Bilanz der Deutschen Post International glänzend, national matt

Bonn · Gespaltener Geschäftsverlauf bei der Deutschen Post DHL Group: Während die internationalen Geschäfte glänzend laufen, bereitet die Brief- und Paketzustellung der Post Kummer. Unter dem Strich steht ein gutes drittes Quartal mit deutlichem Wachstum.

 Die Post befürchtet eine deutliche Steigerung der Lohnkosten durch die anstehenden Tarifverhandlungen.

Die Post befürchtet eine deutliche Steigerung der Lohnkosten durch die anstehenden Tarifverhandlungen.

Foto: dpa/Monika Skolimowska

Im Januar beginnen bei der Deutschen Post DHL Group die Tarifverhandlungen für rund 160.000 deutsche Beschäftigte. „Es werden sehr schwierige Gespräche werden“, ist Post-Vorstandschef Frank Appel überzeugt. Die Gewerkschaft Verdi hat noch keine Tarifforderung beschlossen. Bis zum 15. November befragt Verdi die Mitglieder dazu. Die Ergebnisse sollen in der Konzerntarifkommission am 21. November beraten werden. In die Beratungen sollen auch aktuellen Entwicklungen einfließen. „Für uns ist klar: Die Beschäftigten brauchen einen Reallohnausgleich, und sie haben es verdient, am Unternehmenserfolg der vergangenen Jahre teilzuhaben“, sagte ein Verdi-Sprecher auf Anfrage. Zur Tarifkommission gehören auch Beschäftigte der Post-Niederlassungen.

Appel führt die Probleme des Brief- und Paketversands im Inland auch darauf zurück, dass die Post die Preise nicht so anheben kann, wie Kostensteigerungen beispielsweise durch höhere Löhne zu verzeichnen sind. Das Briefporto darf derzeit gar nicht angehoben werden. Die Steigerungen unterliegen festen Vorgaben des Bundes.

Der Umsatz der Sparte Post und Paket Deutschland lag im dritten Quartal mit 3,9 Milliarden Euro rund sieben Millionen Euro unter dem Vorjahresquartal. Das operative Ergebnis (Ebit) sank um drei Prozent auf 290 Millionen Euro. Rechnet man im Vorjahresquartal angefallene Kosten für einen Corona-Sonderbonus an die Belegschaft heraus, liegt das Minus sogar bei 18 Prozent. Die Preiserhöhungen 2023 für Paket-Geschäftskunden sollen Energiezuschläge enthalten.

Post für geplante Reform beim Postgesetz

Appel setzt auf die für kommendes Jahr geplante Reform des Postgesetzes: „Die Politik muss verstehen, wir brauchen irgendwo eine Kostenentlastung.“ Ein Ansatz könne sein, dass nicht mehr 80 Prozent der Briefe am nächsten Werktag beim Empfänger sein müssen. Wie berichtet, hat die Post in einigen Regionen Probleme durch einen erhöhten Krankenstand und fehlendes Personal. Dadurch können weniger Briefe am Folgetag zugestellt werden.

„Auch wenn Stiftung Warentest uns im Paketgeschäft wettbewerbsübergreifend den besten Service attestiert, liegt unser Fokus nun darauf, die Qualität wieder zu erhöhen und Rekrutierungsmaßnahmen insbesondere für die Bereiche Zustellung, Sortierung und Verladung nochmals zu verstärken“, sagt Finanzvorständin Melanie Kreis. Das erfordere Investitionen in Infrastruktur, Personal und Prozesse.

Unter dem Strich ist der Logistikkonzern aber auch im dritten Quartal deutlich gewachsen. So steigerte er seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahresquartal um 20 Prozent auf 24 Milliarden Euro. Die internationalen Geschäfte liefen glänzend. In einem sich abschwächenden konjunkturellen Umfeld habe der Konzern seine weltumspannenden Netzwerke dank flexibler Strukturen und intensiver Zusammenarbeit zwischen den Unternehmensbereichen effizient auslasten können, sagte Kreis. Entsprechend verbesserte sich das Ebit konzernweit um 15,2 Prozent auf zwei Milliarden Euro.

Im Speditionsgeschäft der Sparte „Global Forwarding, Freight“ sind Umsatz und Ergebnis aufgrund hoher Frachtraten erneut deutlich gestiegen. Der Umsatz stieg um 38 Prozent auf knapp acht Milliarden Euro. Die Kapazitätslage in der Luft- und Seefracht habe sich entspannt, da die Nachfrage merklich zurückging und das Transportangebot wieder zunahm, so Kreis. Der Konzerngewinn stieg um 13 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Dass die Geschäfte alles in allem weniger profitabel waren, lag unter anderem an ungünstigen Währungseffekten.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort
Altbekannte Missstände
Wenige Erfinderinnen in Deutschland Altbekannte Missstände
„So kompliziert ist Gründen nicht“
Co-Organisatorin des „Female Founders Festivals“ in Bonn „So kompliziert ist Gründen nicht“