Köln Bonn Airport Der Flughafen Köln/Bonn macht 100 Millionen Euro Verlust

Köln/Bonn · Johan Vanneste rechnet erst 2023 mit einer Rückkehr zur bisherigen Fluggaststärke. Verhandlungen über Beschäftigungspakt laufen noch.

 Leere Parkplätze am Flughafen Köln/Bonn: Die Flugbewegungen sind noch überschaubar. Täglich reisen rund 1500 Menschen von diesem Airport aus. Normalerweise sind es 30.000.

Leere Parkplätze am Flughafen Köln/Bonn: Die Flugbewegungen sind noch überschaubar. Täglich reisen rund 1500 Menschen von diesem Airport aus. Normalerweise sind es 30.000.

Foto: Akalin/Cem Akalin

Die wirtschaftliche Lage des Köln/Bonner Flughafens ist kritisch, aber nicht hoffnungslos. „Mitte März, als der Passagierbetrieb nahezu vollends zum Erliegen kam, hatte ich wirklich Angst um das Unternehmen“, sagte Johan Vanneste, Vorsitzender der Geschäftsführung der Flughafen Köln/Bonn GmbH. Am Freitag zogen er und Torsten Schrank, Geschäftsführer der Flughafen Köln/Bonn GmbH, eine erste Bilanz der ersten Monate im laufenden Geschäftsjahr.

Die beiden Führungskräfte des Flughafens rechnen mit einem Corona-bedingten Umsatzverlust von mehr als 100 Millionen Euro, wollen das aber durch einige Maßnahmen halbieren. Es gibt Schrank zufolge einen totalen Ausgabestopp für alle nicht sicherheitsrelevanten Projekte, einen konsequenten Einstellungsstopp, zudem befinden sich gut 80 Prozent der rund 1800 Beschäftigten in Kurzarbeit. Das Kurzarbeitergeld werde vom Unternehmen auf 95 Prozent aufgestockt. Die Betriebsvereinbarung über Kurzarbeit wurde bis Anfang 2021 abgeschlossen. Mit dem Betriebsrat und den Tarifpartnern arbeite man zurzeit an einem „Beschäftigungspakt“. Betriebsbedingte Kündigungen sollen vermieden werden. Vanneste rechnet nicht damit, dass sich der Flugbetrieb in kürzester Zeit wieder normalisiert. „Ich gehe davon aus, dass wir erst ab 2023 wieder auf dem Niveau von 2019 sein werden“, sagt er.

Zur Veranschaulichung: Normalerweise nutzen in den eher schwachen Monaten April und Mai rund 2,1 Millionen Fluggäste den Flughafen, in der Corona-Krise waren es gerade einmal 11.000 Passagiere. In den vergangenen fünf Tagen zählte Köln/Bonn täglich um die 1500 Fluggäste. Zuvor waren es 30.000 bis 50.000.

Als Rettungsanker erwies sich der Frachtbetrieb, der in Köln/Bonn auch während der Krisenzeit auf Hochtouren lief. 9700 Cargo-Flüge mit einer Gesamttonnage von zirka 240.000 Tonnen wurden seit Beginn der Krise am Airport abgefertigt, sagte Vanneste. Die Zahl der wöchentlichen Flugbewegungen lag zeitweise über 18 Prozent über dem Wert des Vorjahres – und zugleich deutlich über den Werten anderer deutscher Luftfrachtflughäfen.

Medizin-Güter bildeten Großteil der Ladungen der letzten Wochen

Der E-Commerce stieg zwar auch stark an, aber einen großen Teil der Ladung machten in dieser Zeit medizinische Güter, persönliche Schutzausrüstungen sowie frische Lebensmittel aus. Auch Airlines, die den Airport sonst nicht anfliegen, kamen nach Köln/Bonn, so wie Egypt Air oder Emirates, die in normalen Passagierflugzeugen medizinische Güter und Schutzausrüstungen transportierten.

„Wir haben aber auch neue Chancen während der Krise genutzt“, erklärte Vanneste. So habe man viele Bahnen auch als Stellflächen für die ruhenden Maschinen angeboten. Die Anfrage war so groß, dass man sogar kurzfristig eine Sondergenehmigung vom Bundesverkehrsministerium erhielt, auf dem Teilstück des Vorfeldes A Flugzeuge abzustellen. Dessen Nutzung war bekanntlich im Dezember 2014 vom Bundesverwaltungsgericht bis zum Abschluss eines neuen luftrechtlichen Zulassungsverfahrens untersagt worden. Das entsprechende Planfeststellungsverfahren läuft noch.

Flugbetrieb nimmt wieder Fahrt auf

Jetzt geht es sukzessive mit den Passagierflügen aufwärts. Derzeit zählt sind es rund 250 Flugbewegungen in der Woche. Mit Beginn der Sommerferien sollen 126 bis 164 Flüge pro Tag abgewickelt werden. Eurowings stellt mit 35 Flügen täglich das größte Kontingent dar. Gefolgt von Ryanair (17) und Lufthansa (16). Gut ein Drittel der Passagierzahlen macht der Flughafen aber mit türkischen Flugunternehmen. Diese Ziele seien es auch, die derzeit voll ausgelastet seien, hieß es – vornehmlich mit türkischen Staatsbürgern.

In der schulfreien Zeit wird das touristische Programm weiter ausgebaut mit Flügen in die Türkei, nach Spanien, Griechenland, Italien, Ägypten und Portugal sowie nach Kroatien und Bulgarien. Und auch die Shops in Terminal 1 öffnen dann wieder.

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