Dispokredit Einige Institute in der Region schaffen Strafzins ab

BONN/KÖLN · Das Girokonto im Minus, und dann noch zweistellige Dispozinsen darauf - für manche Bankkunden entwickelt sich daraus ein Teufelskreis. Die Konditionen bei Dispo- und Überziehungskrediten sind deshalb Verbraucherschützern schon lange ein Dorn im Auge. Doch langsam kommt Bewegung in das Thema.

 Minus-Misere: Dispokredite sind oft mit hohen Kosten verbunden.

Minus-Misere: Dispokredite sind oft mit hohen Kosten verbunden.

Foto: dpa

Mit Commerzbank-Chef Martin Blessing hat erstmals ein deutscher Spitzenbanker ein Gesetz gegen die dauerhafte Nutzung von Dispo-Krediten gefordert. Die Bundesregierung plant eine Warnpflicht. Und einige Kreditinstitute in der Region haben reagiert und wenigstens den Strafzins abgeschafft, der zusätzlich anfällt, wenn Bankkunden den genehmigten Dispokreditrahmen überziehen.

Als erste größere Bank war vor einigen Monaten die Direktbank ING-Diba vorgeprescht und hatte den höheren Überziehungszins für Girokonten abgeschafft. Bei der Kreissparkasse Köln ist er ebenfalls seit Anfang März Geschichte. Statt 16,08 Prozent berechnet das Institut seither den normalen Dispozinssatz von 11,08 Prozent. Auch die Volksbank Bonn Rhein-Sieg hat den Überziehungszins zum 1. April gestrichen. Ab 1. Juli will auch die Volksbank Oberberg, die mit der Volksbank Bonn Rhein-Sieg zu den größten Volksbanken im Rheinland gehört, darauf verzichten. Den Wegfall prüfen unter anderem die Raiffeisenbank Rheinbach Voreifel und die Kölner Bank.

Ein Freibrief fürs hemmungslose Überziehen des Girokontos sei das aber nicht, betonen die Banker. "Wir rufen den Kunden im Zweifel an, wenn wir Beratungsbedarf erkennen", sagt Ingo Stockhausen, Vorstandschef der Volksbank Oberberg. Wer den genehmigten Dispokreditrahmen überziehe, laufe Gefahr, dass Lastschriften nicht eingelöst werden.

Nach Angaben der Stiftung Warentest hat bisher nur eine Minderheit der Geldhäuser den Überziehungszins abgeschafft. "Grundsätzlich bleibt das Problem, dass auch die Dispozinsen zu hoch sind. Der Dispo ist der teuerste Kredit, den eine Bank hat", sagt Kerstin Backofen von Stiftung Warentest. Er sei nur geeignet, einen finanziellen Engpass kurzfristig zu überbrücken.

Für das Überziehen des Kontos müssen Kunden derzeit im Schnitt etwa zehn Prozent Zinsen bezahlen, knacken sie auch das Dispokredit-Limit werden um die 14 Prozent fällig. Unter den großen Banken in der Region halten unter anderem die Postbank und die Sparkasse Köln-Bonn am Überziehungszins fest. Dabei gaben alle befragte Institute an, dass die Einnahmen aus diesem Strafzins im Verhältnis gering seien. Stockhausen: "Das Thema wird überbewertet."

Sprecher der Postbank und der Sparkasse Köln-Bonn wiesen darauf hin, dass mit der Überziehung des vertraglich vereinbarten Dispositionskredites für die Bank ein größerer Aufwand verbunden sei wie etwa eine höhere Eigenkapitalbelastung. Deshalb sei auch ein höherer Zins gerechtfertigt.

Commerzbank-Chef Blessing sagte, die von ihm vorgeschlagene Nutzungsbremse könne so aussehen: "Kunden könnten nach zehn Tagen im Dispo einen automatischen Hinweis von der Bank per SMS oder E-Mail bekommen. Dann könnten wir mit ihnen über günstigere Kredite reden." Hingegen hatte sich der Präsident des Bundesverbands deutscher Banken, Jürgen Fitschen, jüngst gegen eine gesetzlich verankerte Warnpflicht bei einer Überziehung des Kontos ausgesprochen.

"Wer nach einer Woche beispielsweise schon einen Anruf bekommt, weil er mit 1000 Euro im Dispo ist, kann sich möglicherweise nicht beraten, sondern vielleicht eher belästigt fühlen", begründete Fitschen, der zugleich Co-Chef der Deutschen Bank ist, seine Haltung.

Union und SPD hatten sich im Koalitionsvertrag aber darauf verständigt, Institute gesetzlich zu verpflichten, Kunden mit einem überzogenen Konto zu warnen und bei längerer Inanspruchnahme günstigere Alternativen anzubieten. Verbraucherschützer begrüßen das Vorhaben.

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