Die Schnäppchenjagd ist eröffnet

Auch wenn es den klassischen Schlussverkauf nicht mehr gibt: Der Einzelhandel in der Region lockt mit Sturzpreisen. Und die Kunden kommen - was auch dem Winterwetter geschuldet ist.

 Rabatte über Rabatte: Der regionale Einzelhandel bietet derzeit erhebliche Preisnachlässe - nicht nur für Winterware.

Rabatte über Rabatte: Der regionale Einzelhandel bietet derzeit erhebliche Preisnachlässe - nicht nur für Winterware.

Foto: Barbara Frommann

Bonn. Ein Marken-Hosenanzug für die Hälfte, Weihnachtsdekoration und Winterschuhe um bis zu 50 Prozent billiger, 20 Prozent extra auf bereits reduzierte Ware für Kundenkartenbesitzer: Der Einzelhandel in der Region lockt die Kundschaft mit Schnäppchenangeboten.

Und die Kunden kommen - was auch dem Winterwetter geschuldet ist. Kerstin Bruckhaus ist schwer bepackt. Die Kundin aus Swisttal-Heimerzheim trägt zwei Kopfkissen, zwei Spannbetttücher, ihre Tochter Annika hält zwei Garnituren Bettwäsche unter dem Arm: alles reduziert. Sie nutzen die Ferien zum Einkauf in Bonn, und es scheint sich zu lohnen: Insgesamt 78 Euro hat die Kundin gegenüber dem Originalpreis gespart.

Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Auf Qualität achten""Sonst hätte ich es wohl auch nicht gekauft", sagt Kerstin Bruckhaus. Doch nicht nur die Kunden freuen sich: Auch Händler äußern sich teilweise zufrieden. "Dieses Jahr rechnen wir mit einem besonders guten Geschäft, weil Karneval spät liegt", sagt Michael Marr, Abteilungsleiter und Einkäufer Skihartware bei Sportpartner in Bonn.

Zwar werde der Osterumsatz mit Skiausrüstung schlechter, dafür aber das Karnevalsgeschäft umso stärker. Bei Ski-Alpin-Ware seien Januar und Februar die stärksten Monate, und Marr kauft weiter ein. Von Saisonräumung ist nur teilweise etwas zu spüren. Die Kunden hätten jede Menge Hand- und Schuhwärmer, Spikes und wegen des Schnees in der Region sehr viel Langlaufzubehör gekauft. Nur Winterboots und Schlitten werden allmählich knapp.

Dem klassischen Winterschlussverkauf mit seinem plötzlichen Kundenandrang trauert Marr nicht nach: Heute sei alles wegen der Sonderangebote zu bestimmten Terminen neben der normalen Kollektion entspannter, für Verkäufer ebenso wie für Kunden. Dirk Reinemann vom Herrenausstatter Anson's in Bonn dagegen konnte dem klassischen Schlussverkauf durchaus etwas abgewinnen:

"In der Modebranche wird erst im November und Dezember Geld verdient. Wer vor Jahresende reduziert, hat engere Margen", sagt der Geschäftsführer. Dennoch sei der früh einsetzende Winter ein Glücksfall für den Handel gewesen. Durch den großen Bedarf an wärmender Kleidung habe Reinemann noch im Dezember kräftig Jacken und Schals nachgekauft.

Auch die Couponaktion der laufenden Woche, die zusätzliche Rabatte beim Einkauf in bestimmter Höhe bietet, sei "sensationell" gut gelaufen. Als "ein Ventil für ein Warenhaus" bezeichnet Detlev Damböck diese Wochen. "Bei uns hat der Schlussverkauf einen hohen Stellenwert zur Lagerbereinigung", sagt der Geschäftsführer von Galeria Kaufhof in Siegburg.

Platz schaffen für Neues, lautet die Devise. Dabei setzt die Filiale in Siegburg neben den üblichen Angeboten zusätzlich am 24. Januar auf erweiterte Öffnungszeiten. Statt um 9.30 Uhr öffnet die Filiale um 8 Uhr - so Damböck - zur "Endsaisonphase".

Paul Nelles, Geschäftsführer des Modehauses Nelles in Rheinbach, hat seit dieser Woche reduziert. Von diesem Wochenende an gehe der Verkauf richtig los. Dabei weiß er, dass die Kunden mitunter zuerst auf den Preis schauten und dann auf die Ware. Aus seiner Sicht ein Fehler. Die Qualität sei ebenso wichtig für die Zufriedenheit der Kunden.

Der "Rheinbacher Schlussverkauf" beginne zwar erst am 24. Januar, dennoch gebe es bereits Preisnachlässe. Einen umsatzstarken Januar erwartet Michael Breitgraf, Geschäftsführer von Karstadt Bonn. Winterbekleidung sei derzeit genauso gefragt wie Spielzeug und Computerspiele. Viele Kunden tauschten jetzt ihre Weihnachtsgutscheine ein.

Den früheren Schlussverkäufen, die wie mit einem Knall begannen, trauert auch Breitgraf nicht nach. Jetzt sei alles viel entspannter, weil es sich über mehrere Wochen verteile. Davon haben auch Kerstin Bruckhaus und ihre Tochter Annika schon profitiert. "Und ich glaube", sagt die Heimerzheimerin lächelnd, "wir sind noch nicht fertig".

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