Telefonzellen in Bonn Deutsche Telekom will 93 Geräte abbauen

BONN · Die Deutsche Telekom will erneut von ihr betriebene öffentliche Telefonanlagen im gesamten Stadtgebiet abbauen. Nach einer Mitteilungsvorlage der Bonner Stadtverwaltung für die Bezirksvertretungen Bonn, Bad Godesberg, Beuel und Hardtberg sind es insgesamt 93 Standorte, die die Telekom im laufenden Jahr aufgeben will.

Davon befinden sich 67 auf öffentlicher Fläche, der Rest auf Privateigentum. Dazu zählen Krankenhäuser oder Bahnhöfe. Derzeit gibt es der Stadt Bonn zufolge noch 234 Standorte mit Telekom-Telefonzellen oder -säulen. Zuletzt hatte sich die Telekom 2011 von zahlreichen Standorten in Bonn getrennt.

Zu dem Zeitpunkt betrieb sie noch an 357 Standorten öffentliche Telefonanlagen. Verschwinden sollen dieses Mal unter anderem die Telefonzelle am Remigiusplatz oder gleich drei Anlagen entlang der Römerstraße fallen. Nicht vom Abbau betroffen sind Standorte mit sogenannten Multimediastationen mit Internetzugang, wie zum Beispiel an der Museumsmeile.

Wie damals begründet die Telekom auch dieses Mal ihr Vorhaben mit fehlender Wirtschaftlichkeit. Inzwischen seien nahezu 100 Prozent aller Haushalte mit Festanschlüssen versorgt; zudem wachse der Ausbaustand der Mobilnetzfunke rasant. Alle in den aktuellen Listen aufgeführten Standorte liegen nach Angaben der Telekom im monatlichen Umsatz unter 60 Euro, 20 Standorte sogar unter 20 Euro. Die Betriebskosten dagegen belaufen sich im Schnitt auf etwa 100 Euro pro Standort.

Es seien nicht nur die Umsätze, die bei der Standortüberprüfung als Kriterium dienten, erklärte André Hofmann von der Pressestelle der Deutschen Telekom auf GA-Nachfrage. Hinzu komme auch die Störanfälligkeit und die damit verbundene Reparaturhäufigkeit. Dabei spiele auch Vandalismus eine Rolle.

Auch wenn die Stadt Bonn nach Angaben des Deutschen Städtetags ihre Zustimmung zum Abbau verweigern könnte - immerhin ist die Telekom zur Grundversorgung mit öffentlichen Münz- und Kartentelefonen verpflichtet -, so wird sie grundsätzlich keinen Widerspruch zum geplanten Abbau einlegen, sagte am Dienstag Marc Hofmann vom städtischen Presseamt. In Einzelfällen könne sie allerdings aktiv werden.

Die Politik signalisierte am Dienstag, dass sie sich jeden einzelnen Standort, der wegfallen solle, anschauen werde. "Wir haben natürlich Verständnis für die wirtschaftlichen Zwänge der Telekom. Aber wird werden die Vorschläge genau prüfen", sagte CDU-Ratsherr Georg Fenninger.

Das verspricht auch der Bonner Bezirksbürgermeister Helmut Kollig (SPD): "Die Handynutzung hat stark zugenommen, so dass die öffentlichen Telefonanlagen immer seltener genutzt werden. Aber es gibt Gegenden, wo sie nicht im großen Stil abgebaut werden dürfen, etwa in der Innenstadt oder in Tannenbusch", sagte er.

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