Frauenanteil soll erhöht werden Deutsche Post will weitere Frau in Vorstand berufen
Bonn · Die Deutsche Post DHL sieht sich für eine mögliche Verschärfung der Corona-Krise gewappnet. Aktionäre fordern auf der virtuellen Hauptversammlung eine Erhöhung der Dividende für die kommenden Jahre.
Die Deutsche Post DHL Group will in den kommenden Monaten eine weitere Frau in den Vorstand berufen. „Wir streben an, bis zur Hauptversammlung 2021 einen Frauenanteil von zwei zu acht im Vorstand zu haben“, sagte Aufsichtsratschef Nikolaus von Bomhard am Donnerstag auf der virtuellen Hauptversammlung auf Fragen von Aktionären. Derzeit ist Melanie Kreis die einzige Frau im achtköpfigen Vorstand. Ob das bedeutet, dass der Vorstand der Post um zwei Positionen erweitert werden soll, dazu wollte sich eine Post-Sprecherin auf Nachfrage derzeit nicht äußern.
Post-Vorstandschef Frank Appel sieht sein Unternehmen auch für die Zeit nach der Pandemie gut gerüstet. „Wir können mit Stolz sagen: Wir haben die Krise bisher gut gemeistert“, sagte Appel. Auch eine zweite Welle werde dem Unternehmen nichts anhaben können. „In der Pandemie zeigt sich: Globalisierung ist nicht das Problem, sondern die Lösung.“
In der Krise habe sich die Bedeutung der Logistik als Rückgrat der weltweiten Wirtschaft besonders deutlich gezeigt, sagte Appel. „Im Normalfall nimmt man Logistik kaum wahr, weil alles läuft.“ Der Konzern leiste einen elementaren Beitrag zur Bewältigung der Krise. Mit dem weltweiten Transport von Medikamenten, Schutzausrüstung und medizinischen Geräten sowie dem Aufrechterhalten von Handelsströmen halte der Konzern „die Welt am Laufen“, so Appel. „Ohne uns stehen die Fabriken still.“
Zuversichtlich äußerte sich Appel mit Blick auf die im Juli ausgegebene Prognose für das laufende Geschäftsjahr sowie die mittelfristigen Finanzziele: „Wir haben an vielen Stellen die richtigen Maßnahmen getroffen.“ Das Unternehmen werde gestärkt aus dieser Krise hervorgehen. Demnach wird das operative Ergebnis (Ebit) im Jahr 2020 zwischen 3,5 und 3,8 Milliarden Euro betragen. Für das Jahr 2022 erwartet der Konzern – abhängig vom Verlauf der gesamtwirtschaftlichen Erholung – ein Ebit von 4,7 bis 5,3 Milliarden Euro.
Der Bonner Konzern verzeichnete in der Corona-Krise ein starkes Wachstum im Paket-Geschäft. „Einiges spricht dafür, dass dieser Anstieg im Onlinehandel kein Strohfeuer ist“, sagte Appel. Gemessen am gesamten Einzelhandel sei der Onlineanteil immer noch gering. Die Abhängigkeit vom Großkunden Amazon werde im Laufe des Jahres sinken, weil andere Kunden an Bedeutung gewinnen. Weltweit habe Amazon 2019 zwei Prozent des Umsatzes ausgemacht, in Deutschland sechs Prozent.
Bis 2050 logistikbezogene Emissionen auf Null reduzieren
„Wir fordern für die Zukunft eine deutliche Dividendenerhöhung“, sagte Patrick Schuchter, Portfoliomanager bei Union Investment. „Es steht genügend Cash für die Aktionäre zur Verfügung, die künftig stärker am Unternehmenserfolg beteiligt werden wollen.“ Für das vergangene Jahr erhalten die Anteilseigner eine Dividende von 1,15 Euro je Aktie. Vor der Krise hatte Appel 1,25 Euro in Aussicht gestellt.
Der Konzern hat zum Ziel, bis zum Jahr 2050 alle logistikbezogenen Emissionen auf Null zu reduzieren. „Damit unterstützen wir auch unsere Kunden“, sagte Appel. Diese seien immer mehr auf grüne Logistik angewiesen. Wer sie anbiete, werde im Wettbewerb die Nase vorn haben. In Deutschland wird rund ein Drittel der Briefe und Pakete emissionsfrei, also per Elektrofahrzeug, mit dem Fahrrad oder zu Fuß, zugestellt. Bis 2025 soll sich dieser Anteil mehr als verdoppeln.
Allerdings entfällt auf die Brief- und Paketzustellung in Deutschland nur ein kleiner Teil der gesamten CO2-Emissionen. Gut drei Viertel der Emissionen gehen auf die Luft- und Seetransporte zurück. Hier sei die Emissionsreduktion deutlich schwieriger, sagte Finanzvorständin Melanie Kreis. Notfalls müssten Emissionen durch Kompensationskäufe ausgeglichen werden.