Hauptversammlung in Bochum Deutsche Post DHL will mit Lebensmitteln wachsen

Bonn · Post-Chef Frank Appel bestätigt erstmals einen Auftrag von Amazon: Das Bonner Unternehmen stellt für den US-Riesen in Deutschland über das Internet bestellt Frischware zu.

Wenn es dem Welthandel gut geht, geht es auch der Deutschen Post DHL gut. Es müssen dann mehr Pakete, Briefe und Expresssendungen transportiert werden. Ansätze, die heimische Wirtschaft abzuschotten, wie sie US-Präsident Donald Trump angekündigt hat, passen da natürlich überhaupt nicht ins Konzept: „Ich kenne kein Land, dem es durch Protektionismus besser geht“, sagte Post-Vorstandschef Frank Appel vor rund 900 Aktionären auf der Hauptversammlung des Bonner Konzern in Bochum. Er sei optimistisch, dass sich der Welthandel trotz dieser Tendenzen positiv entwickeln werde. „Welthandel sorgt für Wohlstand, Wohlstand sorgt für Frieden“, meinte Appel.

Die meisten Aktionärsvertreter, die sich zu Wort meldeten, zeigten sich mit dem Kurs des Unternehmens zufrieden: „Mit diesem Unternehmen ist man gut bedient, wenn man es im Depot hat”, sagte Daniel Vos, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK). Fragen gab es eher zu Spezialthemen als zur großen Linie. „Wollen wir nun der Tesla der Transportlogistik werden?”, fragte Roland Klose von der Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), nachdem die Post bereits vor dem Ruhrpark-Kongresszentrum ihre Elektroautos namens Streetscooter aufgebaut hatte.

Der US-Autobauer steht mehr als andere für die Entwicklung der Elektromobilität. Appel unterstrich den Anspruch, „Motor der Elektromobilität zu sein und Marktführer in der grünen Logistik zu werden“. Das Unternehmen will die Produktion der Elektrolieferwagen Streetscooter zum Jahresende auf 20 000 verdoppeln. Die Post habe mittlerweile die ersten externen Kunden für das Zustellfahrzeug gefunden. Die Entwicklung sei vor allem aus dem Problem heraus entstanden, dass es kein Elektrofahrzeug auf dem Markt gegeben habe, welches den Bedürfnissen der Post entsprochen habe.

Appel bestätigte den Aktionären erstmals, dass die Post für den US-Internetriesen Amazon frische Lebensmittel in Deutschland zustellen werde. Bisher gibt es Amazon Fresh nur in einigen Städten der USA und Großbritanniens. Erste Meldungen darüber gab es bereits im März. Zunächst sollen in Berlin Lebensmittel ausgeliefert werden, anschließend bundesweit.

Post plant nur kleinere Übernahmen

Bei Übernahmen will sich die Post auf kleinere Ergänzungen beschränken: „Große Spieler wollen wir nicht kaufen”, meinte der Vorstandschef. Die Fragen von Aktionären, ob Wettbewerber wie UPS und FedEx die Post bald als weltgrößtes Logistikunternehmen überholen, wies Appel zurück. „Wir sind hervorragend aufgestellt”, sagte er.

Die Deutsche Post baue ihr Netz über Europa hinaus aus. Dazu investiere die Post in den USA. In Indien sei der Konzern Marktführer, in Malaysia und Chile sei die Post ebenfalls aktiv.

Unter anderem beschlossen die Aktionäre mit 99,93 Prozent des anwesenden Kapitals die Zahlung einer Dividende von 1,05 Euro pro Aktie. Dies entspricht einer Erhöhung um 20 Cent gegenüber dem Vorjahr und ist die höchste seit dem Börsengang im Jahr 2000. Auch in diesem Jahr wird die Dividende an inländische Aktionäre steuerfrei ausgeschüttet. Auf die Frage, wie lange das steuerliche Einlagenkonto noch so gefüllt sei, dass die Steuerfreiheit gewährleistet sei, gab Appel Entwarnung: Das werde noch einige Jahre so bleiben.

Hauptversammlung 2018 in Bonn

Am Ende der Hauptversammlung gab Aufsichtsratschef Wulf von Schimmelmann bekannt, dass die Hauptversammlung des Konzerns im kommenden Jahr in Bonn stattfindet: Die Post tagt dann im WCCB.

Ob diese örtliche Veränderung auch Porzellan mit sich bringt, darauf ist auf jeden Fall der Kleinaktionär gespannt, der im zweiten Jahr in Folge kritisierte, dass es für die Aktionäre Becher, Teller und Besteck aus Plastik gebe. Nicht mal die mitgebrachte Porzellantasse sei von den Servicekräften gefüllt worden: Sie könne ja als Wurfgeschoss missbraucht werden.

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