Solarworld-Gründer Frank Asbeck Der Sonnenkönig kämpft um seinen Thron

Bonn · Frank Asbeck polarisiert. Mit viel Verhandlungsgeschick hat der Solarworld-Gründer es anscheinend geschafft, weiter Teil des Unternehmens zu bleiben.

Frank Asbeck, genannt der Sonnenkönig: Der Gründer der Solarworld AG legte mit seinem Unternehmen einen steilen Aufstieg hin und stürzte ebenso steil ab.

Frank Asbeck, genannt der Sonnenkönig: Der Gründer der Solarworld AG legte mit seinem Unternehmen einen steilen Aufstieg hin und stürzte ebenso steil ab.

Foto: dpa

Ein König lässt sich nicht gerne stürzen. Ein Frank Asbeck genauso wenig. Und so schafft der Solarworld-Gründer es anscheinend immer wieder in letzter Minute, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Als es nicht mehr anders ging, musste der passionierte Jäger und Schlossbesitzer für sein Sonnenimperium – das einst zu den weltweit führenden Solarkonzernen gehörte – im Mai Insolvenz anmelden. Seine Herrschaft schien am Ende. Doch irgendwie hat sich „der Sonnenkönig“ wieder ins Spiel gebracht. Er bleibt Gesellschafter der neuen Solar Industries.

Frei nach dem rheinländischen Motto: „Et hätt noch immer jot jejange“. So kommentierte Asbeck auch den Rechtsstreit mit dem US-Unternehmen Hemlock im vergangenen Jahr – eine Schadensersatzklage von mehr als 700 Millionen Euro, die wie ein Damoklesschwert seit Monaten über dem Photovoltaikkonzern schwebte, mit dem Verkauf allerdings wegfällt. Asbeck gab sich diesbezüglich immer gelassen. Er war der Meinung, dass die rechtlichen Ansprüche in Deutschland nicht durchzusetzen seien.

Er war sich seiner Sache immer sehr sicher. „Von Asbeck lernen, heißt siegen lernen“, war einer von vielen markanten Sprüchen, mit denen er immer wieder die Aufmerksamkeit auf sich zog. Asbeck wird als „Dealmaker“ mit einem überwältigenden Verhandlungsgeschick bezeichnet, er gilt aber auch als starrsinnig und selbstverliebt. Deshalb will der Unternehmer, der einst als Ökopionier gefeiert wurde, auch nichts davon wissen, dass er selbst Solarworld auf dem Gewissen haben könnte. Er sieht die Fehler bei Anderen und macht aus seiner Meinung auch keinen Hehl: Die Asiaten wollten seine Herrschaft beenden. Immer wieder schimpfte er in den vergangenen Jahren auf Billigprodukte aus China, kämpfte für Schutzzölle, aber auch er hat Fehler gemacht, die das ehemalige Vorzeigeunternehmen in schwierige Fahrwasser brachte.

2010 erfolgte die Expansion in die USA

1999 gründete er Solarworld. Damals wurde das Solargeschäft in Deutschland noch kräftig gefördert. Acht Jahre später wurde der Bonner Konzern mit rund 4,5 Milliarden Euro bewertet und an der Börse gefeiert. Es ging steil bergauf für Asbeck. Aber auch für seinen Größenwahn: 2008 kündigt der gebürtige Westfale und studierte Agraringenieur an, den kriselnden Autobauer Opel übernehmen zu wollen. Auch wenn aus dem Vorhaben letztendlich nichts wurde, hatte die Ankündigung einen Werbeeffekt für sein Unternehmen. 2010 expandierte Solarworld noch in die USA, 2011 rutschten die Bonner dann erstmals in die roten Zahlen. Bereits 2013 kam Solarworld im Zuge der Krise der Solarbranche an einen Punkt, an dem nur noch ein Investor helfen konnte: Die Qatar Foundation stieg mit 46 Millionen Euro ein, die Aktionäre verzichteten auf ihr angelegtes Geld.

Zwei Jahre später sieht es so aus, als ob es wieder bergauf geht für den Bonner Konzern. Solarworld sieht sich auch dank eines gut laufenden US-Geschäfts wieder im Aufwind, schreibt aber weiter rote Zahlen. Trotzdem: Solarworld ist einer der wenigen Solarkonzerne in Europa, die die Krise überlebt haben. Richtig aufwärts geht es dennoch nicht mehr. Anfang dieses Jahres ist von Stellenstreichungen die Rede, der Verlust des Unternehmens vergrößert sich. Der Insolvenzantrag wenige Monate später ist daher keine Überraschung.

Kurz vorher zitiert das Handelsblatt im Frühjahr noch einen chinesischen Konkurrenten Asbecks mit den Worten: „Solarworld wird sterben. Die Frage ist nur, wann.“ Die Reaktion des Sonnenkönigs daraufhin in gewohnter Manier: „Die Alternative zum Sterben ist Weitermachen.“ Zumindest fürs Erste ist ihm das gelungen.

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