Produktion gesunken Deutscher Kunststoff geht vor allem in den Export

Wesseling · Rund 13,3 Millionen Tonnen des in Deutschland erzeugten Kunststoffs wurde exportiert. Der Branchenverband Plastics Europe kritisiert die pauschale Tabuisierung des Materials in Umweltdebatten.

 Branchenverband Plastics Europe kritisiert die pauschale Tabuisierung des Materials in Umweltdebatten.

Branchenverband Plastics Europe kritisiert die pauschale Tabuisierung des Materials in Umweltdebatten.

Foto: picture alliance/dpa

Internationale Handelsstreits, nachlassende Dynamik der Weltwirtschaft und Abschwung spezieller Kundenbranchen wie der Automobilindustrie haben den deutschen Kunststofferzeugern im vergangenen Jahr einen spürbaren Dämpfer verpasst. Zwar stieg der Umsatz der Erzeuger moderat um 1,1 Prozent auf 27,4 Milliarden Euro, jedoch sank die Produktion um 3,1 Prozent auf 19,3 Millionen Tonnen.

Dennoch stieg die Zahl der Beschäftigten um 1,6 Prozent auf 53.078 Mitarbeiter in rund 200 Unternehmen. Das gab Michael Zobel, Vorsitzender des Branchenverbands Plastics Europe Deutschland, am Dienstag in Wesseling bekannt. Zu den Mitgliedern des Verbands zählen Chemiekonzerne wie BASF in Ludwigshafen, Basell Polyolefine in Wesseling, die Leverkusener Spezialchemiekonzerne Lanxess und Covestro und auch Emery und Arkema in Düsseldorf.

Das Gros des in Deutschland erzeugten Kunststoffs, rund 13,3 Millionen Tonnen, ging in den Export, wobei die Branche auch hier einen Rückgang um zwei Prozent verspürte. Zeitgleich ließen die deutschen Kunststoffverarbeiter die Importe um 4,1 Prozent auf 10,4 Millionen Tonnen stiegen. Etwa jede dritte hierzulande erzeugte Tonne Kunststoff, rund 30,5 Prozent, kam später in Verpackungen zum Einsatz, gefolgt vom Baugewerbe mit 24,5 Prozent.

Der Fahrzeugbau verbrauchte 11,2 Prozent der deutschen Produktionsmenge, aber weniger als in den Vorjahren, so Zobel: „Dieselgate, drohende Fahrverbote und verschärfte EU-Zulassungsbedingungen könnten die Ursache für die Abschwächung sein.“

Image hat gelitten

Aber auch das Image von Kunststoff und Kunststoffindustrie habe erheblich gelitten. Der Verband kritisierte die pauschale Diskriminierung und Tabuisierung des Kunststoffs in Nachhaltigkeits- und Umweltdebatten scharf: Bei globalen Megatrends wie Gesundheit und Ernährung, Klima und Energie, dem Baugewerbe sowie bei Mobilität und Kommunikation seien Kunststoffe Teil der Lösung und nicht des Problems.

„Es wird aber im Moment der Trugschluss genährt, dass das Weglassen des Plastiks ein Gewinn an Nachhaltigkeit wäre“, so Zobel, der mit Verbandsgeschäftsführer Rüdiger Baunemann dafür warb, bei Nachhaltigkeitsdebatten einen echten CO2-Fußabdruck zu vergleichen, der auch die Langlebigkeit und mehrfache Verwendung von Kunststoffen während der gesamten Lebensdauer eines Produktes einbezieht.

Mit Selbstverpflichtungen sowie Innovationen wolle die Branche effizienter und ressourcenschonender werden. Zugleich arbeite die Branche an Strategien, CO2 als Rohstoff für Kunststoffe zu nutzen, den Recyclinganteil in neuen Kunststoffen zu erhöhen, bessere Kreislaufsysteme zu etablieren und eine optimale, spätere Verwertung von Kunststoffabfällen zu realisieren.

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