Verkauf von Solarworld „Die Gerichte haben oft wenig Ahnung“

Bonn · Der Solarworld-Gründer Frank Asbeck will sein insolventes Unternehmen zurück kaufen. Ein solcher Rückkauf komme nicht selten vor, erklärt der Vorsitzende der Schutzvereinigung der Kapitalanleger, Daniel Bauer. Mit ihm sprach Ulla Thiede.

Wie oft kommt es vor, dass ein insolventer Unternehmer seinen eigenen Betrieb wieder übernimmt?

Daniel Bauer: Es kommt leider sehr, sehr häufig vor. Das liegt daran, dass die Eigentümer ihr Unternehmen sehr gut kennen, auch die Zukunftsaussichten. Außerdem werden Insolvenzverfahren unter einem sehr großen Zeitdruck durchgeführt.

Warum ist der Zeitdruck so groß?

Bauer: Es gibt immer nur drei Monate lang das Insolvenzgeld. Die Bundesagentur für Arbeit zahlt in dieser Zeit die Gehälter der Beschäftigten. Nach drei Monaten aber muss das Unternehmen sein Personal wieder selber bezahlen. Findet man in dieser Zeit keine Lösung, gehen die Löhne zu Lasten der Gläubiger.

Wie unabhängig sind die Insolvenzverwalter?

Bauer: Viele Insolvenzverfahren sind eigentümergesteuert. Das heißt, die Insolvenzverwalter stehen aus meiner Sicht häufig den Eigentümern nahe und protegieren sie. Sie räumen ihnen zum Teil auch Vorteile ein.

Was leitet den Insolvenzverwalter?

Bauer: Der Insolvenzverwalter schaut darauf: Wer bietet am meisten? Wie kann ich die Quote maximieren? Dem steht die Liquidation des Unternehmens gegenüber, dabei würden alle Vermögenswerte von den Maschinen bis hinab zum Büromobiliar veräußert. Oft entscheidet man sich für die Fortsetzung des Geschäfts, das ist auch gut so. Der Fortführungswert verspricht in vielen Fällen die höhere Quote, da dieser meist höher ist als der Liquidationswert.

Warum sollte man das Unternehmen dem bisherigen Eigentümer anvertrauen?

Bauer: Das hängt mit dem Zeitdruck zusammen. Daher würde ich mir wünschen, dass man mehr Zeit hat in solchen Insolvenzverfahren, dass man den Prozess des Verkaufs länger fahren kann und auch den potenziellen Käufern mehr Zeit einräumt, damit sie ein besseres Bild bekommen.

Wie sehen Sie speziell den Fall von Frank Asbeck, der nun Solarworld zurückkauft?

Bauer: Ich bin da sehr skeptisch. Bei Solarworld hat die bisherige Unternehmensführung bereits zwei Mal bewiesen, dass sie es nicht kann. Dass man nun Herrn Asbeck mit seinen Investoren noch eine dritte Chance einräumen soll, das wirkt auf mich sehr, sehr verwunderlich. Ich hätte auch gesagt, es ist wahrscheinlich sinnvoller, einen Strategen aus Asien an Bord zu holen, der den Markennamen und einen Teil der Produktion hier gebrauchen kann, anstatt die alte gescheiterte Strategie in die Zukunft fortzuführen.

Welche Rolle spielen die Gerichte?

Bauer: Die Gerichte machen meistens das, was der Insolvenzverwalter vorschlägt. Die haben oft wenig Ahnung. Sie sind zwar unabhängig, sie können machen, was sie wollen. Aber die folgen oft dem Ratschlag des Insolvenzverwalters. Aus meiner Sicht haben sie meistens weder die Zeit noch die Kompetenz, den einzelnen Fall beurteilen zu können. Somit hängt das ganze Verfahren vom Insolvenzverwalter ab.

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