DGB Bonn/Rhein-Sieg gibt Neurjahrsempfang

Mal launig, mal ernst, aber stets kritisch - so kennen die Gäste den Neujahrsempfang des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg. Und so hielt dessen Chef Ingo Degenhardt auch am Freitag wieder eine Rede in gewohnt politischer Manier.

DGB Bonn/Rhein-Sieg gibt Neurjahrsempfang
Foto: Barbara Frommann

Bonn. Mal launig, mal ernst, aber stets kritisch - so kennen die Gäste den Neujahrsempfang des Deutschen Gewerkschaftsbunds (DGB) Kreisverband Bonn/Rhein-Sieg. Und so hielt dessen Chef Ingo Degenhardt auch am Freitag wieder eine Rede in gewohnt politischer Manier.

Eingeladen ins DGB-Haus waren Vertreter aus Politik und Verwaltung - darunter Oberbürgermeister Jürgen Nimptsch - sowie von Betrieben, Behörden und den Kirchen.

Degenhardts erster Seitenhieb galt Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann, "der sich zum Weihnachtsfest mal eben mit einem Kasino beschenkt hat".

Der DGB-Chef spielte damit auf den Kauf des vier Milliarden Dollar teuren "Cosmopolitan Resort and Casino" in Las Vegas an. Auch andere "Zumutungen" ließ Degenhardt nicht unerwähnt: "Für einige Menschen war 2010 das Jahr des Aufschwungs nach der Krise, für die Mehrheit der Bevölkerung war es das Jahr der schwarz-gelben Zumutungen."

Die "schöne neue Arbeitswelt" gestaltet sich aus Sicht des DGB vor allem dank Leiharbeit so "schön": "Sie ist die Wunderwaffe für den momentanen Beschäftigungsaufbau. In den hiesigen Firmen der Metall- und Elektroindustrie wird es in diesem Halbjahr einen Personalaufbau von weit über tausend Stellen geben.

Nach einer Umfrage der IG Metall werden das aber zur Hälfte Leiharbeiter sein; die andere Hälfte wird wohl nur befristet eingestellt." Auch in Bundesbehörden wie im Verteidigungsministerium gebe es zunehmend Leiharbeit. "Wir als Gewerkschaft aber fordern gleichen Lohn für gleiche Arbeit am gleichen Ort", sagte Degenhardt unter dem Applaus der Gäste.

Kritik übte der DGB-Chef auch am "rasant wachsenden" Niedriglohnsektor und daran, dass "jungen Leuten oft nur der prekäre Einstieg in die Arbeitswelt über Praktika, Leiharbeit oder befristete Jobs bleibt". Stattdessen müssten die Beschäftigten am Aufschwung beteiligt werden.

Mit Blick auf die Finanzmisere der Kommunen appellierte Degenhardt an Bund und Land, dass die Kommunen mindestens so "systemrelevant für dieses Land sind wie die Banken". Mit Blick auf den Bonner Haushalt warnte er vor wilden Verteilungskämpfen um knappe Ressourcen - "damit ist niemandem geholfen". Bonn brauche stattdessen ein Leitbild von einer sozialen und lebenswerten Stadt.

In puncto Lehrstellenmarkt forderte Degenhardt einen regionalen Ausbildungsreport. "Aus gewerkschaftlicher Sicht sind unsere Jugendlichen erst dann versorgt, wenn sie einen Ausbildungsplatz haben und nicht in einer Warteschleife geparkt werden."

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