Firmen-Porträt Petcycle Unternehmen in Bad Neuenahr lebt von der Plastikflasche

Bad Neuenahr-Ahrweiler · Das Unternehmen Petcycle aus Bad Neuenahr-Ahrweiler betreibt einen nachhaltigen Wertstoffkreislauf für PET-Behältnisse. Geschäftsführer Hans Baxmeier erklärt den Recyclingprozess und spricht über die Zukunft der Plastikflasche.

 Ihr Ruf hat gelitten: In PET-Flaschen füllt fast jeder Getränkehersteller sein Sortiment ab.

Ihr Ruf hat gelitten: In PET-Flaschen füllt fast jeder Getränkehersteller sein Sortiment ab.

Foto: dpa/Daniel Bockwoldt

Die Antwort ist eindeutig: „Ja!“, sagt der Geschäftsführer des Unternehmens Petcycle, Hans Baxmeier, ohne zu zögern. Plastikflaschen, so glaubt er, haben in Deutschland eine Zukunft. Seit mehr als 20 Jahren betreibt sein Unternehmen in Bad Neuenahr-Ahrweiler eine Kreislaufwirtschaft für PET-Flaschen. Knapp 1,1 Milliarden Flaschen hat Petcycle im Umlauf, sie bewegen zurzeit etwa 30 Millionen Kästen – damit hat das Unternehmen einen Anteil von etwa 8 Prozent am Markt für Mineralwasser und Erfrischungsgetränke.

Die 61 Abfüller von Mineralwasser, die diese Flaschen für ihre Getränke verwenden, darunter unter anderem Nürburg Quelle und Rhodius, erhalten das PET in der sogenannten „klaren Preform“. „Daraus blasen die Abfüller eigene Flaschen in die gewünschte Form“, erklärt Baxmeier. In den Kästen von Petcycle kommen die abgefüllten Getränke dann zum Verbraucher, der sie wiederum nach dem Konsum als Leergut in den Supermarkt zurückbringt, von wo aus sie wieder zum Abfüller gelangen. „Dort werden die Flaschen gepresst und gehen als Ballen wieder zurück zum Recycler.“ Der Kunststoff wird gereinigt und so lange zerkleinert, bis wieder die klare Preform entsteht, aus der die Abfüller neue Flaschen fertigen.

Petcycle überwacht diesen Kreislauf. 99,3 Prozent der PET-Flaschen kann das Unternehmen recyceln – „bei den restlichen 0,7 Prozent handelt es sich um Reststoffe“, sagt Bax­meier. Auch die Kästen können recycelt werden, falls sie Schäden aufweisen. Allerdings entstehen daraus keine neuen Flaschen. „Die Kästen sind aber seit 20 Jahren im Einsatz. Sie haben eine hohe Lebenserwartung, damit hatte damals niemand gerechnet“, erklärt der 56-Jährige. In jeder neuen Petcycle-Flasche stecken dann mindestens 55 Prozent des recycelten Materials, das sogenannte „Rezyklat“. Die bis 2025 von der EU geforderte Norm liegt laut Petcycle bei 25 Prozent. „Manche Abfüller sind heute auch schon bei einem Anteil von 100 Prozent. Wir streben die 75 an“, sagt Baxmeier. Das restliche recycelte PET-Material könne beispielsweise in Kleidungsstücken landen. Technisch sei es durchaus möglich, einen Anteil von 100 Prozent Rezyklat zu verwenden, doch sei es „immer teurer, als die Verwendung von neuem Material“, sagt Baxmeier.

Für das Marketing sei ein so hoher Anteil von recyceltem Material wiederum von Vorteil. Denn insbesondere in den vergangenen anderthalb Jahren habe Plastik-Bashing stark zugenommen. Das spürt auch Petcycle: 2019 stellte das Unternehmen mit zwölf Mitarbeitern einen Absatzrückgang von 11,8 Prozent fest. „Weniger Leute wollen Plastikflaschen kaufen“, sagt Baxmeier. Doch seiner Meinung nach sollte der Verbraucher beim Kauf einer PET-Flasche kein schlechtes Gewissen haben. Dass Plastik grundsätzlich „zu verteufeln“ sei, stimme nicht. Das deutsche Pfand- und Rücknahmesystem ermögliche eine ökologische Kreislaufwirtschaft. Baxmeier wünscht sich von der Politik eine Versachlichung in der Diskussion rund um Plastik. Dafür sei es auch wichtig, eine vernünftige Ökobilanz vorzulegen – denn diese sei bisher nicht einheitlich für alle Getränkehersteller ermittelt worden. Dennoch: „Wir wissen, dass wir mit unserem Rezyklatanteil mit der Glasmehrwegflasche auf Augenhöhe sind“, ist sich Baxmeier sicher. Die Flaschen von Petcycle hätten mehrere Vorteile: Sie seien hygienisch einwandfrei, einfach zu entsorgen und deutlich leichter als Glasflaschen. „Außerdem sind sie bruchsicher und gehen nicht schnell kaputt. Kinder können sich zum Beispiel nicht daran schneiden“, sagt Baxmeier. Und deshalb glaubt er auch an die Zukunft von PET-Flaschen.

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