Bonner Elektronikunternehmen Eaton will stärker wachsen

BONN · Bei Eaton Industries in Bonn blickt das Management optimistisch auf das neue Jahr. Das Elektronikunternehmen, vielen Bonnern bekannt unter dem Traditionsnamen Moeller, macht 80 Prozent seines Umsatzes mit dem Maschinenbau.

 Im Meckenheimer Logistikzentrum, wo das Tragen von Arbeitsschutzwesten Pflicht ist: Die Eaton-Manager Frank Campbell und ...

Im Meckenheimer Logistikzentrum, wo das Tragen von Arbeitsschutzwesten Pflicht ist: Die Eaton-Manager Frank Campbell und ...

Foto: Wolfgang Henry

Und dieser Branche soll es nach einem schwachen Jahr wieder besser gehen: Der deutsche Maschinenbau prognostiziert für 2014 ein Wachstum von drei Prozent. "Unser Ziel für dieses Jahr ist es, schneller als der Markt zu wachsen", sagt Richard Boulter, Vorsitzender der Geschäftsführung im Gespräch mit dem General-Anzeiger.

Die Unternehmensentwicklung sei auch in den letzten Jahren eng mit dem Maschinenbau verknüpft gewesen. 2008 habe es einen Einbruch gegeben. Die Krise sei überstanden, aber das Wachstum bleibe verhalten. Genauso gehe es Eaton Industries. "Wir sind zwar gewachsen und haben neue Produkte auf den Markt gebracht", berichtet Boulter über die letzten Jahre. Das habe geholfen, Marktanteile hinzuzugewinnen. Der deutsche Maschinenbau habe 2013 zwei Prozent Umsatz verloren, dagegen habe Eaton sich gut gehalten. Zahlen für 2013 veröffentlicht Eaton Anfang Februar.

Eaton beschäftigt in Bonn 700 Menschen. Hier sind unter anderem die Produktentwicklung für Elektronik, der Vertrieb und das Management angesiedelt. Dazu kommen 200 Mitarbeiter in Meckenheim, wo Eaton ein Logistikzentrum betreibt. Diese Zahlen sind in den vergangenen zwei Jahren stabil geblieben. Insgesamt arbeiten in der Region Köln-Bonn 1200 Menschen für Eaton.

Mithilfe von Kurzarbeit sei Eaton gut durch die Finanzkrise gekommen. Eine schnelle Erhöhung der Produktion im Anschluss sei damals nur möglich gewesen, weil die Stammbelegschaft an Bord geblieben sei. Ein flexibles Arbeitsmodell mit Zeitkonten erlaube, mit der Stammbelegschaft flexibel zu arbeiten. Für das laufende Jahr rechnet Boulter mit einer konstanten Mitarbeiterzahl.

Eaton werde auch weiter Produkte für den europäischen Markt in Europa produzieren. Das ist "sinnvoll und notwendig", so Boulter. Die Kunden des Maschinenbaus hätten hohe Anforderungen an Qualität und Schnelligkeit.

In der Entwicklung bei Eaton geht es derzeit viel um intelligentere Netzwerke, bei denen auch die kleinste Komponente verbessert werden soll. Auch das Thema Energieeffizienz beschäftigte die Entwickler. Der US-Konzern Eaton begreift sich als Energiemanagement-Unternehmen.

Ziel sei es, den Kunden energieeffiziente Lösungen bereitzustellen, mit denen sie elektrische, hydraulische und mechanische Energie effektiver managen können. Das Unternehmen ist 1911 in den USA von Joseph Eaton als Achsenhersteller gegründet worden. Boulter arbeitet seit acht Jahren für Eaton.

In dieser Zeit habe sich das Unternehmen grundlegend verändert. Damals seien 80 Prozent des Konzernumsatzes in den USA erzielt worden. Heute machte Eaton mehr als 50 Prozent des Umsatzes außerhalb der USA. Gleichzeitig sei die Produktpalette größer geworden: Von einem Lieferanten von Autoteilen wie Getrieben und Ventilen sei der Konzern zu einem Anbieter für die Stromversorgung, die Autoindustrie, die Luftfahrtbranche, die Filterindustrie und hydraulische Industrie geworden. "Die Übernahme von Moeller war ein wichtiger Baustein in dieser breiteren Aufstellung des Unternehmens", schildert Boulter.

Das Bonner Unternehmen war 2003 von der Gründerfamilie an den Finanzinvestor Advent International verkauft worden, nachdem es in finanzielle Probleme geraten war. Nach erfolgreicher Sanierung erwarb 2005 der englische Finanzinvestor Doughty Hanson & Co eine 75-prozentige Mehrheitsbeteiligung an der Moeller Firmengruppe, wobei Advent zunächst mit 25 Prozent beteiligt blieb. Die Interessen der zwei Vorbesitzer seien eher kurzfristiger Natur gewesen, es sei um schnelle Unternehmenswertsteigerung gegangen, schildert Boulter. Das sei bei Eaton ganz anders: "Moeller ist bei uns ein wichtiger Baustein der langfristigen Strategie."

2012 übernahm der Mutterkonzern Eaton den Konkurrenten Cooper für fast zwölf Milliarden Dollar, es war eine der größten Übernahmen des Jahres weltweit. Das Unternehmen wuchs auf einen Schlag von 76 000 Mitarbeitern auf 103 000 Beschäftigte. Der Umsatz des zusammengeschlossenen Unternehmens, das nun Kunden in 175 Ländern hat, betrug 2012 rund 21,8 Milliarden Dollar. "Ein neuer Elektroriese war geboren", sagt Boulter. Es habe wenig Überlappungen bei den Produkten gegeben. "Wir sind bei unserer Kernkompetenz geblieben." Mit der Cooper-Übernahme seien einige Säulen des Unternehmens gestärkt worden. So sei Cooper besonders stark bei den Energieversorgern.

Auch Frank Campbell, Präsident des Eaton-Geschäftsfeldes Elektronik für die Region Europe, Middle East and Africa, ist mit dem Stand der Verschmelzung beider Unternehmen zufrieden: "Die Integration von Cooper ist auf einem sehr guten Weg", sagt Campbell. Sie gehe schneller voran, als man im Vorfeld gedacht habe. Typischerweise dauere eine Integration solcher Größenordnung drei Jahre. "Die Synergieeffekte sind größer, als wir erwartet haben." Auch in der Region wirke sich das aus: "Cooper-Produkte werden in Zukunft über das Logistikzentrum in Meckenheim verschickt werden."

Auch für andere Unternehmensteile von Eaton werde Meckenheim als Umschlagplatz genutzt. Campbell, der vier bis fünf Mal im Jahr die Bonner Niederlassung besucht, hat seinen Hauptsitz im schweizerischen Morges, wo 120 Eaton-Mitarbeiter in der Verwaltung des Geschäftsbereichs Elektronik für Europa, den Mittleren Osten und Afrika tätig sind.

Dass die Verschmelzung von Cooper und Eaton so reibungslos verlaufe, hänge damit zusammen, dass beide Unternehmen ursprünglich nordamerikanische Unternehmen seien. Deshalb seien die Firmenkulturen ähnlich gewesen. Die Integration von Moeller in Eaton sei da eine größere Herausforderung gewesen. "Doch sie ist ein großer Erfolg."

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