Quartalszahlen der Deutschen Telekom Telekom erlebt keine Schwächung durch Corona

Bonn · Der Bonner Konzern hält an seiner Jahresprognose fest. Anders als viele Unternehmen in Deutschland rechnet die Telekom kaum mit negativen Folgen durch die Corona-Pandemie. Mitarbeiter weltweit kehren nun schrittweise aus dem Homeoffice zurück.

 Im niedersächsischen Weetzen haben Bewohner vergangene Woche mit Kreide „Schnelles Internet“ auf die Straße geschrieben, um auf die zu langsame Internetverbindung in ihrem Wohngebiet aufmerksam zu machen.

Im niedersächsischen Weetzen haben Bewohner vergangene Woche mit Kreide „Schnelles Internet“ auf die Straße geschrieben, um auf die zu langsame Internetverbindung in ihrem Wohngebiet aufmerksam zu machen.

Foto: dpa/Ole Spata

Homeoffice ist für die meisten Mitarbeiter der Deutschen Telekom weltweit in den vergangenen Wochen eine Realität gewesen, schrittweise holt der Bonner Konzern sie nun wieder in die Unternehmensbüros zurück, wie der Vorstandsvorsitzede Timotheus Höttges am Donnerstag berichtete. Anders als viele Unternehmen in Deutschland rechnet die Telekom kaum mit negativen Folgen durch die Corona-Pandemie, sie hält sogar an der Jahresprognose fest und will der Hauptversammlung am 19. Juni weiterhin den Dividendenvorschlag von 60 Cent pro Aktie machen.

Laut der Quartalsbilanz, die Höttges auf einer Telefonkonferenz vorstellte, stiegen die Erlöse von Januar bis März um 2,3 Prozent auf 19,9 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda ohne Leasingkosten) erhöhte sich auf 6,5 Milliarden Euro, ein Plus von 10,2 Prozent. Ohne das US-Geschäft hätte das Plus bei lediglich 3,8 Prozent gelegen (siehe auch Infokasten). Für das Gesamtjahr soll es bei einem operativen Ertrag von 25,5 Milliarden Euro bleiben.

„Massive Herausforderungen“

Die Corona-Krise habe die Telekom vor „massive Herausforderungen“ gestellt, erklärte Höttges. Von den weltweit rund 210.000 Mitarbeitern seien rund 180.000 im Homeoffice gewesen. Für einen Großteil von ihnen sei die Infrastruktur zum Arbeiten innerhalb eines Wochenendes eingerichtet worden. Gleichzeitig seien rund 6000 Technikmitarbeiter täglich vor Ort im Einsatz, um in Wohnungen Anschlüsse einzurichten. Es bestehe unter den Beschäftigten eine „immense Motivation“, alles am Laufen zu halten. „Wir sind der Ackergaul der Digitalisierung“, sagte Höttges. Die Kundenbeschwerden sind während der Corona-Krise um etwa ein Viertel zurückgegangen. Der Krankenstand unter den Mitarbeitern sei im April geringer gewesen als in den Zeiten vor der Pandemie, sagte Höttges.

In den Quartalszahlen sind die Folgen der Corona-bedingten Einschränkungen noch wenig enthalten, da diese erst in der zweiten Märzhälfte voll wirksam wurden. Umsatzeinbrüche gab es bei Endgeräten wie Smartphones und Tablets, weil die T-Shops geschlossen waren und erst seit zwei Wochen wieder geöffnet sind. Durch die Grenzschließungen habe auch das internationale Roaming-Geschäft gelitten und sei um 80 Prozent eingebrochen. Im IT-Geschäft gab es durch Großkunden Absagen oder Verzögerungen. Die Telekom profitierte aber von einer geringeren Wechselbereitschaft der Kunden etwa bei Mobilfunkverträgen. Von Mitte März bis Ende April schnellte die Nutzung des Mobilfunks um 30 Prozent in die  Höhe. Zudem laufen über die Struktur der Telekom 60 000 bis 70 000 Webkonferenzen gleichzeitig. Höttges: „Wir sind ohne Netzausfall  durch die Krise gekommen.“

Wachstum in allen Geschäftsbereichen

Laut Finanzvorstand Christian Illek haben alle Geschäftsbereiche des Konzerns zum Wachstum beigetragen.  In der Verwaltung will der Konzern in nächster Zeit bis zu 20 Prozent der Beschäftigten aus dem Homeoffice in die eigenen Büros zurückholen. An den Standorten  Bonn und Darmstadt ist diese Quote bereits erreicht. Praktisch könnten auch bis zu 50 Prozent aus dem Homeoffice zurückkehren, die Abstands- und Hygieneregeln könnten eingehalten werden. Höttges sagte, man habe alle Mitarbeiter mit jeweils zwei Nase-Mund-Schutzmasken ausgestattet. Er glaubt, dass eine Mischung aus Präsenz im Büro und Homeoffice das Arbeiten der Zukunft bestimmen wird. Höttges nennt das eine „hybride Struktur“. Bestimmte Aufgaben litten, wenn sie dauerhaft im Homeoffice erfolgen müssten, als Beispiel nannte er das Neukundengeschäft. Aus Hongkong wisse man, dass monatelanges Arbeiten im Homeoffice die Leistungsbereitschaft drücke.

Neben der Integration des US-Mobilfunkanbieters Sprint gehört der Ausbau der Infrastruktur für schnelles Internet zu den zentralen Vorhaben in diesem Jahr. Die Zahl der glasfaserbasierten Anschlüsse sei in Deutschland im Jahresvergleich um 1,9 Millionen auf 14,8 Millionen gestiegen. Der superschnelle Mobilfunkstandard 5G soll bis zum Jahresende für mehr als die Hälfte der Bevölkerung verfügbar sein. Insgesamt will die Deutsche Telekom in diesem Jahr 13 Milliarden Euro in die Infrastruktur investieren.

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