Gamescom in Köln Deutsche sitzen gerne am Joystick

KÖLN · Deutschland ist ein gutes Pflaster für Computerspiele. Im ersten Halbjahr wurden mit ihnen 845 Millionen Euro umgesetzt, so Maximilian Schenk, Geschäftsführer des Bundesverbands Interaktive Unterhaltungssoftware (Biu) am Mittwoch im Vorfeld der Kölner Messe Gamescom.

Großer Andrang im vergangenen Jahr: Computerspieler bei der Gamescom.

Großer Andrang im vergangenen Jahr: Computerspieler bei der Gamescom.

Foto: dpa

Das sei ein Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Für das Gesamtjahr erwartet Schenk Umsätze, die ein Prozent höher liegen als im Vorjahr, vielleicht ein Prozent niedriger. Das sei "fast sensationell", so Schenk. In den USA, dem größten Spielemarkt der Welt, gebe es ein zweistelliges Minus. Und auch in den anderen großen Märkten neben Deutschland wie dem Vereinigten Königreich, Frankreich, Japan oder Südkorea gebe es ein deutliches Minus. Deutschland sei auf dem Weg, der stärkste Games-Markt in Europa zu werden.

Nach 33 Millionen Spielen im Vorjahreszeitraum haben die Deutschen im ersten Halbjahr 35 Millionen Spiele gekauft. 616 Millionen Euro haben sie für Games auf Datenträgern und Downloads ausgegeben, 23 Millionen Euro weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei war vor allem der Absatz von Spielen für Konsolen rückläufig. Erst Ende des Jahres kommt eine neue Konsolengeneration auf den Markt, und darauf warten die Spieler. Deshalb sind auch Microsoft und Nintendo, das etwa die populäre Wii überarbeitet, nicht mit einem Stand auf der Gamescom vertreten.

Während der Umsatz mit Gebühren und Abonnements für Online- und Browserspiele von 107 auf 84 Millionen Euro zurückging, legte der von virtuellen Zusatzinhalten von 89 auf 145 Millionen Euro zu. Mobile Spiele kosten im Durchschnitt etwas über 2,20 Euro. Für vielleicht 79 Cent können sie aber aufgepeppt werden. Dafür gibt es etwa eine schickere Optik für einen Rennwagen oder ein virtuelles Mittel, das Getreide auf der Farm schneller wachsen lässt. Dieses Segment bleibe wie im Vorjahr das Wachstumssegment der Branche, so Schenk.

Tiefer in die Tasche greifen müssen die 25 Millionen regelmäßigen und zehn Millionen gelegentlichen Spieler für PC-Spiele und noch tiefer für Konsolenspiele, die laut Schenk etwa 30 Euro im Schnitt kosten. Aufwendig produzierte Spiele könnten durchaus in der Herstellung einen dreistelligen Millionen-Dollar- Betrag kosten, so Schenk.

Computerspiele sieht Schenk auf dem Weg zum digitalen Leitmedium. Für die rund 300 Unternehmen in Deutschland mit rund 10.000 Mitarbeitern wünscht er sich staatliche Unterstützung. Die Branche sei Teil der Softwareindustrie, die so ebenfalls unterstützt werde. Beispielsweise würden die Arbeiten der Branche auch genutzt für Simulationsprogramme, die der Industrie helfen würden. Offenbar denkt Schenk an steuerliche Vergünstigungen, ohne dabei aber konkret zu werden.

Auf der Gamescom erwartet Messechef Gerald Böse mindestens so viele Besucher wie im Vorjahr. Ziel seien 275.000 Besucher plus X, so Böse. In Köln würden alle Themenbereiche der Spieleindustrie abgebildet. Auch wenn Branchenschwergewichte fehlen, wurde die Messefläche um 15 Prozent auf insgesamt 140.000 Quadratmeter erweitert. 330 Neuheiten würden gezeigt.

Die Aussteller würden auch deutlich mehr Weltpremieren, die erstmals in Köln spielbar seien, versprechen als in den Vorjahren. Außerdem gebe es ein Trailerkino, in dem aktuelle Spiele vorgestellt werden, E-Sport, Skateboardmeisterschaften und einen Gamescom-Strand auf de Außengelände. Der Gamescom-Kongress, bei dem es etwa um Jugendschutz und Medienkompetenz geht, findet jetzt an zwei Tagen statt. Wie im Vorjahr gibt es ein Karriereforum, das über Berufe in der Branche informiert.

Gamescom

  • Die Messe findet statt vom 15. bis 19. August 2012. Am 15. ist ein Fachbesucher- und Medientag, danach ist die Gamescom offen für alle.
  • Öffnungszeiten: Publikumsbereich: Donnerstag/Freitag 10 bis 20 Uhr, Samstag 9 bis 20 Uhr, Sonntag 9 bis 18 Uhr. Business-Bereich (für Fachbesucher): Mittwoch 9 bis 19 Uhr, Donnerstag/Freitag, 9 bis 19 Uhr
  • Eintrittspreise: Tageskarte Erwachsene: Donnerstag/Freitag 14,00 (ermäßigt 9,00) Euro, Sonntag 17,00 (ermäßigt 14,00) Euro; Tageskarte Kind (7 bis 11 Jahre) 6,00 Euro; Familienticket (nur am Sonntag) 22,00 Euro. (dpa)
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