Bouvier-Gebäude in Bonn Eigentümer verhandelt "sehr intensiv" mit zwei Interessenten

BONN · Mit zwei Interessenten am Gebäude der ehemaligen Bouvier-Buchhandlung ist die Aachener Grundvermögen, der der Gebäudekomplex gehört, in "intensiven Gesprächen", so Prokurist Guido Franke.

Er schätzt, dass in sechs bis acht Wochen eine endgültige Entscheidung getroffen und ein Mietvertrag unterschrieben ist, wer die Räume der Traditionsbuchhandlung gegenüber der Bonner Uni weiter nutzen wird.

Nachdem im Dezember nebenan der Kostüme- und Karnevalzubehöranbieter Deiters Am Hof 32, wo früher die Kinderbuchabteilung von Bouvier untergebracht war, eine Filiale eröffnet hat, ist nun auch absehbar, dass sich in dem größeren Teil bis Sommer etwas tut.

Die Aachener Grundvermögen, eine Kapitalanlagegesellschaft der Katholischen Kirche, hat hier rund 1200 Quadratmeter Einzelhandelsfläche zu vergeben. Je nachdem, welcher Interessent den Zuschlag erhält, werde man noch umbauen müssen: "Es könnte sein, dass die Treppenläufe anders gestaltet werden", so Franke.

Aber das Thema Abriss sei komplett vom Tisch: Das sei mal kurzzeitig eine Option gewesen, aber die Bausubstanz und die Statik seien in solch einwandfreiem Zustand, dass das keinen Sinn gemacht habe. Auch die Raumhöhen seien praktisch für jeden Nutzer völlig ausreichend. Einzig im Innenhof will der Hauseigentümer teilweise überbauen - etwa 28 Quadratmeter.

Überlegt werde auch, die Fassade neu zu gestalten, die Schaufenstersituation werde überdacht. Aber alle baulichen Maßnahmen würden in Abstimmung mit der Stadt geschehen, betonte Franke.

Wie berichtet, ist eine Denkmalwürdigkeit des Gebäudes bereits geprüft und nicht festgestellt worden. Allerdings stellte das Bauordnungsamt fest, dass "im Hinblick auf eine mögliche Neubebauung die jetzige Höhe von Traufe und First sowie die korrespondierende Fassadengestaltung beizubehalten" sei.

Denn der Platz an der Fürstenstraße/Am Hof erinnert an die Idee aus der Zeit des Schlossbaus zu Beginn des 18. Jahrhunderts. Der damals als "Tummelplatz" bezeichnete Bereich sollte den repräsentativen Auftakt für eine Straßenverbindung zum Sterntor bilden. Daraufhin entstanden viertelkreisförmige Bauten, die den Platz flankierten.

Nachdem diese Häuser im Krieg zerstört worden waren, wurde diese viertelkreisförmige Grundrissform wieder aufgenommen. Die Höhe der Bebauung orientierte sich - wie bei der gesamten Bebauung entlang der Straße Am Hof - an dem Traufgesims des Residenzschlosses. Und so soll es auch bleiben.

So sieht es auch Prokurist Guido Franke: Das Halbrondel am früheren Bouvier-Haupteingang soll auf jeden Fall erhalten bleiben, sagte er.

Dass nun die Verhandlungen so lange dauerten, hänge damit zusammen, dass immer wieder technische Detailfragen aufkämen, die ebenso geklärt werden müssten wie eventuelle Kosten von Umbaumaßnahmen.

Die Besitzverhältnisse

Am 27. Juli vergangenen Jahres endete eine Ära: Die Buchhandlung Bouvier, die es seit 1828 gab, schloss endgültig ihre Ladentür. Übernommen wurde das Geschäft indes schon im Juli 2004 von der Buchhandelskette Thalia, nachdem Bouvier Insolvenz angemeldet hatte. 2010 hat Thalia - die Kette gehört zum Douglas-Konzern - im Metropol am Markt eine neue Filiale eröffnet. Von der Schließung waren 60 Mitarbeiter betroffen.

Die Aachener Grundvermögen wiederum gehört mehreren katholischen Bistümern. In der Bonner City ist sie Eigentümerin mehrerer Immobilien in 1A-Lagen - darunter Teile der SinnLeffers-Immobilie, an der Remigiusstraße die WMF-Filiale, das Schuhgeschäft Köchling und gegenüber der Tchibo-Laden, das Karstadt-Haus, die Starbucks-Filiale am Münsterplatz sowie weitere sieben Häuser an der Sternstraße.

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