Bonn und Rhein-Sieg-Kreis Die Wirtschaft profitiert von der Familienfreundlichkeit

BONN/REGION · Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, unterstützt das Kompetenzzentrum Frau und Beruf Bonn/Rhein-Sieg kleine und mittelständische Unternehmen der Region bei einer familienfreundlichen Personalpolitik.

Laut Hermann Tengler, Referatsleiter Wirtschaftsförderung des Rhein-Sieg-Kreises, liegt in der Region das Potenzial von rund 25.000 vor allem weiblichen Arbeitskräften brach, die gar nicht oder nicht so viel und qualifiziert, wie es ihrer Ausbildung entspricht, arbeiten können. Gestern startete das "Netzwerk familienbewusste Unternehmen".

Laut Bonns Wirtschaftsförderin Victoria Appelbe achten junge Eltern bei der Wahl ihres Arbeitsplatzes heute verstärkt auf eine familienfreundliche Unternehmenskultur. Im Wettbewerb um Arbeitskräfte gilt es deshalb, vorhandene Barrieren abzubauen.

Die ersten vier Unternehmen sind von Beginn an Mitglieder des Netzwerks und haben eine Erklärung unterzeichnet. Sie wollen ihren Beschäftigen ausdrücklich ermöglichen, "ihre berufliche Entwicklung mit ihren Familienaufgaben in Einklang zu bringen". Damit ist nicht nur Kindererziehung gemeint, sondern auch die Pflege von Angehörigen. Die Erklärung endet mit den Worten: "Von mehr Familienbewusstsein profitieren nicht nur Beschäftigte, sondern auch die Wirtschaft."

Im Rhein-Sieg-Kreis haben 83 Prozent der Betriebe weniger als 250 Mitarbeiter, die durchschnittliche Zahl liegt laut Tengler bei unter zehn Mitarbeitern. "Kleine Betriebe haben es natürlich schwerer, flexible Arbeitszeiten anzubieten", sagte der Wirtschaftsförderer.

Wie viel sie tatsächlich tun können, erfahren interessierte Arbeitgeber auf der neuen Internetseite und im Kompetenzzentrum Frau und Beruf mit Standorten in Bonn und Siegburg. Die Möglichkeiten reichen von veränderter Arbeitszeitgestaltung über Telearbeit und Home-Office bis hin zu Unterstützung bei der Kinderbetreuung.

"Wir müssen weg von der Präsenzkultur zu einer leistungsorientierten Vertrauenskultur", sagte Victoria Appelbe. Leicht wird es trotzdem nicht, Beruf und Familie zu vereinbaren. "Diese Phase des Lebens bleibt stressig, aber sie kann besser organisiert werden", sagte Gertrud Hennen, Projektleiterin im Büro Bonn des Kompetenzzentrums Frau und Beruf.

Der Arbeitskräftebedarf wird in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis vor allem durch Zuzug gedeckt, was Hermann Tengler auch als Belastung sieht, weil die Infrastruktur, Beispiel Verkehr, nicht mithalten kann. Auch das ist ein Grund für die Wirtschaftsförderer, mit dem neuen Projekt die Teilhabe von Menschen aus der Region - Männern wie Frauen - zu stärken.

Das "Netzwerk familienbewusste Unternehmen"

Das Netzwerk ist Plattform für Unternehmen, die sich in der Region für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf starkmachen. Die Internetseite www.familienbewussteunternehmen.de ist ab sofort geschaltet. Hier gibt es nicht nur umfangreiche Informationen, sondern auch ein "Unternehmen des Monats".

Telefonische Auskünfte gibt es im Büro Bonn bei Gertrud Hennen, Telefonnummer 0228/775149, und im Büro Siegburg bei Anita Halft, Telefonnummer 02241/132948. Mitglieder der ersten Stunde sind die Perimetrik GbR aus Bonn, die Stahlteam GmbH aus Troisdorf, die Steyler Bank GmbH aus Sankt Augustin und die Tematec GmbH Hennef. Das erste Treffen findet am 11. Februar statt.

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