Das Unternehmen Bauernhof Die Landwirtschaft in der Region ist anpassungsfähig und stark

ALFTER · Jungen Leuten kann der Verbandsvorsitzende der Landwirtschaftskammern, Johannes Frizen (64), guten Gewissens raten, Landwirt zu werden. Er führt einen landwirtschaftlichen Betrieb in Alfter-Impekoven. Der Fachwerkhof ist seit Generationen im Familienbesitz.

Das Unternehmen Bauernhof: Die Landwirtschaft in der Region ist anpassungsfähig und stark
Foto: Volker Lannert

Aus eigener Erfahrung weiß Frizen, dass aber die Kontinuität in der Bewirtschaftung die Bereitschaft zum Wandel voraussetzt. Er ersetzte das Milchvieh auf dem vormals elterlichen Hof vor Jahrzehnten durch Fleischrinder.

Wie ist die Situation der Landwirtschaft in der Region? Durch Bebauung, Erschließung neuer Verkehrswege und Maßnahmen des Naturschutzes werden immer mehr landwirtschaftliche Flächen einer anderen Nutzung zugeführt. Ein Wachstum in der Fläche ist also kaum möglich. Wer expandieren will, muss intensivieren. Zum Beispiel durch den Anbau von Sonderkulturen wie Spargel, Erdbeeren oder Obstbau. So kann auf kleiner Fläche ein großer Ertrag erzeugt werden.

Eine andere Möglichkeit zu wachsen ist, sich auf Dienstleistungen wie Kindererlebnisbauernhöfe, Heuherbergen oder Reiterhöfe zu spezialisieren. Stolze 52 Bauernhofcafés verzeichnet das Internetportal „landservice.de“ der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen allein im eigenen Bundesland, neun davon in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis.

In der Rheinebene und den Ausläufern der Köln-Aachener Bucht stehen noch größere Flächen zur Verfügung. Gute Böden ermöglichen eine reiche Ernte an Zuckerrüben, Getreide, Kartoffeln und Raps. Andere Bedingungen fi ndet man in den Höhengebieten des Rhein-Sieg-Kreises nordöstlich von Bonn, wo es steile Hänge und Grünland gibt. Es dominiert die Milchviehhaltung. Der Strukturwandel in dieser Region war rasant. Es gibt weniger Betriebe als früher, diese sind aber größer.

Auf einen Milchviehhalter kommen durchschnittlich 53 Kühe, im Bundesvergleich eine stolze Zahl. „Vor 30 Jahren gab es im Kreis nur einen Bauern mit 100 Kühen; wenn heute ein neuer Stall gebaut wird, dann selten für weniger als 150 Kühe“, erläutert Frizen.

Die Vertriebswege sind vielfältig. Die Erzeugergenossenschaft Landgard vermarktet Waren ihrer Mitglieder deutschlandweit und international. Die Erzeuger sind im Verbund am Markt schlagkräftiger und können sich auf Produktion und Qualitätssicherung konzentrieren. So wie die Bauern in Bonn und im Vorgebirge, die mit dem Landgard-Standort Bornheim-Roisdorf kooperieren. Er hat sich auf die Sparte „Obst und Gemüse“ spezialisiert.

Andere Landwirte mit Sonderkulturen setzen auf Direktvermarktung: So wird das Obst in großen Hofl äden verkauft, der Spargel oder die Erdbeeren an Ständen im Umkreis angeboten. Mancherorts gibt es auch Supermärkte, die mit lokalen Erzeugern kooperieren und Eier, Milch, Obst und Gemüse aus der Region verkaufen. Das Modell ist für beide Seiten lohnend, denn regionale Produkte sind bei Verbrauchern gefragt.

„Die Höfe in unserer Region sind durchweg gut aufgestellt“, sagt Rainer Buhrandt (54) von der Volksbank Raiffeisenbank Rhein-Sieg. Seit Anfang des Jahres bietet er mit einem Kollegen Spezialberatung für die Landwirtschaft an. Nachgefragt wird Unterstützung, wenn in Vieh, Maschinen oder Fahrzeuge investiert werden soll. Ein großes Thema sind aber auch Anlagen für erneuerbare Energien wie Biogasanlagen.

„Die Investitionen liegen bei 100.000 bis 200.000 Euro, wenn ein bis zwei Haushalte versorgt werden sollen“, so Buhrandt. Da größere Investitionen auf dem Hof häufig auf längere Sicht geplant sind, sollte die Nachfolgeregelung in die Überlegungen einbezogen werden. Nach Buhrandts Erfahrung müsse man zehn Jahre vor der Übergabe die Weichen stellen.

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