Gastronomie in Siegburg "Ein Drittel weniger Umsatz"

SIEGBURG · Das wechselhafte Wetter macht so manchem Siegburger Gastronomen einen gewaltigen Strich durch die Rechnung. Vor allem jenen, die über eine üppige Außengastronomie im Vergleich zur überschaubaren Zahl an Sitzplätzen im Inneren verfügen, kommen beim vorwiegend tristen Wetter ganz trübsinnige Gedanken.

"Wann wird's mal wieder richtig Sommer?", sang Rudi Carrell 1975. Damals wusste vermutlich noch niemand, dass auch ein komplettes Frühjahr regelrecht ins Wasser fallen kann. Zu feucht, zu windig und viel zu kalt.

Der Dienstag wirkte zwar auf Sonnenhungrige mit starken Entzugserscheinungen wie ein Hoffnungsschimmer. Doch die Hoffnung könnte trügerisch sein: Für heute hat der Wetterbericht eine 90-prozentige Regenwahrscheinlichkeit und Temperaturen von maximal 13 Grad prophezeit. Immerhin bleiben wir inzwischen von Nachtfrost verschont. Das ist doch schon mal 'was.

Natürlich wird am Ende dieses Frühjahrs, spätestens im kommenden Monat also, wieder irgendein neunmalkluger Meteorologe oder Statistiker Bilanz ziehen und uns weismachen wollen, alles sei im grünen Bereich, und im Jahre 1874 sei es noch viel kälter, regnerischer oder stürmischer gewesen. Dass da aber offenbar was nicht stimmen kann mit diesem Frühjahr 2013, zeigen schon die Apothekenpreise für Erdbeeren und Spargel. Oder die immer wieder tagelang verwaisten Tische und Stühle in der weitläufigen Fußgängerzone der Kreisstadt. Ist Siegburg die nördlichste Stadt Italiens oder eher die westlichste Stadt Sibiriens?

"Im Vergleich zum Frühjahr des vergangenen Jahres haben wir gut ein Drittel weniger Umsatz", sagt Harry Goltz, Inhaber des Museumscafés am unteren Marktplatz, und spricht damit vielen Siegburger Gastronomen aus der Seele. Sein Betrieb im Erdgeschoss des Stadtmuseums lebt von der warmen Jahreshälfte sowie vom Tagesgeschäft (Frühstück und Mittagstisch). "Da wir nicht unmittelbar am Hauptlaufweg des Marktplatzes liegen, ist eine belebte Außengastronomie auch ein wichtiges optisches Signal für Passanten." Aber Goltz ist nun mal eine rheinische Frohnatur und bleibt optimistisch: "Vielleicht kriegen wir ja noch einen schönen Oktober."

Sonja Neuenhöfer, Inhaberin der Konditorei Bonjour an der Kaiserstraße, sieht das wechselhafte Wetter mit gemischten Gefühlen: "Privat finde ich es allmählich furchtbar. Und die Tische und Stühle vor unserer Tür bleiben natürlich leer. Aber bei schlechtem Wetter läuft unser Ladenverkauf wesentlich besser. Die Menschen gönnen sich vor allem bei Regen und Kälte gerne mal Pralinen oder ein Stück Kuchen als Seelentröster und nehmen die Produkte aus unserer Konditorei besonders gerne mit nach Hause."

Gastronom Sven Trautwein hat bei seiner Außengastronomie neben dem Wetter noch andere Sorgen. Auf sein Café La Viola am S-Carré haben Sonne oder Regen natürlich messbare Auswirkungen, während sein Restaurant Felder's am ICE-Bahnhof als Betrieb mit Abendkundschaft deutlich unabhängiger von der Witterung ist.

"Natürlich habe ich auch vor dem Felder's Tische und Stühle", sagt Trautwein. "Aber durch die Fußgängerzone dürfen ja die Linienbusse zum Bahnhof fahren. Und genau vor meiner Außengastronomie geben die wegfahrenden Busse so richtig Gas. Das ist selbst bei schönstem Sonnenschein kein Spaß für meine Gäste."

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