Türkische Lebensmittelgeschäfte Einkauf im "Onkel-Mehmet-Laden"

BONN · Blaue und grüne Kästen reihen sich aneinander, bunt gefüllt mit Obst und Gemüse. Über den Kästen steht ein Schild, geschmückt mit zwei Minaretten: "OBA Market". Das türkische Lebensmittelgeschäft im Hit-Markt im Bonner Stadtteil Tannenbusch: ein Stück Orient mitten in Deutschland.

 Ali Özbek steht stolz am Eingang seines OBA Market in Bonn-Tannenbusch.

Ali Özbek steht stolz am Eingang seines OBA Market in Bonn-Tannenbusch.

Foto: Yalcin

Seit 16 Jahren führt Ali Özbek sein Geschäft in Bonn. Der 41-Jährige Türke kam schon zwei Jahre früher aus seiner Heimatstadt Bayburt nach Deutschland und arbeitete zunächst als Bauarbeiter. Doch sein Entschluss stand fest: Er wollte ein türkisches Lebensmittelgeschäft eröffnen. Tannenbusch hält er für einen guten Standort. "So lange es Ausländer gibt, wird es immer Kundschaft geben", sagt er.

Rund 40 Prozent der Selbstständigen mit türkischer Herkunft arbeiten in Deutschland mit Lebensmitteln. Davon lebt jeder Dritte in NRW. Die Immigranten verkaufen türkische Produkte in ihren Geschäften; in Imbissen und Restaurants bieten sie mit Kebab und Lahmacun Einblicke in die Küche Anatoliens, und als Großhändler versorgen sie wiederum Geschäfte, Imbisse und Restaurants. "Türkische Lebensmittelgeschäfte sind heute keine Exoten mehr, sondern ein integraler Bestandteil der Nahversorgung vor Ort", sagt Yunus Ulusoy von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung in Essen.

In den Regalen des OBA Market in Tannenbusch reihen sich türkische Produkte wie Ayran, Sucuk, Bulgur und Fladenbrot. Die Süßigkeiten locken mit bunten und schrillen Verpackungen und sind um einiges süßer als hierzulande gewohnt. An der Fleischtheke richtet der Metzger schlachtfrisches "halal"-Fleisch an, das der muslimische Schlachthof Aytac Fleisch aus Köln täglich liefert.

Özbek beschäftigt vier Angestellte, drei sind Türken und einer Iraker. Er selbst packt gerne mit an und steht meist an der Kasse. Die deutsche Sprache war anfangs das größte Problem, denn längst nicht alle seine Kunden sind Türken. "Ich habe überwiegend muslimische Kunden. Die meisten sind Araber. Ungefähr jeder Zwanzigste ist Deutscher", erklärt Özbek. Ihn freut, dass sein Kundekreis so groß ist: "Es kommen sogar Leute aus Auerberg und Beuel hier einkaufen." "In anderen Geschäften kann ich einige Gemüsesorten wie zum Beispiel die gelbe Zucchini nicht immer finden", sagt ein deutscher Kunde und hält seine gefüllte Gemüsetüte hoch.

Die türkischen Produkte kauft Özbek problemlos ein. "Es kommen jeden Tag mehrere Großhändler mit ihren Lieferwagen", erklärt er. "Die türkischen Händler haben ein großes Netzwerk. Sobald man ein neues Geschäft eröffnet, finden die Großhändler einen schon." Ein Lieferant betritt das Geschäft. Auf seiner Weste steht Öz-Yil, der Name eines Unternehmens aus Köln, das traditionellen Blätterteig herstellt. Mit Özbek schaut er sich die Kühl- und Brotregale an, notiert, was nachgefüllt werden muss und verhandelt über den Preis.

Als türkischer Großhändler arbeitet auch die Bäckerei Yaman in Bonn. "Viele Kunden hören von uns und kommen auch selbst auf uns zu", erklärt Muharrem Yaman, Inhaber und Gründer. Seit 17 Jahren gibt es die türkische Bäckerei in der Bonner Altstadt. "Wir haben zwei Standbeine: Wir bieten Catering in NRW an und liefern außerdem an Großabnehmer in Bonn und Umgebung", sagt Yaman. Zu den Kunden gehören außer türkischen Lebensmittelmärkten auch urbönnsche Einrichtungen wie das Cafe Bönnsch und das Cafe Göttlich in der Innenstadt. Kurz nach der Eröffnung war die Bäckerei schon in der Umgebung bekannt. "Die Mund-zu-Mund-Propaganda hat damals fast völlig ausgereicht, die funktioniert unter uns Türken immer noch am besten.", erklärt Yaman.

Türkischer Handel in Deutschland

  • Außenhandel Deutschland mit der Türkei (Lebensmittel):
  • Export: 325,5 Millionen Euro
  • Import: 728,6 Millionen Euro
  • Rund 80.000 türkischstämmige Unternehmer in Deutschland beschäftigen etwa 370.000 Mitarbeiter und erwirtschaften einen Jahresumsatz von ca. 35 Milliarden Euro.
  • Seit 1985 ist die deutsche Wirtschaft in der Türkei durch ein Delegiertenbüro des Deutschen Industrie- und Handelskammertags (DIHK) vertreten. Sie zählt mittlerweile über 700 Mitglieder.
  • Im Jahr 2004 wurde in Köln die Türkisch-Deutsche Industrie- und Handelskammer gegründet. Seit 2012 hat sie ihren Hauptsitz in Berlin und ist mit einer Zweigstelle in Köln vertreten.
  • Ausländische Bevölkerung in Deutschland: 6.628.000
  • NRW: 1.877.987
  • Köln: 185.060
  • Bonn: 42.465
  • Bevölkerung mit türkischer Staatsangehörigkeit:
  • Deutschland: 1.575.717
  • NRW: 529.575
  • Köln: 61.958
  • Bonn: 5.937
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort