Bonner Logistikkonzern auf Rekordkurs Die Post erwartet weiteren Paketboom

Troisdorf · Der Bonner Konzern wächst um 20 000 Mitarbeiter und hebt seine mittelfristigen Ziele an. Der Versandhändler Amazon bleibt ein wichtiger Kunde.

 Post-Vorstandschef Frank Appel auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz. Seine Vorstandskollegen waren zugeschaltet.

Post-Vorstandschef Frank Appel auf der virtuellen Bilanzpressekonferenz. Seine Vorstandskollegen waren zugeschaltet.

Foto: DPDHL

Nach dem besten Ergebnis der Unternehmensgeschichte erwartet die Deutsche Post DHL Group auch für dieses Jahr weiter wachsende Sendungsmengen. Hauptwachstumstreiber war der weltweite Boom im E-Commerce. Im Laufe des Jahres 2020 hat der Konzern weltweit 20 000 neue Arbeitsplätze geschaffen, 8000 davon in Deutschland. Nachdem das Unternehmen 2013 erst 480 000 Beschäftigte hatte, ist diese Zahl im vergangenen Jahr auf 570 000 angewachsen. 220 000 davon arbeiten in Deutschland. „Dieser Erfolg ist uns nicht in den Schoß gefallen, er ist das Ergebnis jahrelanger harter Arbeit unserer gesamten Organisation“, sagte Vorstandschef Frank Appel bei der Bilanzpressekonferenz in Troisdorf.

Wie die Post bereits zuvor bekanntgegeben hatte, stieg der Umsatz 2020 im Vergleich zum Vorjahr um 5,5 Prozent auf 66,8 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (Ebit) verbesserte sich im abgelaufenen Geschäftsjahr um 17,4 Prozent auf mehr als 4,8 Milliarden Euro. „Die Deutsche Post DHL ist sicherlich in der besten Verfassung jemals“, sagte Appel.

Für das laufende Jahr erwartet Appel eine leichte Abschwächung beim Wachstum. Es werde sich auf hohem Niveau stabilisieren. Durch den Fokus auf das profitable Logistik-Kerngeschäft stärke die Post die Widerstandsfähigkeit gegenüber weltwirtschaftlichen Turbulenzen.

Angesichts der Rekordzahlen hat der Konzern seine mittelfristigen Ziele angehoben. Das Ebit soll 2023 auf mehr als sechs Milliarden Euro steigen.

Erholung im Welthandel

Der Konzern erwartet, dass sich der Welthandel im Jahresverlauf 2021 weiter erholten wird – und damit auch die Mengen in den globalen Logistikaktivitäten. Zugleich geht das Management davon aus, dass die interkontinentalen Transportkapazitäten aufgrund nur langsam zurückkehrender Beiladekapazitäten in Passagiermaschinen weiter eingeschränkt bleiben dürften. Ein wichtiger Kunde bleibt für die Post Amazon. Der Versandhändler steht weltweit für zwei Prozent des Umsatzes, im deutschen Geschäft liegt er bei sechs Prozent. Damit bleibt der Anteil des Onlinehändlers im Vergleich zum Vorjahr unverändert, obwohl Amazon sein eigenes Paketzustellnetz immer weiter ausbaut. „Andere Kunden sind mindestens genauso schnell gewachsen wie Amazon, in Teilen sogar schneller“, erklärte Appel.

Noch keine Auskunft geben wollte Appel zu seinen persönlichen Zukunftsplänen. Er ist seit 2008 Vorstandsvorsitzender, sein Vertrag läuft bis Oktober 2022. „Die Frage stellt sich noch nicht“, sagte er. Zu gegebener Zeit werde der Aufsichtsrat das Thema besprechen. Bei deutschen Konzernen ist es oft üblich, dass Vertragsverlängerungen ein Jahr vor Ablauf geklärt werden.

Vorstand ohne Veränderungen

Eine zweite Frau für den Postvorstand ist noch nicht in Sicht. Aufsichtsratsvorsitzender Nikolaus von Bomhard hatte auf der Hauptversammlung im vergangenen August auf Aktionärsfragen gesagt: „Wir streben an, bis zur Hauptversammlung 2021 einen Frauenanteil von zwei zu acht im Vorstand zu haben.“

Doch daraus wird nichts. Appel sagte, dass er sich mit seinem jetzigen Vorstandsteam sehr wohl fühle und keine Veränderung geplant sei. Das werde auf der Hauptversammlung am 6. Mai auch so kommuniziert. Finanzvorständin Melanie Kreis, die auch zu den möglichen Kandidaten für eine Nachfolge Appels zählt, ist derzeit die einzige Frau im Vorstand. Die Post will ihren Aktionären eine Dividende 1,35 Euro je Aktie zahlen, nach 1,15 Euro im Vorjahr.

Derzeit werde im Unternehmen debattiert, ob Aktionäre während der virtuellen Hauptversammlung noch die Möglichkeit bekommen sollen, Fragen einzureichen, sagte Kreis. Man beobachte auch, wie andere Konzerne mit der Frage umgehen. Bislang mussten bei den meisten Konzernen die Aktionäre ihre Fragen ein oder zwei Tage vorher einreichen, sodass keine Nachfragen möglich waren.

Noch keine Entscheidung getroffen hat die Post in der Frage, ob sie ihren Beschäftigten in diesem Jahr wieder einen Corona-Bonus auszahlen wird. Im vergangenen Jahr hatten alle Beschäftigten weltweit 300 Euro erhalten.

Impfstofflogistik auch im nächsten Jahr

Der Transport von Corona-Impfstoffen wird den Post-Konzern auch noch im nächsten Jahr beschäftigen. Appel schätzt, dass die Lieferungen in europäische Länder bis zum Jahresende abgeschlossen sein werden. Dann müssten allerdings noch viele Entwicklungsländer versorgt werden. Der Konzern hat Aufträge für die Impfstofflogistik aus mehreren Staaten, zu denen Israel und Japan zählen. Wie viel Einnahmen die Impfstoffverträge bringen, sagte Appel nicht.

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