Ein halbes Jahrhundert im Handwerk

Heizungs- und Sanitärbetrieb Krämer besteht seit 1907 in Oedekoven - Nach 50 Jahren im Beruf hat der Chef das Geschäft an seinen letzten Lehrling übergeben

Alfter-Oedekoven. Auf den ersten Blick sind es nur ein paar Rohre. Das eine ist grau, das andere bräunlich. Das eine gerade, das andere leicht geschwungen. Tatsächlich hat man es aber mit historischen Raritäten zu tun. Denn die drei Wasserrohre, die in Heinz Krämers Haus auf einem Sockel wie eine Skulptur angeordnet sind, führten einst von einem Brunnen im Oedekovener Oberdorf zu den Weinbergen und den Bauernhöfen im Tal.

Krämer, alteingesessener Heizungsbauer, Gas- und Wasserinstallateur, hat die Stücke vor etwa 40 Jahren bei Ausschachtungsarbeiten an der Oedekovener Staffelsgasse gefunden. "Ein Experte meinte, dass die aus verschiedenen Epochen stammen. Das älteste ist 1 500 Jahre alt", erzählt er. Ebenso wie die historischen Schätzchen ist auch sein Familienbetrieb ein Stück Oedekovener Geschichte. Vor genau 100 Jahren wurde er gegründet, damals allerdings nicht als Heizungs- und Sanitärbetrieb, sondern als Schmiede.

In einem Haus an der Ecke Ginggasse/Wegscheid machte Bertram Becker, ein Huf- und Wagenschmied, 1907 den Anfang. Dessen Schwiegersohn, Jacob Krämer, der Vater von Heinz Krämer, stieg 1932 in die Firma ein und errichtete eine eigene Werkstatt. Neben der Hufschmiede hatte er jedoch noch ein zweites Standbein: Er spezialisierte sich auf Heizungs- und Sanitärarbeiten. Das sollte sich bewähren und nach dem Zweiten Weltkrieg zum Schwerpunkt des Familienbetriebs werden. "Hufbeschlagschmieden waren nicht mehr gefragt, Installateure dagegen umso mehr", berichtet Heinz Krämer. "In Alfter gab es damals einen, dann einen in Bornheim - und eben uns."

Zur Zeit des großen Baubooms erlernte der Oedekovener, der 1937 in der Ginggasse das Licht der Welt erblickte, selbst das Handwerk des Heizungsbauers und des Installateurs. Da sein Vater aus gesundheitlichen Gründen kürzer treten musste, packte Heinz Krämer schon früh in dessen Firma mit an. Gerade einmal 19 Jahre alt, war er da. Das Geschäft florierte, zu den Auftraggebern und Kunden gehörten unter anderem das Amt Duisdorf, das 1969 in der Stadt Bonn aufging. Für die betreute der Oedekovener Betrieb, der in Spitzenzeiten bis zu zehn Beschäftigte zählte, frühzeitig die Anlagen in Schulen und Altenheimem.

Mit der Zeit spezialisierte sich Krämer, der mit Ehefrau Elsbeth drei Kinder hat und mittlerweile auch Großvater ist, auf barrierefreies Wohnen. So manches Bad gestaltete seine Firma behindertengerecht. In dieser war der Oedekovener sagenhafte 50 Jahre lang aktiv, bevor er im vergangenen Jahr nach langem Suchen doch noch einen Nachfolger fand, der einen kontinuierlichen Übergang ermöglichte. Stephan Commer, sein letzter Lehrling, hat mit 22 Jahren seinen Meister gemacht. Zusammen mit Axel Sievers leitet er als Juniorchef die Firma, die nun - abgeleitet von den Initialen der Partner - ASC heißt und immer noch im Herzen Oedekovens ihren Sitz hat.

Zum Team gehören zwei Monteure und Heinz Krämer, der im Mai 70 wird. Als Angestellter kümmert er sich um Beratung und Kundenpflege. "Ganz ohne den Beruf, das könnte ich nicht", sagt er. Aber dafür hat er nun auch mehr Zeit für Hobbys, wie etwa die Kunstgeschichte. Und das Reisen, vorzugsweise an den Ammersee in Oberbayern. "Das ist meine zweite Heimat geworden."

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