Kommentar Deutsche Wirtschaft: Stärker oder schwächer

Brüssel · Genau genommen handelt es sich um ein großes Missverständnis. Ja, Deutschlands Stärke liegt im Export. Diesen Erfolgsweg wollen nun auch die gerade aus dem Schuldensumpf erstehenden anderen Euro-Länder gehen und stoßen dort auf einen Markt, den die bundesrepublikanischen Unternehmen fest in der Hand haben.

Die eigentlichen Schwierigkeiten aber entstehen dadurch, dass Deutschland im Verbleich zu seinen Ausfuhren verhältnismäßig wenig importiert, weil die Binnennachfrage deutlich größer sein könnte. In diesem Punkt hat die Kommission durchaus recht. Denn hierzulande machen überfällige Reformen beispielsweise im Energiebereich (Stichwort: hohe Energiekosten) viel Kaufkraft zunichte. Und dass Mindestlöhne, egal wie man inhaltlich zu ihnen stehen mag, auch einen Kaufkraftschub auslösen könnten, gilt als unbestritten.

Diese Bilanz mag zwar am grünen Tisch richtig, aus Sicht der deutschen Verbraucher sogar hilfreich sein. Aber das eine Argument muss nicht zum anderen passen. Denn es ist keineswegs gesagt, dass eine höhere Binnennachfrage wirklich den EU-Partnern zugutekäme. Sie könnte auch "nur" die hiesigen Betriebe stützen. Dann wäre zwar das statistische Problem des Leistungsbilanzüberschusses vom Tisch. Gelöst aber wären die Schwierigkeiten der anderen Euro-Länder nicht.

Dass die Kommission diesen Widerspruch sehr wohl ahnt, ist ihrer Reaktion anzumerken.

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