Rentabilität. Wir haben alles erreicht, was wir wollten, und ich hinterlasse ein gut bestelltes Feld.

GA: Der Euro kommt, und Sie gehen. Was werden Sie in Zukunft tun?

SCHNEIDER: Ich habe zwar alle Nebenämter im Sparkassenbereich abgegeben, aber meine kirchlichen und sozialen Ehrenämtern werde ich behalten. So bleibe ich auch Vorsitzender eines Vereins, der Träger eines Heimes in meiner sauerländischen Heimat ist, in dem alkohol- und drogenabhängige Jugendliche resozialisiert werden. Außerdem warten sechs Enkel schon sehnsüchtig darauf, dass ihr Opa endlich mit ihnen seine große Modelleisenbahn wieder aufbaut.

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