Studie der Hochschule Koblenz Einstieg in Festanstellung ist selten

BONN/REMAGEN · Ein-Euro-Jobber finden nur selten im Anschluss einen regulären Arbeitsplatz, trotzdem sind viele mit ihrer Tätigkeit zufrieden. Das ist das Fazit einer am Freitag in Remagen vorgestellten Studie der Hochschule Koblenz (Rhein Ahr Campus) in Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirche und Wohlfahrtsverbänden.

 Fegen für einen Euro: Jobber kehren in Hamburg einen Spielplatz

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Foto: dpa

In einer Langzeitbeobachtung von Ein-Euro-Jobbern in Rheinland-Pfalz und dem Saarland haben die Forscher untersucht, was mit "Ein-Euro-Jobbern" nach Ende der Förderung geschieht. Die Wissenschaftler bewerten die Jobs als sinnvoll und fordern, die Förderung nicht weiter zu kürten.

Sie bezeichnen die Arbeitsgelegenheiten als "Rettungsanker, um dem tristen Alltag der Arbeitslosigkeit zu entkommen und soziale Teilhabe zu erleben". Trotz der geringen Bezahlung bleibe den Ein-Euro-Jobbern in der Regel nach Abzug der Aufwendungen noch ein Plus, mit dem sie sich Extras wie Kaffeebesuche oder Geschenke leisten könnten.

Nicht alle profitierten jedoch laut Studie gleichermaßen. Die Forscher haben die Ein-Euro-Jobber in drei Typen eingeteilt. Die "Resignierten" - oft ältere Stellensuchende - hätten sich mit der Arbeitslosigkeit abgefunden. Nach Ende des Ein-Euro-Jobs "ziehen sie sich zunehmend gesellschaftlich zurück und verringern ihre sozialen Kontakte", heißt es in der Studie.

Sie glaubten nicht mehr daran, ihre Situation durch eigenes Handels verbessern zu können. Nur wenig besser geht es dem "Wartenden". Auch er hält seinen Ein-Euro-Job für sinnlos, wartet jedoch - so die Forscher - "auf eine sich öffnende Zukunftsperspektive". Immerhin: "Positive soziale Integrationswirkungen des Ein-Euro-Jobs dauern noch an", so die Studie.

Wirklich profitieren könne "der Stabilisierte" von der Job-Erfahrung. Ihm sei "im Anschluss an die Arbeitsgelegenheit ein Übergang in einen als sinnstiftend wahrgenommenen Status gelungen". Im Klartext: Viele Langzeitarbeitslose gewinnen durch den Ein-Euro-Job laut Studie vor allem die Möglichkeit, sich wieder mehr als Teil der sozialen Gemeinschaft zu fühlen.

Die Autoren fordern deshalb, Arbeitsmarktpolitik nicht nur an den Chancen des Wiedereinstiegs in den regulären Arbeitsmarkt zu messen. Menschliche Arbeit sei "mehr als nur Broterwerb" heißt es in dem Vorwort der Kirchenvertreter zu der Studie. Trotz der günstigen Arbeitsmarktlage hätten sich die Chancen für Bewerber mit Einschränkungen verschlechtert. "Langzeitarbeitslosigkeit verfestigt sich in einer Arbeitswelt mit steigenden Anforderungen", heißt es weiter.

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