Kritik an Vorstand und Aufsichtsrat der Kölner Lanxess "Die Chemie stimmt nicht mehr"
KÖLN · Teils heftige Kritik ernteten am Mittwoch Aufsichtsrat und Vorstand des Kölner Spezialchemieanbieters bei der Hauptversammlung in Köln. Während Vorstandschef Matthias Zachert den Konzern "auf dem Weg zurück in die Erfolgsspur ein gutes Stück vorangekommen" sieht, sprachen Aktionärsvertreter von einem "schwierigen und enttäuschenden Geschäftsjahr 2014".
Zachert betonte vor einigen hundert Aktionären in der Lanxess-Arena die "erfolgreiche Neuausrichtung des Konzerns" nach dem Absturz in die roten Zahlen und dem Stellenabbau im Jahr 2013. Die Kapitalerhöhung habe dem Konzern Handlungsspielräume eröffnet, die konsequent genutzt worden seien.
Die Maßnahmen zur Verbesserung der Verwaltungs- und Geschäftsstruktur seien weitgehend abgeschlossen. Zachert: "Hierdurch profitiert der Konzern ab Ende 2016 von jährlichen Einsparungen in Höhe von rund 150 Millionen Euro jährlich." Vor allem der Abbau von etwa 1000 Stellen hat daran einen gewichtigen Anteil. Zachert unterstrich in seiner Rede, dass weltweite Überkapazitäten bei Kautschuk und hohe Energiekosten den Konzern zu Umbaumaßnahmen zwängen. Lanxess ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer für synthetische Kautschuke.
So soll die Produktion neu aufgestellt werden. Während etwa der Standort Dormagen gestärkt wird, soll das Werk in Marl Ende des Jahres geschlossen werden. Von der Schließung sind 120 der insgesamt rund 16 300 Beschäftigten betroffen. Um die Wettbewerbsfähigkeit im Kautschukgeschäft zu verbessern, denkt Lanxess über Allianzen mit einem oder mehreren Partnern nach. Derzeit würden Gespräche mit Interessenten geführt, sagte Zachert. In der zweiten Jahreshälfte sollen Ergebnisse bekannt gegeben werden.
Trotz der schwierigen Geschäftssituation hatte der Konzern im Jahr 2014 sein operatives Ergebnis verbessert. Bei einem Umsatzrückgang von 3,5 Prozent auf rund acht Milliarden Euro stieg das Vorsteuerergebnis vor Sondereinflüssen um 9,9 Prozent auf 808 Millionen Euro. Das Konzernergebnis verbesserte sich von minus 159 Millionen auf 47 Millionen Euro. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen der Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2014 eine Dividende von 0,50 Euro je Aktie vor. Das entspricht einem Ausschüttungsvolumen von 46 Millionen Euro.
"Die Dividende ist angesichts des schwächelnden Aktienkurses für uns nur ein Trostpflaster und kann die Kursentwicklung nicht kompensieren", sagte Jella Benner-Heinacher von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Kritik übte Benner-Heinacher vor allem an der strategischen Ausrichtung des Konzerns, an der Personalpolitik und an den zurückgefahrenen Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Auch Kollege Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sparte nicht mit Kritik: "Es gab gewaltige Fehlinvestitionen in nicht rentable Standorte. Nur ein schwacher Euro hat das Ergebnis gerettet. Die Chemie bei Lanxess stimmt nicht mehr."