Eitorfer ZF Sachs bis 2010 ohne Stellenabbau

Der Stoßdämpfer-Hersteller hat nach den Streichungen im vergangenen Jahr eine Vereinbarung mit den Mitarbeitern getroffen - Auftragsbücher wieder gut gefüllt - Größerer Kundenstamm soll Risiko minimieren

Eitorf. Die Deutschen lieben das Fahrwerk eher sportlich, Chinesen bevorzugen weich gefederte Karossen. Welche Stoßdämpfer die Eitorfer Produktion des Automobil-Zulieferers ZF Sachs verlassen, hängt nach Aussagen von Werkleiter Jürgen Brand nicht nur vom Automodell, sondern auch vom Zielland ab. "Da gibt es ganz unterschiedliche Präferenzen", weiß der Ingenieur. Für ihn und die rund 870 Beschäftigten der Konzernniederlassung an der oberen Sieg zählt jedoch vor allem eines: "Die Auftragslage stimmt wieder", sagt Brand.

Das war nicht immer so. Noch im vergangenen Jahr hat die ZF-Friedrichshafen-Tochter in Eitorf 70 Stellen gestrichen - ein Schlag für die Region mit der höchsten Arbeitslosenquote des Rhein-Sieg-Kreises. Nach Angaben des Werkleiters hatte damals vor allem eine Strategieänderung bei Volkswagen zu dem Einbruch in Eitorf geführt. "Dadurch haben wir einen wichtigen Auftrag verloren."

Aus der Erfahrung hat das Unternehmen Konsequenzen gezogen. Waren noch im Jahr 2002 VW und Audi mit fast 84 Prozent des Umsatzes die dominierenden Kunden, verteilt sich das Geschäft heute auf mehr Hersteller. Unter anderem beziehen BMW und General Motors (Opel) Stoßdämpfer aus Eitorf. 12 000 Stück verlassen im Schnitt jeden Tag das Werk. Die Auftragsbücher sind nach Firmenangaben wieder gut gefüllt. Der derzeitige Jahresumsatz des Werkes von 107 Millionen Euro werde zwar im kommenden Jahr noch konstant bleiben, für 2008 peilt Brand jedoch ein Plus von drei bis vier Prozent an.

Mehr Arbeitsplätze werde es dadurch voraussichtlich allerdings nicht geben. "Wir haben unsere Abläufe so umgestaltet, dass wir mit der bestehenden Mitarbeiterzahl auskommen", sagt Brand. Bis zum Jahr 2010 seien die Eitorfer ZF-Sachs-Beschäftigten vor Kündigungen sicher. Im Sommer dieses Jahres hätten die Mitarbeiter mit dem Konzern eine Beschäftigungssicherung ausgehandelt und im Gegenzug auf bestimmte übertarifliche Leistungen verzichtet.

Seit fünf Jahren gehört das Unternehmen zum Friedrichshafener Automobil-Zulieferer ZF mit weltweit knapp 54 000 Mitarbeitern und 10,8 Milliarden Euro Jahresumsatz. Die Geschichte des Eitorfer Werkes reicht deutlich weiter zurück. In den 30er Jahren gründete Adolf Boge seine gleichnamige Firma in Bad Godesberg. Dort produziert heute noch die ZF Boge Elastmetall GmbH Einzelteile für Stoßdämpfer - auch sie ist mittlerweile eine Tochter des Friedrichshafener Konzerns. Kurz darauf kaufte er in Eitorf eine Schreibmaschinen-Fabrik und widmete sie für sein Geschäft um. Der Standort hatte in den 80er Jahren seine Blütezeit als Familienunternehmen mit bis zu 2 300 Beschäftigten. "Unstimmigkeiten bei den Besitzern" haben laut Werksleiter Brand dazu geführt, dass das Werk in Schwierigkeiten geriet und mehrfach den Besitzer wechselte.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Viel Potenzial bei Ungelernten
Kommentar zur Arbeitslosenquote Viel Potenzial bei Ungelernten
Zum Thema
Aus dem Ressort